Eishockeyspieler kennen die Regeln häufig nicht

Nach etwa 30 DEL-Spielen und rund zwanzig weiteren Einsätzen als Schiedsrichter in den deutschen Eishockey-Ligen hatte sich Steffen Klau seinen Urlaub in redlich verdient. Doch auch in der Sommerpause war Eishockey für ihn immer ein Thema.
Dabei könnte der gelernte Zerspanungstechniker so ein ruhiges Leben mit seiner Familie im eigenen Haus in Lasbeck führen. Stattdessen setzt sich der ehemalige Spieler der Sauerländer über acht Monate im Jahr fast jedes Wochenende einem extremen Druck aus. Als Eishockeyschiedsrichter tingelt Klau zurzeit wieder durch das gesamte Land, um sich zumeist noch den Unmut der Zuschauer aufzuhalsen. Aber warum der ganze Stress? Klau: „Ein gewisser finanzieller Reiz ist natürlich auch da, aber hauptsächlich ist es einfach geil, mit 45 noch die Möglichkeit zu haben, ein Teil dieses Sports auf höchster Ebene zu sein.“ Von seinem Arbeitgeber, der Firma Thiele Kettenwerke, wird er dabei weitestgehend unterstützt, aber seine gesamten Überstunden, plus etwa 20 Urlaubstage pro Saison, gehen dabei für sein Hobby drauf. Die Vorbereitungen auf ein DEL-Spiel beginnen meistens schon einen Tag vorher. „Man schaut schon darauf, wer dort gegen wen spielt, und man kennt ja auch ganz genau seine Pappenheimer.“ Besonders vor Live-Spielen, die im Fernsehen übertragen werden, ist der in Weißwasser geborene Referee besonders angespannt. „Da sehen die Zuschauer alle Entscheidungen noch mal in Zeitlupe, und deshalb sind Fehler dort umso ärgerlicher.“ Deshalb nimmt sich Klau gewöhnlich noch einmal das Regelbuch vor, um seine Fehler zu minimieren. „Ich behaupte, dass die DEL-Spieler vielleicht gerade 20 Prozent der Regeln kennen. Deshalb gibt es auch Beispiele, bei denen man vielleicht die falsche Entscheidung trifft, was aber gar nicht weiter auffällt.“ In der vergangenen Saison ist ihm das im Zweitligaspiel zwischen Landshut und Bietigheim selbst passiert. „Ein Team lag eine Minute vor Schluss hinten und nahm den Torhüter raus. Nach einer kurzen Drangphase konnte sich der Gegner mit einem Schlenzer aus dem Verteidigungsdrittel Richtung leeres Tor befreien. Plötzlich warf ein Spieler den Schläger hinter der Scheibe her. Das hat keiner in der Halle gesehen. Ich war so verdutzt, dass ich beide Assistenten gefragt habe, ob sie das auch gesehen haben. Die hatten aber, wie alle anderen auch, nichts gesehen, und so habe ich das Spiel weiterlaufen lassen. Die Scheibe ging am Tor vorbei, aber was die meisten nicht wissen, eigentlich hätte ich trotzdem auf Tor entscheiden müssen, wenn in der Schlussphase ein absichtlicher Schlägerwurf vorliegt.“ Überhaupt hat er selbst sehr hohe Ansprüche an sich und ist dadurch häufig mit seinen Spielleitungen nicht ganz zufrieden. Immer montags schaut er sich dann noch einmal die Partien auf Video an. Fünf Jahre hat er gebraucht, um vom Spieler zum DEL-Schiedsrichter zu reifen. Unterstützt wurde er dabei besonders vom Vorsitzenden der Young Roosters und ehemaligen Schiedsrichter, Bernd Schnieder. „Ich bin jemand, der viel mit den Spielern spricht, und ab und zu kommt auch heute noch der Spieler in mir durch. Dann gehe ich auch schon mal zu einem Spieler hin und beglückwünsche ihn zu seinem geilen Tor.“ Obwohl er für die ESF Griesenbrauck pfeift, ist der Kontakt zu den Iserlohn Roosters nie abgerissen. „Immer wenn ich ein Wehwehchen habe, gehe ich in die Kabine der Roosters und lasse mich von den Physeos behandeln. Dann bestelle ich einen Cappuccino bei Betreuer Markus Schreiber, während mir Günter Kapfer die Schlittschuhe schleift. In der Kabine der Roosters fühle ich mich wie zu Hause.“ Deshalb kann sich Klau auch gut vorstellen, nach seiner aktiven Zeit als Schiedsrichter ein Amt bei den Iserlohnern zu übernehmen. „Ich pfeife maximal noch zwei Jahre. Dann möchte ich bei den Iserlohnern gerne etwas machen.“ Ganz ohne Eishockey kann Steffen Klau einfach nicht.

Autor:

André Günther aus Iserlohn

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