Minister: "Wer alles fordert, gefährdet alles."

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NRW-Verkehrsminister Harry Voigtsberger ließ auf der Podiumsdiskussion am Montagnachmittag erst keine großen Zweifel aufkommen und bezog eine klare Position.
Der SPD-Minister verwies auf die Wichtigkeit der kleinen Schritte, um etwas zu erreichen. „Wenn ein Projekt wie der Weiterbau der A46 so lange schon im Gespräch ist, dann gibt es doch genauso starke Kräfte für das Projekt wie dagegen.“ Er fuhr auf der von der Wirtschaftsinitiative Nord (WIN) organisierten Podiumsdiskussion im Audimax der Buisiness and Information Technology School (BiTS) am Autobahnende fort, „dass sich die Region darüber im klaren sein muss, dass angesichts der Finanzen nicht alles realisierbar ist.“
Der Abschnitt vom Autobahnende bis zur Edelburg hingegen ist für Voigtsberger durchaus machbar: „Fünf Jahre Baurecht schaffen und dann drei Jahre die Finanzierung sicherstellen.“
Das schmeckte den vielen Unternehmern und Politikern gar nicht. Dr. Thomas Schachner von der Firma Grohe antwortete: „Die Aussage über die acht Jahre sind nicht zufriedenstellend.“ Er verwies auf die hohen Co2-Ausstöße der Grohe-Lastwagen hin, die täglich das Hemeraner Unternehmen über die Landstraßen-Umwege anfahren. „Das kann doch nicht in unserem Sinn sein, wenn wir von Ökologie sprechen.Wir fragen uns, ob wir nachhaltig am Werke sind?“ Heinz Vihrog, Sprecher der Bürgerinitiative Pro A46“, wies Voigtsberger darauf hin, „dass viele Bürgerinnen und Bürger entlang der viel befahrenen Landstaße wohnen und den Feinstaub praktisch frei Haus geliefert bekommen.“
Der Angesprochene nahm alle Argumente zur Kenntnis, rückte aber nicht von seinem Standpunkt ab. „Wenn Sie das zweite Stück von Menden nach Arnsberg nicht abkoppeln, gefährden Sie das gesamte Projekt.“
Erneut klare und deutliche Minister-Worte, die der Mendener Unternehmer Hermann Josef Schulte, gleichzeitig Vizepräsident der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer, so nicht stehen lassen wollte: „Ich setze mich immer für die Region ein, aber wenn die Autobahn vor Menden endet, bedeutet dies für uns Mendener ein Verkehrschaos und eine extreme Mehrbelastung. Zudem fehlt auch die wirtschaftliche Potenz zwischen Menden und Arnsberg, um den Lückenschluss nachhaltig zu fordern.“ Schultes Forderung: „Weiterbau im Ganzen.“
Ein Wunsch, der sich vermutlich nicht realisieren lässt. Der Abschnitt Menden - Arnsberg „bleibt ruhig gestellt“. Voigtsberger: „Damit ist das Ganze ja nicht vom Tisch. Ich muss ja die vielen Sorgen, die mir per Briefe und Mails entgegengebracht worden sind, auch ernstnehmen.“ Voigtsberger weiter: „Es gibt in NRW Projekte, die durch noch nicht einmal zehn Bürger gestoppt worden sind. Das kann ja letztlich auch nicht in Interesse des Lückenschlusses sein.“
Wie wichtig allerdings eine Autobahn für eine Stadt sein kann, unterstrich der heimische SPD-Landtagsabgeordnete in Richtung „meines Freundes Harry“: „Meine Heimatstadt Letmathe würde ohne die A46 vermutlich im Verkehr ersticken.“
Der NRW-Verkehrsminister machte jedoch in seinem Schlusswort den noch anwesenden „Vertretern der Elefantenrunde der Region“ (so WIN-Vorsitzender Dr. Pütter bei der Begrüßung) noch einmal unmissverständlich klar, „dass der 1. Baubschnitt ab Autobahnende bis zur Edelburg mit einer vernünftigen Einschleifung in Menden durchaus Sinn macht und von mir auch mitgetragen wird. Wer alles fordert, gefährdet aber auch alles.“

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Selbst die geballte politische und unternehmerische Kraft konnte NRW-Verkehrsminister Voigtsberger zum „Einknicken“ bewegen. Der Landespolitiker machte deutlich, wie sich die Herrschaften aus dem märkischen Nordkreis und dem sich anschließenden Arnsberger Raum zukünftig zu verhalten haben. Mich haben seine klaren Anmerkungen überzeugt: Nicht pokern in Zeiten immer knapper werdender Gelder, sondern ergreifen, was machbar ist. Ich meine, dass in Iserlohn und Hemer ein Weiterbau der A46 schon aus Gründen der Lebensqualität immer favorisiert worden ist. Menden hat sich jahrelang gesperrt und beklagt nun die Teillösung. So kann es kommen. Als der Weiterbau-Zug unter Dampf gesetzt wurde, vergaß Menden einzusteigen.

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Autor:

Rainer Tüttelmann aus Iserlohn

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