Lokalkompass präsentiert
BürgerReporter des Monats: Hans-Martin Scheibner

Hans-Martins aktuelles Profilbild. Er ist unser BürgerReporter des Monats August. | Foto: Scheibner
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  • Hans-Martins aktuelles Profilbild. Er ist unser BürgerReporter des Monats August.
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Hans-Martin Scheibner ist ein Mann mit vielen Interessen. Im Lokalkompass zeigt er sich als Fotograf und Autor mit lokalen und naturwissenschaftlichen Themen. Hier beschreibt er mit eigenen Worten, was ihn als BürgerReporter antreibt, warum er Teil einer Forschungskollaboration der Uni Stanford (USA) wurde und was seine Heimatstadt Xanten so besonders macht.

Wie bist du zum BürgerReporter geworden?
Meine Mutter hatte im Xantener den Aufruf des LK gelesen, sich als Bürgerreporter im LK zu betätigen und meinte, das sei doch auch etwas für mich. Nach einigem Zögern habe ich mich auf die Seite des LK begeben und nach Durchsicht der ganzen Hilfestellungen angemeldet, und die Sache machte mir viel Spaß. Zu dieser Zeit war allerdings alles noch ein bisschen anders als jetzt. Mein erster Beitrag ging am 07.01.2011 online.

Was gefällt dir gut am Lokalkompass, was weniger? 

Das gefällt mir gut: Die vielfältigen Möglichkeiten, die zwischenmenschlichen Kontakte mit der LK-Gemeinschaft, die bunte Mischung der Beiträge, die Möglichkeit zu informieren und etwas in Bewegung zu versetzten, meine Vorliebe fürs Schreiben und Fotografieren ausleben zu können – und dass man bei schönem Wetter draußen im Garten am Laptop für den LK „arbeiten“ kann und sogar noch zwei Balken WLAN hat!

Was mir weniger gefällt: Der Umbau der Onlinepräsenz des LK im Herbst 2018 war anfangs eine mittelschwere Katastrophe und hatte auch mich für etliche Monate abgeschreckt. Glücklicherweise sind nun die allermeisten Kinderkrankheiten behoben und der LK macht nun einen optisch sehr guten Eindruck. Was mir aber nach wie vor fehlt, ist eine brauchbare Kontaktliste. Und wie in der Frage schon angeschnitten, nerven die Werbeschnipsel tatsächlich!

1976: Hans-Martins erster Pressekontakt. | Foto: Scheibner
  • 1976: Hans-Martins erster Pressekontakt.
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Wie hältst du es mit der Community im Lokalkompass? Tauschst du dich regelmäßig mit anderen BürgerReporterInnen aus? Warst du schon einmal auf einem LK-Treffen?
Der Austausch findet nur online statt, was unterschiedliche Gründe hat. Erstens verfüge ich über keinen PKW, zweitens ist Busfahren heutzutage eine teure Angelegenheit, zudem auch noch die Verbindungen und Abfahrtzeiten der Verbesserung bedürfen. Hinzu kommt, dass ich aus gesundheitlichen Gründen nicht gut im Voraus planen kann. Allerdings war ich schon zweimal zu Besuch in der Weseler Redaktion.

Fotografie ist eine große Leidenschaft von dir. Wie und wann hat das angefangen? Was hält dich dabei?
Die ersten Fotos, das war 1994, habe ich mit der analogen Spiegelreflex-Kamera meines Vaters gemacht, einer Konica Autoreflex T3, welche ich mir auch immer wieder ausgeliehen habe. Seither war und ist meine Begeisterung fürs Fotografieren ungebrochen. Meine erste eigene Kamera war eine digitale JenOptik JD C 3.1 LCD, deren Leistung aber noch zu wünschen lies.

