Alt-Letmather Geschichten

Dieses typische Frisörmöbel aus längst vergangenen Tagen hat schon unzählige von Kosmetikartikel hinter den schweren und stes blitzblank geputzten Bleikristallscheiben beherbergt
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Friseurmeister Hubert Rittmeier und das 90-jährige Firmenjubiläum

Welcher Letmather kennt nicht das traditionsreiche Frisörgeschäft in der Letmather Bahnhofstraße direkt an der Lennebrücke?

Kaum zu glauben, dass der heute 78-jährige Frisörmeister Hubert Rittmeier schon vor fünf Jahren auf sein 50-jähriges Meisterjubiläum zurück blicken kann und noch immer von Dienstag früh bis Samstag-Nachmittag für seine Kundschaft mit Hand, Herz und viel Leidenschaft zur Verfügung steht.

Die Hausfassade sieht noch aus wie vor neunzig Jahren
Geplant waren beim Treffen mit ihm auch das Zeigen von ein paar historischen Fotos aus der neunzigjährigen Geschichte des bekannten Letmather Frisörgeschäfts: „Solche Bilder habe ich nicht! Aber Sie können gerne die Hausfassade fotografieren. Die sieht noch genauso aus wie vor neunzig Jahren“, meint der rüstige Selbständige mit einem ihm eigenen, großartigen Humor. Beim Erzählen wird deutlich, dass Rittmeister Generationen von Letmathern beim Haareschneiden unterhalten haben muss. Er kann sich auch noch gut an die Geschichten der Anfänge von 1924 erinnern. Sein Vater Alfons kam, vom ersten Weltkrieg mit Malaria geschwächt, aus dem katholisch geprägten Thüringer Eichsfeld und wollte als Frisör sein Glück im Rheinland suchen. Doch wie es der Zufall wollte, fand sein Vater eine Übernachtungsmöglichkeit im Kolpinghaus, traf dort seine spätere Frau und blieb für immer ein Letmather. 1924 übernahm die Familie das Geschäft von Barbier Goswin, der damals nicht nur für die Frisur, sondern noch für das Zähne ziehen zuständig war. Wenn Hubert Rittmeier erzählt wird Jahrzehnte lange Letmather Geschichte lebendig, und man kann sich gut vorstellen, wie Droschken oder die ersten Autos über die Lennebrücke durch die damals elegante Straße zum Bahnhof rollten. In dem leer stehenden Geschäft direkt neben seinem Frisörgeschäft gab es vor vielen Jahren einen bekannten Hutmacher, zu dem die Damen nach Rittmeier hin gingen, wenn die „Frisur mal daneben ging“, berichtet Rittmeier mit dem für ihn so typischen Humor.
1959 begann er als Vierzehnjähriger seine Lehre im entfernten Menden. Dort pendelte er täglich auf der damals noch bestehenden Eisenbahnstrecke über Iserlohn nach Menden. Und mit vierundzwanzig Jahren hatte er durch seinen Fleiß und sein Geschick schon den Meisterbrief in der Tasche. Viele Frisurenmoden hat Rittmeier kommen und gehen gesehen und vor allem gestaltet. Bei den Damen hat es mit der Heizwelle angefangen und ging über die Thermo- bis zur heutigen Dauerwelle. Während die Herren nach dem letzten Weltkrieg noch kurz trugen, ging es später über die Pilzkopf-Frisur in den 60er Jahren hin zu den „Matten“der 70er. Zu seinem 90. Geschäftsjubiläum im September bietet Frisör Rittmeier 10% Rabatt auf alle Haarschnitte und -Färbungen an, wie es auch auf Plakaten in seinem Schaufenster zu sehen ist. Er ist froh,dass die Lennebrücke wieder für Fußgänger geöffnet ist, damit sein älteres Stammpublikum keinen weiten Umweg mehr gehen muss. Auch auf seine Kundinnen scheinen sich gute Laune und Humor zu übertragen. Mit den Worten „Na, Hubert hat man Dir jetzt einen Toilettenwagen vor die Tür gestellt?“, verabschiedet sich eine von ihm für das Brückenfest top-frisierte Dame mittleren Alters. Da Rittmeier sich bis heute noch fit hält, kann auch sein 100-jähriges Firmenjubiläum nicht ganz ausgeschlossen werden. Man würde es ihm und der Bahnhofstraße gönnen.

Dieses typische Frisörmöbel aus längst vergangenen Tagen hat schon unzählige von Kosmetikartikel hinter den schweren und stes blitzblank geputzten Bleikristallscheiben beherbergt
Zum 90-jährigen Geschäftsjubiläum tritt Frisörmeister Hubert Rittmeier vor sein traditionsreiches Friseurgeschäft in der Letmather Bahnhofstraße
Autor:

Stephan Greitzke aus Iserlohn

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