Was Sie hören und was Sie besser lassen sollten

Anfang dieses Jahrzehnts machten etliche Bands auf sich aufmerksam, die mit deutschsprachigen Texten und einer naiven Unbekümmertheit ans Werk gingen, was man seit der Neuen Deutschen Welle nicht mehr gehört hatte. Wir sind Helden, Juli oder Silbermond machten deutschen Pop abseits des Schlagers wieder hoffähig. Nach längerer Pause legen die beiden erstgenannten nun ihre neuen Werke vor.

Beiden Werken gemein ist, dass sie erwachsener klingen und sich existentiell von den Erstwerken unterscheiden. In die Musik der beiden Bands ist Nachdenklichkeit eingezogen, die die Wut und Power verdrängt hat.

Wir sind Helden wollten mit ihrem ersten Album „ihr Leben zurück“ (aus „Guten Tag“) und ihr „Denkmal“ zerstören. Das Debüt „Die Reklamation“ erreichte Platz 2 der deutschen Verkaufscharts und ebnete den steilen Weg bergauf. Die beiden folgenden Alben enterten auch die Spitze der Charts und Songs wie „Nur ein Wort“ zeigten das Gespür der Formation um Judith Holofernes für großartige Melodien. Nach doppelter Babypause folgt nun Werk Nummer 4 „Bring mich nach Hause“.

Schon der Eröffnungstrack und Singleauskopplung „Alles“ zeigt, dass man es bei Wir sind Helden im Jahr 2010 nicht mehr mit seichtem Pop, sondern mit zum Teil sperrigen Titeln und Akkorden in Moll zu tun hat. Reinhörtipps sind „Die Ballade von Wolfgang und Brigitte“ oder der noch positivste Song „23:55 Alles auf Anfang“.

Das neue Werk benötigt mehrere Gehördurchgänge, um sich voll zu entfalten. Geben sie ihm die Zeit, denn auch ich hätte fast den Fehler gemacht, das neue Werk nach einem Hördurchgang zu verreißen.

Juli stürmten 2004 die „Perfekte Welle“ und hatten eine „Geile Zeit“. Das dritte Werk der Giessener hört auf den Namen „In Love“ und setzt den Weg, den sie auf „Ein neuer Tag“ begonnen haben, konsequent fort; weg von der guten Laune Musik hin zu ernst zu nehmender Popmusik. Der neue Silberling ist somit auch eher eine melancholische Herbstscheibe.

Neben der Melancholie haben auch elektronische Komponenten in den Juli Soundkosmos Einzug gehalten. Zu hören ist dieses u.a. bei der Single „Elektrisches Gefühl“ die genauso wie „Süchtig“ oder „Jessica“ als Reinhörtip dient.

Auch Eva Briegel und Band sind erwachsen geworden aber auch mit Musik in Moll kann man eine „Geile Zeit“ haben.

Autor:

Kay Utermark aus Herdecke

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