Das war 2005. Mit der Weiterentwicklung der Kameratechnik wurden auch meine Fotos besser. Mein aktuelles Modell ist die Canon PowerShot SX520 HS, teurere Systeme übersteigen mein Budget. Aber die Qualität der Aufnahmen richtet sich in erster Linie nach dem Umgang des Fotografen mit seiner Kamera.

Hans-Martin: "1978, mein erstes Interview." | Foto: Scheibner
  • Hans-Martin: "1978, mein erstes Interview."
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Naturfotografie ist dein Genre. Wieso gerade das?
Ich bin in Straelen am Niederrhein in einer Siedlung am Waldrand aufgewachsen und habe beim Spielen sehr viel Zeit in der Natur verbracht. Meine Eltern sind mit meiner Schwester und mir viel gewandert, nicht nur in der näheren, sehr reizvollen Umgebung, sondern auch am Meer und im Mittelgebirge. Mit zunehmenden Alter lernte ich die Natur besser zu verstehen; hinzu kam mein wachsendes Interesse für Pilze, welche mich als Kind schon fasziniert haben.

Mit 12 Jahren bekam ich ein kleines Pilzbestimmungsbuch und eines über Wetterkunde, für die ich mich schon in diesem Alter interessierte, geschenkt. Meine Fachliteraturbibliothek umfaßt inzwischen ein breites Spektrum meiner Interessengebiete. Auch wenn es manchmal den Anschein hat: ein Hobbyastronom im eigentlichen Sinne bin ich nicht, wenn ich auch vieles aus diesem Bereich interessant finde.

Hans-Martin: "Big Brother is watching you." | Foto: Scheibner
  • Hans-Martin: "Big Brother is watching you."
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FOLDING@HOME – du bist seit 2014 als aktiver Falter dabei. Worum geht es bei dem Projekt?
F@H ist ein Projekt der Stanford University für die Krankheitsforschung, welche die Proteinfaltung und andere Arten von Molekülbewegungen simuliert. Die Proteinfaltung ist ein Prozess, durch den Proteine ihre dreidimensionale Struktur erhalten. Statt die Rechenleistung eines einzelnen Rechners zu nutzen, wird dabei eine komplexe Aufgabe in viele kleine Teilaufgaben aufgeteilt (WUs = Work Units), diese auf mehrere Rechner verteilt und deren Rechenleistungen zur Aufgabenbewältigung genutzt.

Das Projekt verwendet durch verteiltes Rechnen die ungenutzten Verarbeitungsressourcen von unseren Rechnern und auch Servern, auf denen die Software installiert ist, und die so zur Erforschung von Krankheiten beitragen. Welche Projekte man unterstützen möchte, bestimmt man selbst, kann sich aber jederzeit ausloggen.  Man muss also nicht immer mit dabei sein. Auch ist es möglich, während man faltet, seinen Computer weiternutzen. Je nach Rechenleistung dauert eine Arbeitseinheit 1 bis 8 Stunden und verbraucht dabei meist ca. 100 Watt die Stunde (potente Hardware genehmigt sich deutlich mehr).

"2020: Kontaktaufnahme im LK ist auch im Freien möglich." | Foto: Scheibner
  • "2020: Kontaktaufnahme im LK ist auch im Freien möglich."
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Um nicht alleine tätig zu sein, organisiert man sich in sogenannten Teams bzw. schließt sich einem bestehenden an. In meinem Fall habe ich mich dem Team PCGH 70335 angeschlossen, um so auch Unterstützung im Forum zu erhalten oder selber dort Hilfestellung geben zu können. Zu erwähnen ist noch, dass man für jede abgeschlossene WU Punkte bekommt. Diese dienen dazu, die Leistung und Ranglisten der einzelnen Teams und deren Mitglieder zu ermitteln.

Was muss man dafür können und mitbringen? Idealismus, ein stabiles Computersystem, ein aktuelles Windows 10 oder Linux - am besten auf Ubuntu basierend - sowie halbwegs aktuelle Hardware wie mindestens eine 4-Kern CPU und eine Grafikkarte ab Geforce GTX 1050 oder vergleichbare Modelle von AMD.

