Australien Teil III: Weihnachten bei 30 Grad Celsius

Foto: privat
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Der Iserlohner Felix Esser schildert im dritten Teil weitere Erlebnisse seines zehnmonatigen Australienaufenthaltes.

Im Anschluss an unseren Segeltrip standen erneut 900 Kilometer Autofahrt vor uns, um Hervey Bay pünktlich am 12. Dezember zu erreichen. Denn von hier aus ging es auf unsere Geländewagentour auf Fraser Island, der größten Sandinsel der Welt. Am Morgen der Abfahrt, teilte uns unser Guide mit, wie sehr wir das Glück gepachtet hatten, gab es doch den ersten Regenguss seit über vier Monaten. Wir machten uns darüber zunächst wenig Sorgen, verfrachteten unser Gepäck in die vier Geländewagen und brachen mit unserer mehr als 20 Mann starken Reisegruppe auf Richtung Fähre. Auf der Insel angekommen wurde uns aber schnell klar, dass Regen Fraser Island vom Paradies zur Hölle macht. Denn Sand klebt. Sand ist schnell überall, im Auto, im Rucksack, im Bier und auch im Schlafsack. Nicht sehr angenehm kann ich sagen. Über unbefestigte Buckelpisten ging es auf der Insel zu den ersten Sehenswürdigkeiten, welche auch wirklich schon anzusehen und in Form der Süßwasserseen auch gut zum Entspannen und Spaß habenwären, hätte es nicht geregnet. Am ersten Abend erreichten wir unser Camp und stellten fest, dass dieses sehr einfach gehalten war, bestand es doch aus einem Anhänger mit Herd, zwei Grills und sechs 4-Mann-Zelten. Irgendwie schafften wir es, die Nacht in den Zelten mit dem unglaublichen Liegekomfort einer Isomatte zu überstehen und freuten uns nach drei Stunden erholsamen Schlafes über die deutliche Wetterverbesserung im Vergleich zum Vortag. Von nun an sollte unser Trip doch noch ein Erfolg werden und wir konnten all das genießen, was einen Tag zuvor noch eher ein erzwungener Genuss gewesen war. Wir betrachteten das Wrack der S.S. Maheno, sahen Dingos am Strand herumlaufen und erfreuten uns an der Aussicht vom Indian Head. Zuletzt doch noch eine gelungene Tour auf der wir ein weiteres Mal viele neue Leute kennengelernt haben. Ich betone das so sehr, da man, wenn man sich entscheidet im Auto zu reisen und zu schlafen, kaum andere Leute kennenlernt und die Freundschaft zum Reisepartner manches Mal auf eine extrem harte Probe gestellt wird. Abgesehen von unseren Aufenthalten in den größeren Städten und der damit verbundenen Hostelübernachtung war es bei uns nämlich tatsächlich so, dass wir kaum Leute kennenlernten. So waren die Trips auch in dieser Hinsicht durchaus etwas Besonderes.

Bunt leuchtender Miniplastikbaum

Zum Abschluss unseres Trips steuerten wir schließlich Noosa an, wo wir drei entspannte Tage im Bushcamp verbrachten und uns etwas von den Strapazen der restlichen Ausflüge erholen konnten. Das mag jetzt vielleicht etwas komisch klingen, uns davon erholen zu müssen, aber die permanente Aktion, Klimaveränderung und der wenige Schlaf machten sich schon einige Male bemerkbar. Vom Bushcamp hatten wir zwar etwas mehr als nur Entspannung erwartet, da uns Kanutouren und Partyabende versprochen worden waren, aber es kam anders. Die Kanutouren fanden zwar statt, waren aber selbstgeführt und nicht allzu spektakulär, sodass wir nur an der Ersten teilnahmen.
Am 20. Dezember machten wir uns dann wieder auf in Richtung Sydney. Wir erreichten die Stadt nach einem Tag Fahrt, der zunächst einmal letzten Übernachtung in unserem Auto und ich checkte erneut in die Rooftop Travellers Lodge ein. Am nächsten Morgen fuhr ich Max, der die Nacht über einfach im freien Bett meines Zimmers geschlafen hatte, zum Flughafen. Er hatte das Glück, in Melbourne seine Eltern zu treffen, mit ihnen die nächsten Wochen zu reisen und die Feiertage zu verbringen. Nachdem ich ihn abgesetzt hatte, wurde mir bewusst, dass ich nun das erste Mal seit über zwei Monaten wieder alleine war. Ich muss sagen, dass ich es durchaus als wohltuend empfand und fing an mir Gedanken über die kommenden Wochen in Sydney zu machen und wen ich alles so treffen wollte.
Meine Zeit alleine fing erst einmal damit an, das Auto auf den Verkauf vorzubereiten. Das hieß ab in die Waschanlage und anschließend staubsaugen und reichlich putzen. Im Rooftop waren nach zwei Monaten immer noch einige Leute, die ich kannte wie z.B. Freddi. Mit ihm konnte ich einige Male gemeinsam kochen und endlich mal wieder etwas für die körperliche Fitness im nahegelegenen Outdoorfitnessstudio am Wentworthpark tun. Am Montag den 23.12. war für mich die einzige Gelegenheit in die Stadt zu fahren und das Weihnachtspaket meiner Familie abzuholen, da die Company sich anschließend erst einmal für zwei Wochen in die Weihnachtsferien verabschiedete. In der Hoffnung etwas Weihnachtsbaumähnliches auftreiben zu können, suchte ich in einigen Geschäften und wurde schließlich in Form eines bunt leuchtenden Miniplastikbaumes fündig. Naja, besser als gar nichts. Zurück im Hostel kamen die Geschenke dann „unter“ den Baum, auch zum Entzücken meiner weiblichen Mitbewohner: „Endlich kommt hier mal ein bisschen Weihnachtsstimmung auf!“. Bei 30°C und ganz ohne Weihnachtsmarkt war es aber weiterhin sehr schwierig, sich weihnachtlich zu fühlen. Daran änderte auch der Besuch des Weihnachtsgottesdienstes in der St. Andrews Cathedral irgendwie nicht viel. Abgesehen davon, war es aber sehr interessant, in Australien die Kirche zu besuchen, denn der Gottesdienst ist hier etwas anders gestaltet als in Deutschland. Der Pastor trug zunächst einmal keine Kutte, sondern Hemd und Anzughose. Außerdem fand ich es sehr angenehm, dass die Gläubigen mit in den Gottesdienst einbezogen wurden, beispielsweise in Form von: „Beschreibe in einem Wort, was Weihnachten für dich bedeutet.“ Zusammen mit den vielen Gesangseinlagen des anwesenden Männer- und Knabenchores ein sehr schönes Gesamtbild. Unser anschließendes Weihnachtsessen bestand aus „All you can eat“ bei Pizza Hut, da keiner motiviert genug gewesen war, etwas zu kochen. Überraschenderweise waren wir dort nicht die einzigen Gäste, vielmehr füllte sich der Laden immer mehr. Wir ließen den Abend schließlich in kleiner Runde bei einer Folge „Game of Thrones“ und einem Glas Whiskey im Hostel ausklingen. Ein eher gewöhnungsbedürftiges Weihnachtsfest.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag ist in Australien der sog. Boxing Day, welcher nicht wie bei uns ein Feiertag ist, sondern der Tag des größten Sommerschlussverkaufs, den ich je gesehen habe. Die Stadt war vollgestopft mit Menschen und ich versuchte gar nicht erst, in eins der Geschäfte zu kommen, denn die Schlangen davor waren teilweise mehr als 30 Meter lang. Am Abend gab es dann schließlich doch noch ein Weihnachtsessen, bestehend aus selbstgemachten Klößen mit Steak und Gemüse.

