Ohne Helm radeln kann teuer werden

Foto: Thomas Siepmann/www.pixelio.de

Es sorgte für Kopfschütteln unter Radfahrern und dem ADFC Kreis Unna: Eine Radfahrerin muss 20 Prozent eines Unfallschadens bezahlen, weil sie keinen Helm trug. Versicherungen prüfen schon, wie sie bei zukünftigen Fällen verfahren.

Die Frau aus Schleswig-Holstein fuhr mit ihrem Fahrrad auf der Straße an einem parkenden Auto vorbei. Die Autofahrerin öffnete direkt vor der Fahrradfahrerin die Tür. Da die Radlerin nicht mehr ausweichen konnte, stürzte sie und zog sich schwere Schädel-Hirn-Verletzungen zu. Die Richter entschieden, dass die Frau 20 Prozent des Schadens selbst bezahlen müsse, da durch das Tragen eines Helms wohl zumindest ein Teil des Schadens vermeidbar gewesen wäre.
„Ich persönlich finde es nicht korrekt. Abgesehen von den Fußgängern sind die Radfahrer das schwächste Glied in der Reihe“, sagt Werner Wülfing, 1. Vorsitzender des ADFC Kreis Unna. „In dem Fall war es ja auch die Schuld der Autofahrerin, die die Tür geöffnet hatte.“

Auch Gründe ­gegen eine Helmpflicht

Ob Radfahrer einen Helm tragen sollten, ist umstritten. Bisher gibt es in Deutschland keine Helmpflicht, jeder muss für sich selbst entscheiden. „Es gibt auch gute Gründe gegen eine Helmpflicht“, so Wülfing. „In anderen Ländern, in denen das Tragen eines Schutzhelmes beim Fahrradfahren vorgeschrieben ist, sank die Benutzung des Fahrrads.“ Das Risiko müsse jeder selbst tragen.
Für sich selbst hat Wülfing klar entschieden: „Ich selber fahre immer mit Helm. Als Lehrer hab ich ja eine Vorbildfunktion.“ Auch empfiehlt er anderen das Tragen eines Schutzhelms. Trotzdem müssten sich die Radfahrer aber immer im Klaren sein, dass auch das Tragen eines Fahrradhelms nicht vor jeder Schädigung am Kopf schützt. „Der Helm ist ja relativ leicht. Er bietet nicht einen solchen Schutz wie etwa ein schwerer Motorradhelm.“
Im Zuge vieler Autounfälle könnte man auch fragen, ob das Tragen eines Helms nicht auch für Autofahrer vorgeschrieben sein sollte. Rennfahrer etwa tragen stets einen Helm.

Auf jeden Fall ist es Wülfing wichtig, dass die Leute generell radfahren. „Dadurch verringern sich auch die Unfallzahlen“, erklärt er. „ Je mehr Radfahrer unterwegs sind, desto mehr gewöhnen sich Auto- und Motorradfahrer an ihr Bild im allgemeinen Straßenverkehr und rechnen damit, das ein Radler vor ihnen auftaucht.“ In vielen anderen Ländern sei das bereits so.

Breite Radstreifen sind wichtiger

Für wichtiger als eine Helmpflicht hält Wülfing breitere Radstreifen. „Wenn es mehr Abstand zu den anderen Verkehrsteilnehmern gäbe, würde sich auch die Unfallgefahr verringern.“ Unna und Umgebung sei aber kein Unfallschwerpunkt für Radfahrer. „In Städten wie Münster passieren mehr Unfälle.“
Nach einer Änderung der Straßenverkehrsordnung sollen Radfahrer künftig innerorts nicht mehr auf der linken, sondern auf der rechten Seite fahren. „Ich appelliere an die Radfahrer, dass sie sich daran halten“, so Wülfing. „Wenn sie, etwa aus Bequemlichkeit, auf der falschen Seite fahren, kann eher was passieren, da nicht mit ihnen gerechnet wird.“ Vor allem bei parkenden Autos sollen Radler vorsichtig sein und immer mit großem Abstand vorbeifahren.

Autor:

Tobias Weskamp aus Kamen

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