Hans-Martins Kamera entgeht auch in Corona-Zeiten fast nichts. | Foto: Scheibner
  • Hans-Martins Kamera entgeht auch in Corona-Zeiten fast nichts.
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In deinen Texten informierst du zum Teil mit extrem hoher Reichweite, mal über Neuigkeiten aus der digitalen Welt, mal über Waldkäuze, Stinkmorcheln und Mistkäfer. Wie kommt es zu dieser Themenvielfalt? Welche Themen würdest du gar nicht erst anfassen bzw. welche Themen interessieren dich überhaupt nicht?
Es sind in den meisten Fällen die aktuellen Ereignisse die ich aufgreife und darüber recherchiere, um mehr darüber zu erfahren. Oft finde ich die Ereignisse/Materie dann so interessant, dass ich Lust habe, darüber etwas zu schreiben.

Im Grunde interessieren mich alle Themenbereiche, allerdings lasse ich außen vor, was ich aus meiner Sicht für unwichtig halte. Dazu gehört bei mir auch – man möge es mir verzeihen – Sport, nach dem Motto: Sport ist Mord. Die politischen Ereignisse verfolge ich aufmerksam, halte mich aber möglichst heraus. Allerdings kann ich es mir nicht verkneifen, sporadisch durch Text oder Bild den einen oder anderen Seitenhieb zu verpassen.

Achat Pseudomorphose nach Baryt

Du lebst in Xanten. Was macht die Stadt besonders lebenswert? Was läuft schlecht?
Wie schon weiter oben geschrieben, bin ich im niederrheinischen Straelen aufgewachsen, dann im Sommer 1989 mit meinen Eltern und meiner Schwester nach Xanten umgezogen, weil mein Vater dort Arbeit bekommen hatte. Nach einer einjährigen Zwischenstation in Xanten-Unterbirten wohne ich bereits seit 18 Jahren mit meiner Mutter in Xanten-Marienbaum.

Über Xanten gibt es teils Positives, jedoch auch Negatives zu berichten, wobei Letzteres jedoch in den meisten Fällen als relativ zu betrachten ist.Anfangs war Xanten ein hübsches und beschauliches Städtchen am Niederrhein. Im Laufe der Zeit kamen zur Freude der Stadt Xanten immer mehr Touristen, was der Stadt aber viel von dem nahm, was ihren Reiz ausmachte - das ist meine ganz persönliche Meinung. Bezahlbarer Wohnraum ist rar geworden. An lauen Sommerabenden gingen wir gerne durch das damals noch unbebaute Lüttinger Feld zum Rhein.

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Viele Geschäfte des täglichen sowie allgemeinen Bedarfs haben inzwischen geschlossen. Auch der letzte sich im Ortskern befindliche Lebensmittelmarkt hat zum Leidwesen vieler zugemacht. So ist man zusehends auf einen PKW angewiesen. Die Busverbindungen lassen immer noch zu wünschen übrig, viele schöne Ziele sind kaum, oder gar nicht per Bus erreichbar - einige Haltestellen werden nicht mehr angefahren - die Häufigkeit der Fahrten im Grunde unzureichend, so dass das Interesse am Busfahren immer mehr sinkt. Aufgrund der Coronamaßnahmen erhält man außerhalb Xantens in den Nebenorten wie Wardt, Vynen, Mörmter, Birten und eben in meinem Fall Marienbaum keine Fahrscheine. Den Busfahrern ist es untersagt, diese zu verkaufen. Nur in einigen Linienbussen können per Smartphone gebuchte Tickets entwertet werden.

