Udo Kreikenbohm: Gelungener Einblick in die Praxis eines Fotojournalisten

Udo Kreikenbohm, WAZ Fotograf und Redakteur

Hattingen, Henrichshütte

Gestern - Freitag, 21. Dezember 2012 - sprach der Pressefotograf und Bildredakteur Udo Kreikenbohm (WAZ) im Industriemuseum Henrichshütte über das Thema "Das Bild in den Medien".
Dabei ging es anhand von beeindruckenden Kreikenbohm-Fotos um die Fragen, welchen Regeln, geschriebenen und ungeschriebenen, ein Pressefotograf unterworfen ist und wie weit man gehen kann, was man fotografieren kann und was tabu sein sollte.
So konnte z.B. Madonna bei einem Konzert nur abgelichtet werden, als sie noch frisch und unverbraucht aussah, die WAZ versteht sich als Familienzeitung und bringt keine Fotos von Unfallopfern und anderen blutigen Motiven, und auch die Politik und ihre Akteure sind eifrig bemüht, den Fotografen ihre Vorstellungen nahezulegen.

Udo Kreikenbrohm ist ein versierter und exzellenter Fotograf und kann auf mindestens 20 Jahre Praxis zurückgreifen. Jemand, der so lange als Fotojournalist gearbeitet hat wie Udo Kreikenbohm, kann faszinierende Einblicke geben in ein Metier, von dem viele Leser täglich betroffen sind.

Die denkbaren moralischen Implikationen von objektiver Berichterstattung auch über unschöne Sachen und variierenden Grenzen durch vorgebliche Dinge wie Ethik, Geschmack und Redaktionspolitik sind ein weites Feld, und man kann darüber lange diskutieren.
Daher konnte die im Anschluß an Vortrag und Bilderschau stattgefunde lebhafte Diskussion im Publikum und mit Herrn Kreikenbohm nur begrenzte Bereiche behandeln, aber es war doch sehr aufschlussreich.

Der Fotograf schießt seine Bilder, aber über deren Veröffentlichung entscheidet dann doch oft jemand in der Redaktion, damit muss der Fotograf leben können. Und auch mit einer möglichen Schere im Kopf, die ihn bestimmte Fotos gar nicht erst machen lässt, wenn er an die Richtlinien der jeweiligen Publikation denkt – letzteres kann man bedauerlich finden.

Man denke an berühmte Bilder von der Leiche Che Guevaras, von dem tödlich getroffenen Soldaten des Zweiten Weltkrieges, der sein Gewehr fallen lässt oder an den von einer Kugel getroffenen Vietnamesen. Schockierende Bilder, die um die Welt gingen, doch man fragt sich ob sie im heutigen Klima der „political correctness“ so ohne weiteres noch in vielen Medien gedruckt würden.

Der Vortrag war eine gut gelungene Veranstaltung in der Henrichshütte (nicht zu vergessen die Flasche Bier und Weihnachtsgebäck), die man gerne wiederholen und ausweiten könnte.

Autor:

Ulrich Jean Marré, M.A. aus Essen-Ruhr

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