Wohnungslose in Hattingen allein gelassen?

Ratlos im Rathaus

Auf der Sitzung des Sozial- und Gesundheitsausschusses vom 21. November 2012 informierte die Beratungsstelle für Wohnungslose der Diakonie Mark-Ruhr über das s.g. Pilotprojekt „Aufsuchende sozialpädagogische Hilfen für ordnungsrechtlich untergebrachte Menschen in Hattingen.“

Die Diakonie hat mit Hilfe der ihr zur Verfügung gestellten geringen Mittel ab dem 01.10.2012 ein Pilotprojekt gestartet und leistet im Rahmen dessen zunächst niederschwellige, beratende Tätigkeiten vor Ort in den Unterkünften der Wohnungslosen. Andreas Buchmüller und Jens Dietrich haben in der Sitzung von ihrer bisher geleisteten Arbeit berichtet.

Auszüge aus dem Bericht der Verwaltung, dem Bericht der Diakonie und Ergänzungen:

Mit Stand vom Oktober 2012 sind 12 Personen in den Notunterkünften der Stadt Hattingen untergebracht. Bei dem überwiegenden Teil der wohnungslosen Frauen und Männer ist es möglich, sie durch frühzeitigen Einsatz der sozialarbeiterischen Beratung und Begleitung wieder zu integrieren. Sie sind überwiegend zwischen 20 und 40 Jahre alt und durch Trennung, Arbeitsplatzverlust, Schulden oder Sucht in die missliche Situation geraten und bekommen oft Arbeitslosengeld II (Hartz IV). In Hattingen sollen von den verschiedenen Standorten mit Unterkünften in der Zukunft die hilfesuchenden Personen weitgehend zentral im Haus an der Werkstraße 40 untergebracht werden, das derzeit renoviert wird.

Die Erfahrungen aus der Vergangenheit in der es einen Vertrag zwischen Diakonie und Stadt gegeben hat, haben gezeigt, dass ein nicht unerheblicher Anteil der Bewohnerinnen und Bewohner von Notunterkünften aufgrund der Gemengelage an Problemen nicht in der Lage ist, das vorhandene Hilfesystem in der Stadt ohne Begleitung und Anleitung für sich in Anspruch zu nehmen. In Gesprächen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Beratungsstelle für Wohnungslose konnte festgestellt werden, dass ein großer Anteil der ordnungsrechtlich untergebrachten Personen von den dortigen Angeboten nicht erreicht werden. Die sozialen Einschränkungen der Bewohnerinnen und Bewohner der Sammelunterkunft führen dazu, dass sie nicht den Weg zu den vorhandenen Hilfsangeboten in Hattingen, wie u.a. die Schuldnerberatung, etc. finden und somit länger als notwendig (Kosten!) in der Notunterkunft verbleiben.

Enorm wichtig sei es, vom ersten Tag der Unterbringung in der Notunterkunft konsequent aufsuchende Hilfe anzubieten um den Prozess der Entkommunalisierung Vorschub zu leisten. Die bereits untergebrachten Betroffenen werden von den Angeboten der Fachberatung für Wohnungslose im Amt nicht erreicht. Die fehlende Mobilität der Bewohner in Verbindung mit massiv ausgeprägten sozialen Schwierigkeiten verhindern eine erfolgversprechende Sozialarbeit. Im Ergebnis bedeutet dieses eine weitere Verfestigung der Problemlage mit einem hohen Grad an Stagnation.

Genau das wird von den Fachleuten der Diakonie bestätigt. Es wäre sinnvoll und notwendig, persönliche Hilfen in Form von Einzelfalllhife früh zu installieren, um die möglichen Folgekosten für die Stadt Hattingen zu minimieren. Ansonsten kann durch eine längerfristige Verweildauer und die Manifestierung sozialer Probleme der betroffenen Hattinger Bürger entstehen. Zu einer erfolgreichen Integration dieses Klientels ist es notwendig, diese „Lücke“ im Rahmen eines Eingliederungsmanagements zu schließen.

Erkenntnis ja, aber es scheitert am Geld

Genau dafür kann die Stadt Hattingen keine Mittel zur Verfügung stellen, die mit jährlich 20.000 bis 22.000 Euro beziffert werden, da es sich hier um keine s.g. Pflichtleistung handelt. Die Dezernentin Beate Schiffer hat bereits versucht, für diesen Betrag Sponsoren zu finden. Leider ist ihr das nicht gelungen.

Die Betroffenheit der Mitglieder des Sozialausschusses war deutlich zu spüren. Auch die Erkenntnis war vorhanden, wenn hier nicht gehandelt wird, dass die diese Menschen weiter sozial abrutschen, isoliert werden und in der Folge ihrer Frustration an anderer Stelle Kosten verursachen.

Es ist sehr armselig, wenn (oft sehr junge) Wohnungslose nicht aufgefangen werden können. Gibt es hierfür keine Menschen, die ihren Geldbeutel für die Schwachen in unserer Gesellschaft öffnen?

Autor:

Bernd Loewe aus Hattingen

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