Die gerade Verbindung nach Xanten musste dem weiteren Ausbau des APX (Archäologischer Park Xanten) weichen, welcher sicher ebenfalls ein Touristenmagnet ist, wie auch der Dom sowie die vielen historischen Baudenkmäler und die teils renaturierten und für Freiaktivitäten hergerichteten ausgekiesten Gebiete, jetzt eine Seenlandschaft mit dem sehr schön gestalteten Naturfreibad Xanten-Wardt.

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Man sollte jedoch nicht vergessen, dass dem Auskiesen sehr viel wertvolles Ackerland weichen musste. Im Einzugsbereich der Seen befinden sich die hübschen Xantener Nebenorte Vynen und Wardt, sehenswert sind jedoch auch das zu Xanten gehörige Mörmter mit gleichnamigem Kloster, das am Rhein gelegene Obermörmter sowie das am Altrhein bzw. am Fuße des Fürstenbergs gelegene Oberbirten mit seinem Amphitheater. Ein schönes Naherholungsgebiet sind die zu Xanten gehörende Hees mit Bunkeranlagen aus dem zweiten Weltkrieg sowie der am höchsten Punkt knapp 72 Meter hohe Fürstenberg, auf dem sich früher ein Römerlager befand. Nicht zu Xanten gehörend, aber trotzdem einen Besuch wert ist die nahegelegene Sonsbecker Schweiz, ein Hügelland mit dem seit einigen Jahren einsturzgefährdeten 26 m hohen Aussichtsturm auf dem 86 m hoch gelegenen Dürsberg nahe des Tüschenwalds. Von der 100 m über NN liegenden Aussichtsplattform, welche man über 154 Stufen erreichte, hatte man einen herrlichen Ausblick über die niederrheinische Landschaft bis nach Xanten. Wie es heißt, soll dieser demnächst durch einen neuen ersetzt werden. Seitens der Stadtverwaltung hat man vieles vorwiegend für die Touristen verschönert bzw. eingerichtet, was natürlich in den meisten Fällen auch den Xantenern zu Gute kommt.

Schon zu Lebzeiten wie ein Heiliger verehrt: Martin – Mönch und Bischof von Tours

Zu erwähnen ist die Umgestaltung des Stadtparks zum Kurpark Xanten mit Gradierwerk, Kneippbecken und Bibelgarten sowie Freizeitmöglichkeiten für Groß und Klein. Beliebt, vor allem bei den Kindern, ist der von ihnen zusammen mit der Künstlerin Nicole Peters gestalteten Drache Gordo, welcher vor der Kriemhildmühle über Xanten und ihren Bewohner wacht und sich über jeden lieben Besuch freut. Das Kulturangebot kann sich sehen lassen, da ist für jeden Geschmack etwas dabei, das Gastronomieangebot ist vielfältig und ausgewogen. Die medizinische Versorgung innerhalb der regulären Zeiten ist als zufriedenstellend zu betrachten, ein modernes und über die Grenzen hinaus bekanntes und beliebtes Krankenhaus befindet sich in der stadtnahen Hees. Corona ist momentan leider allgegenwärtig, und wie es danach weitergeht, wird man sehen.

Welchen Rat möchtest du dem Lokalkompass und seiner Community auf den Weg geben?

Fairness im Umgang miteinander. Mut zu gesunder Kritik, aber auch die Fähigkeit, mit dieser umzugehen. Bei allem Chaos nicht den Sinn für Humor verlieren. Auch mal etwas scheinbar Richtiges in Frage stellen. Das Urheberrecht beherzigen. Als BR stehen einem viele Möglichkeiten offen, allerdings mit Einschränkungen gegenüber der zugelassenen Presse. Um daraus resultierenden Schwierigkeiten aus dem Wege zu gehen, sollte man diesen Umstand bei seinen Recherchen sowie Reportagen berücksichtigen.

Eine kreative Auszeit vom LK ist manchmal recht sinnvoll, oft sind sie sogar Ausgangsbasis für den nächsten Beitrag.

Autor:

Jens Steinmann aus Herne

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