„Baudichte bringt Profit und kostet Lebensqualität“

Die Aktionsgemeinschaft Grüne Lunge überreichte Bürgermeister Thiele vergangene Woche eine Liste mit über 1500 Unterschriften. Die Liste dokumentiert den Wunsch der Bürger nach Lebensqualität im Hildener Süden im Zusammenhang mit der Bebauung der Albert-Schweitzer-Schule.

Die Grüne Lunge bemängelt den Freiraumverlust, eine drangvolle Enge in der bereits sehr dicht besiedelten Stadt, den Verlust vieler alter Bäume und die erwartete Zunahme der Verkehrsbelastung. In einer ersten Vorabstudie kommt das Baumteam der Grüne Lunge zu neuen Ergebnissen.

Viele Bäume sind sehr alt. Hier sollte nach Meinung der Aktionsgemeinschaft die Planung revidiert werden. Bis zu 160 Jahre alte Bäume müssen erhalten werden. Gerne wird die Grüne Lunge das Planungsamt unterstützen, denn hier dürfen keine voreiligen Baum-ab-Aktionen durchgeführt werden.
Anlässlich der Übergabe der Unterschriften, mit denen sich Hildener Bürger gegen den Umfang der beabsichtigten Bebauung des Geländes der ehemaligen Albert-Schweitzer-Schule wenden, haben Bürgermeister und Baudezernentin erneut die von den Bürgern kritisierte Planung verteidigt.

Diesen, seiner Meinung nach weiterhin auf Konfrontation angelegten Kurs, kommentiert Ludger Reffgen, Fraktionsvorsitzender der Bürgeraktion: Als „folgenschweren Fehler“ bezeichnet Ludger Reffgen, Fraktionsvorsitzender der Bürgeraktion, die Argumentation von Baudezernentin Rita Hoff, die starke Bauverdichtung des Albert-Schweitzer-Schulgeländes mit über 140 Wohnungen mit dem Hinweis zu begründen, „die umliegende Bebauung sei weitaus dichter“.

Diese Ansicht, so Reffgen, sei typisch für jemanden, der nicht mit den örtlichen Verhältnissen vertraut sei. Die 9-geschossige Bebauung an der St.-Konrad-Allee/Kunibertstraße gehe auf Planungssünden in den 1970er Jahren zurück und sei Ausdruck damaliger gigantischer Entwicklungsziele für die ganze Stadt. Die Wirkung dieser völlig überdimensionierten Bebauung sei jedoch dadurch abgefedert worden, dass es wenigstens auf dem benachbarten Schul- und Sportgelände und auf dem inzwischen ebenfalls bebauten Verkehrskindergarten einen Freiraum-Ausgleich gegeben habe. Reffgen: „Dies haben die Menschen immer zu schätzen gewusst.“ Hoff sei jetzt dabei, „mit den von ihr befürworteten 140 Wohneinheiten an diesen Ausgleich die Axt zu legen“.
Der Fraktionschef glaubt im Übrigen, dass Hoff als Nicht-Hildenerin sich nicht hinreichend mit den Interessen derer identifizieren könne, die unmittelbar die praktischen Folgen einer hohen Bauverdichtung als Bewohner im Hildener Süden ertragen müssen. Bei ihrer Bewerbung in Hilden habe sich das noch anders angehört: Damals habe Hoff warnend auf die bereits sehr hohe Siedlungsdichte in Hilden hingewiesen und daraus das Gebot zur Mäßigung abgeleitet. Reffgen: „Davon ist heute bei Frau Hoff nichts mehr zu sehen.“

Wenn die Baudezernentin sich aktuell an „Anfragen von Interessenten“ orientiere, „die sich wundern, warum wir nicht mehr Etagen genehmigen“, was natürlich den Profit noch weiter in die Höhe treiben würde, mache dies deutlich, wem sich das Bauamt verpflichtet fühle. Auch die Vorstellung des Bürgermeisters, allein den Baukörper der Fabriciushalle durch Gebäude mit rund 80 Wohnungen ersetzen zu wollen, entlarve die Planung als paradox. Für die Bürgeraktion stehe das Maß an Baudichte in unmittelbarem Zusammenhang zur Lebensqualität der Menschen in einem Wohnquartier. „Je mehr wir es zulassen, dass Menschen sich immer dichter auf die Pelle rücken, umso mehr kommt es zu Konflikten, umso mehr leidet die Lebensqualität.“ Ein Zielkonflikt, den Reffgen so beschreibt: „Gewinnmaximierung und Lebensqualität für alle passen nicht unter einen Hut.“

Autor:

Ralf Paarmann aus Langenfeld (Rheinland)

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