Neujahrsfest mit Schweden und Norwegern

Für das Neujahrsfest hatte ich mich mit einigen Schweden, Norwegern und Deutschen verabredet. Wir trafen uns bereits um 10 Uhr morgens ausgestattet mit reichlich Proviant und Campingstühlen an den Royal Botanic Gardens um vom Mrs. Macquaries Point aus eine gute Sicht auf das Feuerwerk zu genießen. Die Rechnung hatten wir allerdings ohne die sonst eher unpünktlichen Australier gemacht. So trauten wir unseren Augen kaum, als wir die Schlange sahen. 6000! Leute waren zu diesem Zeitpunkt bereits vor uns um sich die besten Plätze zu sichern. Nach über drei Stunden hatten wir die Einlasskontrolle schließlich passiert und konnten gerade noch so einen Platz mit guter Aussicht ergattern. Die Wartezeit verbrachten wir mit Karten spielen und Sonnen, da bis zu einem gewissen Zeitpunkt auch das Wetter mitspielte. Mit Einbruch der Dunkelheit zog es sich leider etwas zu, allerdings war die Aussicht immer noch sehr gut, als gegen 9 Uhr das erste Mal für etwa zwei Minuten Feuerwerk abgeschossen wurde. Als es dann um Mitternacht endlich so weit war, konnten wir 12 Minuten lang ein überwältigendes Feuerwerk über dem Sydney Harbour mit Blick auf das Opera House und die Bridge bestaunen. Sieben Tonnen Feuerwerk im Wert von über vier Millionen Euro wurden in dieser kurzen Zeit in die Luft geschossen und dementsprechend spektakulär war es auch. Ob sich die lange Warterei gelohnt hatte, konnten wir am Ende nicht sicher sagen, waren uns aber einige, dass man dieses Feuerwerk einmal im Leben gesehen haben sollte. Der Rückweg vom Feuerwerk war auch noch ein Erlebnis für sich, da nun alle Menschen, die sich hierfür rund um den Hafen gedrängt hatten, gleichzeitig in Richtung Innenstadt strömten. Wir entschlossen uns dazu, nach diesem langen Tag alle zu unseren Unterkünften zu fahren und nicht mehr feiern zu gehen.

Weiter Richtung Melbourne

Die Tage bis zu meinem Geburtstag verbrachte ich damit, Freunde wiederzutreffen, da für Weihnachten und Neujahr so ziemlich alle Backpacker Australiens nach Sydney gekommen waren. So fuhr ich unter anderem mehrere Male zum Bondi Beach und traf Fiete, den ich noch vom Hinflug kannte. Meinen Geburtstag schließlich verbrachte ich damit, die schönen Seiten Sydneys zu genießen, zum Hafen zu fahren und durch die Geschäfte zu schlendern. Wiederum sehr gewöhnungsbedürftig, da ich den Tag bis zum Abend allein verbrachte. Gegen 9 Uhr traf ich mich mit ein paar Freunden und besuchte das Scary Canary, einen von Sydneys akzeptablen Clubs, wo wir bis spät in die Nacht feierten.
Meine Versuche in den mir verbleibenden Tagen das Auto zu verkaufen waren nicht von Erfolg gekrönt. So kam es, dass ich mich spontan entschloss mit Fiete gemeinsam mit dem Auto nach Melbourne zu fahren. Max war zwar inzwischen vom Trip mit seinen Eltern zurück, hatte aber geplant bald nach Neuseeland aufzubrechen, sodass ich das Auto allein nutzen konnte. Wir machten uns also am Morgen des 15. Januar auf innerhalb etwa einer Woche nach Melbourne zu reisen.

Foto: privat
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Autor:

Karola Schröter aus Hemer

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