Auf Streifengang mit Polizei und Ordnungsamt während der Herbsttage

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Die Ordnungspartnerschaft zwischen Hemeraner Polizei und dem Ordnungsamt gibt es jetzt bereits seit mehreren Jahren und hat sich zu einem echten Erfolgsmodell entwickelt.

„Wir kümmern uns bei den gemeinsamen Streifengängen vorwiegend um die Gewaltprävention“, nennt Hemers Wachenleiter Gunter Lill den Schwerpunkt des polizeilichen Teils, „schließlich sollen die Menschen ja friedlich miteinander feiern.“ Das Ordnungsamt achte bei dem Kooperationsprojekt dagegen eher eher auf die Einhaltung des Jugendschutzes.
An diesem Freitagabend werden die Hemeraner Polizisten von einem halben Dutzend Beamten und Beamtinnen der zentralen Einsatzeinheit aus Menden und Iserlohn sowie einem Diensthundeführer unterstützt. „In den letzten Jahren mussten wir leider eine deutliche Zunahme der Gewaltbereitschaft von meistens angetrunkenen Störenfrieden beobachten“, weiß Gunter Lill nur zu gut um die Brisanz dieser Aufgabe. Deshalb umfassen die gemeinsamen Streifen der Ordnungspartnerschaft auch immer sechs bis sieben Personen („Alles andere wäre für uns zu gefährlich.“).

Jugendliche "glühen vor"

Der erste „Einsatzort“ an diesem Abend befindet sich in unmittelbarer Nähe auf dem Hademareplatz. Das dortige Lebensmittelgeschäft nutzen vor allem Jugendliche gerne, um sich preiswert mit alkoholischen Getränken zu versorgen und sich so für den Abend „in Stimmung zu bringen“.
Mit geschultem Blick „picken“ sich die Ordnungshüter diejenigen Jugendlichen heraus, die ihnen jünger als 18 Jahre erscheinen und die mit Vorliebe alkoholische Mischgetränke konsumieren, vor allem, wenn dazu auch hochprozentige Alkoholika wie Wodka genutzt werden. „Wir kontrollieren das Alter anhand des Ausweises. Sollten die Befragten keine Papiere dabei haben, wird eine Identitätsfeststellung über die Polizeidatenbank durchgeführt. Falls die Personalien aber verweigert oder gar Falschangaben gemacht werden, kann das Ordnungsamt ein Bußgeldverfahren einleiten.“ In Einzelfällen könnten die Minderjährigen auch mit Unterstützung des Jugendamtes, das an den Herbsttagen ebenfalls im Dienst ist, den Erziehungsberechtigten zugeführt werden. „Uns geht es aber auch darum, innerhalb dieser trinkenden Gruppen die Volljährigen zu ermitteln, die den Alkohol an die minderjährigen Freunde verbotswidrig abgegeben haben. Diese erwartet dann ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Jugendschutzgesetz und eine empfindliche Geldbuße.“ Zum Glück wurden am frühen Abend noch keine gravierenden Verstöße festgestellt, so dass es meist bei freundlichen Ermahnungen an die friedlich feiernden Jugendlichen blieb. Auch Gunter Lill hebt vor allem den Erziehungsaspekt der Kontrollen hervor. „Ganz klar, dass wir, wo immer es möglich ist, auch unseren Ermessensspielraum nutzen und es bei einem ,erzieherischen Gespräch‘ oder einer mündlichen Verwarnung belassen.“ Unproblematisch sind dagegen volljährige jungen Erwachsene, die auf solchen Feiern gern mal ein „Gläschen mehr“ trinken wollen. Voraussetzung ist dabei allerdings, dass die mehr oder weniger alkoholisierten Herbsttagebesucher nicht in irgendeiner Art randalieren oder andere Gäste belästigen.

