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Bürgerreporterin des Monats Januar: Barbara Kando

Barbara Kando war Krankenpflegerin und entdeckte mit Beginn der Rente die Poesie für sich.  | Foto: Manon von Ikier-Hoppe
  • Barbara Kando war Krankenpflegerin und entdeckte mit Beginn der Rente die Poesie für sich.
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Barbara Kando kam in einer Bombennacht kurz vor Kriegsende in Schwelm zur Welt und wurde Krankenpflegerin. Heute lebt sie in Erwitte und erreicht mit ihren Gedichten Menschen in ganz NRW. Lest hier das Interview mit unserer Bürgerreporterin des Monats Januar.

Wie kam es, dass du Bürgerreporterin geworden bist?
Ich hatte ein Gedicht über meine Großmutter Agnes Mohing (1881-1961) geschrieben, die in Schwelm eine sehr bekannte Persönlichkeit war. Dieses Gedicht wollte ich ihr zum Gedenken öffentlich machen und erfuhr von der Möglichkeit es im Lokalkompass vorzustellen. Als kurz darauf auch „Meine Strasse“ in Erinnerung an die Schützenstrasse genau so häufig gelesen wurde, machten mir weitere Veröffentlichungen Mut und schenkten mir viel Freude.

Bitte stelle dich in fünf Sätzen kurz selbst vor.
Ich bin schon etwas älter, geboren mitten im Bombenterror, dem Schicksalstag der Stadt Schwelm, am 13. März 1945. Von Beruf war ich viele Jahre als Krankenschwester tätig (auch im Marienhospital) und bin seit knapp 50 Jahren mit meinem Mann verheiratet. Wir haben eine Tochter und einen Sohn, dazu 3 Enkelsöhne und eine Enkelin. Da mein Mann nach 5-jähriger Krankenhaustätigkeit in Erwitte 33 Jahre eine Praxis als Haus-und Badearzt in Bad Westernkotten inne hatte, ist unser Lebensmittelpunkt natürlich hier in Erwitte, aber unsere Gedanken und Erinnerungen sind nicht von meiner Heimatstadt zu trennen. Neben dem Schreiben von Gedichten sowie einer umfassenden Familiengeschichte stecke ich meine Nase am liebsten in dicke Bücher oder verbringe die restliche Zeit mit meiner ehrenamtlichen Tätigkeit in der ambulanten Hospiz-Initiative Erwitte-Anröchte.

Mein Stammbaum

Was bedeutet Schwelm für dich?
Schwelm hat eine sehr lebendige und wechselvolle Geschichte, die mich schon immer fasziniert hat. Die Geschichte meiner Herkunftsfamilie ist eng mit Schwelm verbunden und auch meine Mutter, Mitte der 30er Jahre aus Unterfranken zugezogen, war eine bekannte Persönlichkeit. Das Städtchen mit seinen prägnanten Kirchtürmen, seinen damals noch beiden alten Krankenhäusern, dem Marktplatz, dem Heimatfest, der eindrucksvollen Fronleichnamsprozession, dem Aufbauwillen nach 1945, der evangelisch-katholisch gelebten Toleranz, dem Kolpinghaus und Freibad, der Rodelbahn am Gymnasium, den Wäldern und Talsperren ringsum waren und sind in meiner Erinnerung fest verankert.

Im Lokalkompass veröffentlichst du viele deiner Gedichte. Wie kam es, dass du zur Poetin wurdest?

In meiner Kindheit nach dem Krieg ohne jegliche Unterhaltungsmedien wurde ich von den wunderbar lebendigen Erzählungen alter Märchen durch meine Großmutter gefesselt. Sie konnte ebenfalls ellenlange Gedichte rezitieren und ich bin der festen Überzeugung, dass es diese tief sitzenden Erinnerungen sind, die mir das Erzählen und Schreiben näher brachten. Natürlich war und bin ich von klein auf eine unersättliche Leseratte! Vor ungefähr 25 Jahren begann ich bei Familienfesten eigene kleine Gedichte vorzutragen. Ein Schlüsselerlebnis war das Gedicht „Mein Engel“, welches ich für unsere älteren Patienten in der Praxis meines Mannes aufhing. Dieses Gedicht und darauf folgende Geburtstags- und Weihnachtswünsche machten viel Freude und ermutigten mich weiter zu schreiben. Heute kann ich vor allem Gefühle und Gedanken sowie auch Wünsche in meinen Gedichten ausdrücken.

Gedanken im Alter

Was ist für dich das Schönste am Gedichteschreiben? Fällt es dir manchmal schwer?
Das Schönste am Schreiben ist, wenn meine Gedanken in einem Gedicht die Herzen anderer Menschen berühren. Oft fließen diese Gedanken ungehemmt aus mir heraus, aber es bedarf natürlich auch immer noch einiges an Feinarbeit in der Wortwahl und Rhythmik, die durchaus auch mehrere Tage dauern kann. Ebenso kann es sein, dass besonders tief sitzende Gedanken erst einmal reifen müssen bevor ich sie zu Papier bringen kann.

Welche Tipps kannst du anderen geben, die noch nicht viel Übung im Dichten haben?
Lasst euch und nehmt euch Zeit, gebt nicht auf. Lauscht vor allem euren eigenen Gefühlen in der Thematik, im Aufbau und in der Wortwahl und lasst Euch nicht von besser wissenden Kritikern verunsichern!

Du hast bereits einen Gedichtband veröffentlicht. Wie kam es dazu?
2020 feierte die Hospiz-Initiative Erwitte-Anröchte ihr 20-jähriges Jubiläum. Dazu wollte ich als aktives Mitglied gerne einen eigenen Beitrag leisten und suchte deshalb die prägendsten Trauer- und Begleitgedichte aus meinem Fundus aus. Ich erhielt für dieses Vorhaben die volle Unterstützung unserer Koordinatorinnen und des Vorstandes und konnte nach fleißiger Werbung zur Deckung der Unkosten das Büchlein der Öffentlichkeit präsentieren. Durch die Corona-Krise war es somit die einzige Möglichkeit unsere Hospiz-Initiative im näheren Umkreis würdig zu vertreten. Mittlerweile ist ein zweiter Gedichtband zum Thema „Leben“ in Vorbereitung.

Wenn du etwas am Lokalkompass verbessern könntest – was wäre das?
Ich empfinde den Lokalkompass als wunderbares Mittel sich mitzuteilen und habe im Augenblick keine Verbesserungsvorschläge!

Autor:

Jens Steinmann aus Herne

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