Ordensschwester: Von Indien ins St. Elisabeth Hospital Iserlohn

Heute sind die meisten oder zumindest einige 15-Jährige damit beschäftigt, sich gegenseitig mit „Selfies“ in sozialen Netzwerken zu übertrumpfen (je nach Höhe des Peinlichkeitsgrades mit stetig abnehmendem Erfolg) und lechzen - so verrät es uns die TV-Werbung - nach dem neuesten Fruchtaufdruck-Smartphone sowie Spiele-Konsolen. Alles ja nicht verwerflich. Aber: Kann sich jemand vorstellen, dem und vielem anderen zu entsagen für „etwas“, das man weder sehen noch anfassen kann?

Als Teenager hat eine junge Frau beschlossen, diesen Weg zu gehen und damit eine Entscheidung getroffen, vor der ich enormen Respekt habe; vor allem, weil sie sich als Individuum komplett zurückstellt, Bescheidenheit in den Vordergrund rückt, ihren Sinn des Lebens gefunden hat und diesen lebt.
Mit einem ansteckenden und seltenen „echten“ Lächeln begegnet man einer jungen Frau auf den Fluren des Iserlohner St. Elisabeth-Hospitals; sie sorgt in solch einem Begegnungsmoment für Fröhlichkeit unter den Patienten. Neben dieser Besonderheit fällt sie außerdem auf wegen ihrer komplett weißen Tracht, die sie während ihrer Arbeit dort trägt.
Josmy Kuriakose (30) aus dem an der Malabarküste gelegenen südwestindischen Bundestaat Kerala war 15 Jahre alt, als sie sich entschlossen hat, der Gemeinschaft Congregation Society of kristudasis, Gemeinschaft der Mägde Christi (gegründet am 19. Mai 1977 von Jacob Thoomkuzhy, damaliger Bischof der indischen Diözese Mananthavady und ehemaliger Erzbischof von Trichur), beizutreten. Damit folgte sie ihrer Tante, die ebenfalls der Gemeinschaft angehört. 307 Mitglieder zählt der junge Orden aktuell. Im Vordergrund steht die Hilfe für andere Menschen.

Vor vier Jahren nach Deutschland

Die heute 30-Jährige wuchs als Katholikin auf - die Christen bilden in ihrer Heimat eine Minderheit, denn der größte Anteil dort gehört dem Hinduismus an, gefolgt vom Islam. Schwester Josmy erinnert sich: „Als ich mich damals dazu entschieden habe, war mein Vater erst nicht einverstanden, weil ich so jung war. Aber dann hat er gesagt: ‚Es ist dein Leben und darüber kannst du selbst entscheiden‘. Und das tat sie.
Nach einer sechsjährigen Ausbildung war sie Ordensschwester geworden und lebt wie ihre ,Schwestern‘ nach dem Motto: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort“. Vor vier Jahren dann ging ihre Reise nach Deutschland. Sie ist eine von 18 Schwestern, die in sozialen Einrichtungen in Iserlohn, Menden und Neheim arbeiten. Mit sechs von ihnen lebt sie im Schwesternwohnheim nahe des St.-Elisabeth-Hospitals in Iserlohn, ihrer jetzigen Ausbildungsstätte. Die 30-Jährige wird dort 2016 ihre Ausbildung zur Krankenschwester beenden. Neun Tage Urlaub bekommen sie und ihre Schwestern im Jahr. Alle zwei Jahre fährt sie nach Indien und besucht ihre Familie. Sie ist die jüngste unter ihren Ordensschwestern. Nicht nur in Deutschland, auch in Indien gehe der Kinder-Trend zurück. Schwester Josmy: „Das ist ein Grund dafür, dass weniger Frauen einem Orden beitreten. Denn wenn Eltern nur ein Kind haben, möchten sie das vielleicht nicht.“

Die Gemeinschaft stets im Vordergrund

Auf meine Frage, ob es manchmal nicht schwer ist, Sämtlichem zu entsagen, was für andere zum Leben dazu gehört, und sie selbst nicht einmal ein eigenes Handy besitzen darf, antwortet sie mit ihrem freundlichen Lächeln: „Nein, natürlich nicht.“ In diesem Moment wird einem wirklich bewusst, um was es geht und dass diese Frage mehr als überflüssig gewesen ist und man sich ein wenig dafür schämt.
Diese Menschen geben sich und ihr Leben dem hin, an das sie glauben und festhalten. Das ist absolut nichts, worüber man die Stirn runzeln sollte, sondern so eine bescheidene Lebenseinstellung ist wohl eher zu bewundern. Vor allem, weil die Individualität dabei natürlich völlig zurückgestellt wird. Das wurde auch während des Gesprächs mit der 30-jährigen Ordensschwester deutlich, die zwar kleine Einblicke in ihr Leben gewährt, aber dabei immer darum gebeten hat, sie nicht als Person in den Vordergrund zu stellen, sondern die Gemeinschaft.

Autor:

Karola Schröter aus Hemer

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