Drei Bier und zwei Wein

Weiter geht es auf dem Streifengang in Richtung Parkstraße. Vor der Bücherei kommt es zu einem lustigen Intermezzo, als ein ebenfalls bereits leicht „angeheiterter“ Senior auf die uniformierte Streife aufmerksam wird und fragt, ob er denn mal „pusten“ dürfe. Er wolle unbedingt wissen, welchen Promillewert denn drei Bier und zwei Wein ergäben. Doch die Polizisten haben kein Testgerät dabei, und so muss sich der ältere Herr mit der Auskunft zufrieden geben, dass es zumindest für die Fahruntüchtigkeit reiche.
Angekommen am JuK bzw. an der dortigen WISPA-Bühne, hat Hemers Polizeichef dann spontan ein Lob parat: „Auch wenn die Musik, die hier gespielt wird, sicherlich zunächst mal etwas gewöhnungsbedürftig ist, zeigen sich die Verantwortlichen des WISPA-Vereins und die Besucher immer sehr kooperativ und halten die gemachten Vorgaben ein.“ In diesem Bereich gebe es aus Erfahrung fast nie Probleme.

"Wildpinkeln" kostet 20 Euro

Anders sieht es schon aus, als die Streife auf ihrem Rückweg den kleinen Park zwischen Türmchenvilla und der Bücherei erreicht. „Diese etwas abseits liegende Fläche war in den vergangenen Jahren immer wieder Schauplatz von Schlägereien“, erinnert sich Thomas Sprenger. Deshalb wurde sie im Vorfeld der Herbsttage 2013 komplett mit hohen Absperrgittern gesichert. Doch schnell fällt den Streifenbeamten auf, dass bereits Absperrgitter aus der Verankerung gehebelt wurden. Nur wenige Meter später tauchen im Schein der Taschenlampen die ersten „Eindringlinge“ auf. „Ich wollte nur mal schnell in die Büsche, weil die Toiletten auf der Kirmes überfüllt sind“, rechtfertigt sich ein ertappter Jugendlicher, der verständlicherweise noch erschrockener wirkt, als ihn Ordnungsamtsleiter Linus Klinner aufklärt, dass ,Wildpinkeln‘ eine Ordnungswidrigkeit darstelle und 20 Euro koste.
Nach dem grellen Licht der kleinen Kirmes an der Steinert geht es wieder in die Dunkelheit. Der Schulhof der benachbarten Wulfertschule ist ebenfalls ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche. Doch hier ist (noch) alles ruhig. Lediglich ein junger Erwachsener muss auf Anweisung von Linus Klinner den Spielplatz auf dem Schulgelände verlassen.

Kein Pardon bei Falschparkern im Rettungsweg

Währenddessen sind jedoch seine Mitarbeiter bereits am Mühlackerweg aktiv geworden. Dort dreht sich alles um parkende Autos, genauer gesagt um falsch parkende Autos. Gleich mehrere Fahrzeuge sind in den wechselseitig einrichteten Halteverbotsstrecken, die während der Herbsttage zur Freihaltung der Rettungswege beschildert wurden, abgestellt. Und in dieser Angelegenheit kennen die Ordnungsamtsmitarbeiter verständlicherweise kein Pardon.
Sollte der Fahrzeughalter nicht erreichbar sein, rückt umgehend der Abschleppwagen an. Dann wird es teuer. Ist das eigentliche „Knöllchen“ mit 15 Euro noch preiswert, können die Abschleppkosten mit bis zu stolzen 290 Euro zu Buche schlagen. „Aber wir wollen und können es einfach nicht riskieren, dass im Ernstfall Leben gefährdet werden, nur weil ein Rettungs- oder Feuerwehrwagen nicht durch eine zugeparkte Straße kommt“, wirbt Thomas Sprenger nochmals um Verständnis für die drastische Maßnahme, bevor er und seine Kollegen ihre Herbsttage-Streife fortsetzen...

Autor:

Christoph Schulte aus Hemer

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