Acht Wochen Lockdown – Die Gaststätte Rühl und das Corona Virus
Langsam geht´s wieder bergauf in Bruckhausens einziger Kneipe

Aus Bruckhausen nicht mehr wegzudenken, die Gaststätte Rühl. von links: Doro Rühl, Angelika Schmidt und Ingo Lapsien
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Seit etwa 1820 ist der Gastronomiebetrieb Rühl, damals noch eine Bäckerei mit Schanklizenz, eine feste Größe in Bruckhausen. Nach einigen Abrissen, An- und Umbauten sowie Erweiterungen führt nun die Urenkelin des damaligen Besitzers, Dorothea (Doro) Rühl, den Betrieb seit 1997.

Mittlerweile verfügt die Gaststätte über insgesamt mehr als 300 m² Schankraum und flexibel nutzbare Säle. Das Team konnte sich über Arbeitsmangel nicht beklagen. Restaurantbetrieb, Kneipe, Kegelbahn, sieben Gästezimmer und Biergarten hielten alle auf Trab.

Doch in diesem Jahr wurde alles anders – Corona kam. „An dem Wochenende vor dem 15. März“, resümiert die 61jährige Eigentümerin der einzigen Kneipe im Hünxer Ortsteil Bruckhausen, „hatten wir noch Hochbetrieb“. Aufgrund der zu diesem Zeitpunkt bereits grassierenden Pandemie habe sie allerdings schon lange vor diesem Zeitpunkt Listen mit den Kontaktdaten der Gäste geführt, bevor dies Pflicht wurde.
Dann kam der Lockdown und es wurde erst einmal ruhig. Alle Feiern wurden abgesagt und die Kegelbahn verwaiste. Der Betrieb von Gaststätten und Restaurants wurde an strenge Schutzmaßnahmen gebunden. Haus Rühl schloss seine Pforten und bot einen Abholservice für vorher telefonisch bestellte Speisen an.
„Pro Tag gingen 50 bis 60 Essen raus“, erinnert sich Koch Ingo Lapsien, der seit 2007 für die bekannt gute Qualität der Speisen verantwortlich ist und ergänzt, „Am Wochenende waren es auch mal 120“.

Acht Wochen geschlossen

Was fehlte, waren der Kneipenbetrieb, die Kegelbahnen, Familienfeiern und die Belegung der Gästezimmer. Nur zwei Gäste insgesamt buchten diese. Dabei handelte es sich um Monteure auswärtiger Firmen, denn die touristische Belegung der Unterkünfte war aufgrund der Corona Krise untersagt.
Acht lange Wochen blieb Haus Rühl geschlossen. Für die drei festangestellten Vollzeitmitarbeiter musste Doro Rühl Kurzarbeit anmelden, während die beiden Teilzeitkräfte weiterarbeiteten. „Die etwa 20 geringfügig Beschäftigten mussten leider pausieren“, bedauert die Chefin.
Seit dem 11. Mai durften Restaurants zwar wieder öffnen, aber die Gäste reagierten noch zurückhaltend. Wesentlich besser sei es ab dem 30. Mai geworden, ist Rühl froh.
„Mittlerweile ist das Tagesgeschäft wieder fast, wie vor der Krise“, freut sie sich. Allerdings müsse man hier auch noch Abstriche machen.
Restaurantfachfrau Angelika Schmidt, unter anderem für den Service zuständig und bereits seit 1996 die gute Fee, gibt zu bedenken, „Schließlich fällt der Thekenbetrieb weg und Feiern mit Partycharakter fehlen uns auch“. Die Kegelbahnen seien auch lediglich etwa zu zwei Dritteln ausgelastet, weil viele noch vorsichtig sind und Menschenansammlungen meiden. „Allerdings“, so die Besitzerin, „halten wir die Termine dieser Kegelclubs frei, damit sie jederzeit weitermachen können, wenn sie möchten“.

Neue Lüftungsanlagen

Wenn ihr auch der Biergarten während der warmen Zeit sehr geholfen hat, möchte Rühl keinen Gebrauch von den viel diskutierten Heizpilzen machen, weil sie das schon immer unnatürlich fand und diese Geräte ja auch eine Menge Kosten verursachten, beziehungsweise schlecht für die Umwelt seien.
„Zudem haben wir im Innern ganz neue Lüftungsanlagen mit Zu- und Abluft, so dass auch der Aufenthalt dort unter Einhaltung der Abstandsregelungen und Maskenpflicht relativ risikofrei ist“, verspricht sie.
Der größte Teil der Gäste halte sich auch an die Schutzbestimmungen. Es passiere schonmal, dass jemand frage, „Muss ich die Maske anziehen?“
„Das beantworten wir mit einem freundlichen aber bestimmten Ja“. Bis jetzt hätten sich alle darangehalten und wenn mal jemand seine Maske vergessen habe, könne er das Personal ansprechen. „Wir haben immer welche in Reserve“.
Es seien nun mal besondere Umstände, die besondere Maßnahmen bedingten.
Jetzt geht es erst mal durch bis Weihnachten. Über die Feiertage habe man aber bis nach Neujahr geschlossen.
„Wir würden uns freuen, wenn Corona dann verschwunden wäre“, hofft Doro Rühl, doch ihr Gesichtsausdruck verrät in dieser Hinsicht eine gewisse nicht unerhebliche Skepsis.

Autor:

Randolf Vastmans aus Xanten

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