Glaubenskongregation stellt klar: Eine Segnung gleichgeschlechtlich Liebender ist in der katholischen Kirche nicht möglich
Kann Liebe Sünde sein?

In der vergangenen Woche hat der Vatikan darüber informiert, dass eine Segnung gleichgeschlechtlich Liebender durch die Kirche nicht erfolgen kann. Gerade jetzt, wo sich die katholische Kirche in der Vorbereitung eines synodalen Wegs befindet. Wir haben das ganze mit Kaplan Christoph Hendrix und dem Theologen Kevin Hellmuth eingeordnet. | Foto: Pixabay
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  • In der vergangenen Woche hat der Vatikan darüber informiert, dass eine Segnung gleichgeschlechtlich Liebender durch die Kirche nicht erfolgen kann. Gerade jetzt, wo sich die katholische Kirche in der Vorbereitung eines synodalen Wegs befindet. Wir haben das ganze mit Kaplan Christoph Hendrix und dem Theologen Kevin Hellmuth eingeordnet.
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Wie ein Lauffeuer verbreitete sich das Schreiben des heiligen Stuhls in der vergangenen Woche in ganze Europa. Die Glaubenskongregation stellte klar: Eine Segnung gleichgeschlechtlich liebender Paare ist nicht möglich. Dies sorgte für ganz vielfältige Reaktionen in ganz Deutschland. Das Klever Wochenblatt sprach mit Kaplan Christoph Hendrix und Theologe Kevin Hellmuth über die getroffenen Aussagen, ordnet diese ein und erklärt, wie das ganze vor Ort umgesetzt wird.

Für viele ist es sicherlich ein Schlag ins Gesicht gewesen, als der Chef der Glaubenskongregation in Rom in der vergangenen Woche erneut unterstrich, dass eine Segnung gleichgeschlechtlich liebender Paare nicht möglich sein. Sünden könnten nicht gesegnet werden.
"Mit diesem Schreiben, hat Rom eine wahnsinnig große Welle der Empörung ausgelöst. Ich denke das keiner im Vatikan damit gerechnet hat, dass sich so viele, auch im Dienste der Kirche stehende, über dieses Schreiben äußern", erklärt Kaplan Christoph Hendrix.
So haben sich, kurz nach bekannt werden, über 2.000 Menschen in kirchlichen Positionen dafür ausgesprochen eine Segnung gleichgeschlechtlich liebender Paare weiter zu unterstützen und auch durchzuführen.
Mit dabei sind auch hohe Würdenträger. Der Antwerpener Bischof Johan Bonny erklärte im Interview mit Cathobel: "Wenn wir von Sünde sprechen, wo es um irreguläre Verhältnisse mit Blick auf unser Eheverständis geht, so ist davon tatsächlich die Mehrheit unserer Gläubigen betroffen. Es geht nicht nur um Homosexuelle, sondern auch um alle, die anders zusammenleben, also auch Geschiedene etc. Die Hälfte der Kirche in meiner Diözese lebt demnach in Sünde", bringt es der belgische Geistliche auf den Punkt. Für den Bischof sei es entscheidender das Vertrauen der Gläubigen wiederzugewinnen. "Wenn wir Belgier wütend sind, dann weil wir wissen, dass es einen möglichen Mittelweg gibt."

Standpunkt des Vatikan

Die Glaubenskongregation hatte am Montag erklärt, dass die katholische Kirche keine Vollmacht habe, homosexuelle Partnerschaften zu segnen. Zwar sei bei solchen Initiativen "der aufrichtige Willen" zu erkennen, "homosexuelle Personen anzunehmen, sie zu begleiten und ihnen Wege des Glaubenswachstums anzubieten", heißt es in dem Papier. Da aber die Verbindungen von homosexuellen Paaren nicht dem göttlichen Willen entsprächen, könnten sie nicht gesegnet werden. Das sei auch die Position von Papst Franziskus. "Die Kirche zieht sich an dieser Stelle aus der Verantwortung. Sie sagt einfach nur, dass sie diese Vollmacht nicht habe, ohne das vernünftig zu argumentieren. Die Punkte, die genannt werden, sind weder theologisch fundiert, noch nehmen sie die Lebenswirklichkeit oder wissenschaftliche Erkenntnisse auf und ernst", erklärt Kevin Hellmuth.

Kirche vor Ort

Für die Kirche vor Ort macht es die Veröffentlichung des Papiers nicht einfacher. "Erst einmal ist es eine Dienstanweisung, der wir Folge leisten sollen - tun wir aber nicht", erklärt Hendrix. Bei dem 32-jährigen Geistlichen sorgt das Ganze für Unverständnis. "Du kannst es den Menschen auch einfach nicht mehr verkaufen. Bisher haben wir vor Ort immer einen Weg gefunden und das werden wir auch weiterhin machen. Bei uns wird keiner verdammt oder weggeschickt." Für den Theologen Kevin Hellmuth, der seine Diplomarbeit über die Möglichkeit der Anerkennung von homosexuellen Partnerschaften in der Kirche geschrieben hat, ist dies ebenso ein herber Rückschlag und gleichzeitig auch ein Rückschritt für die katholische Kirche in Deutschland. "Eine Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften in der Kirche ist möglich und meiner Meinung nach auch zwingend notwendig. Die Segnung kann dabei eine dieser Anerkennungen sein. Die Bezeichnung als Sünde ist schlichtweg nicht haltbar, eine Liebesbeziehung kann keine Sünde sein, Sexualität hin oder her", führt der Theologe aus.

Der synodale Weg

Schon seit einiger Zeit befasst sich die katholische Kirche in Deutschland mit einem synodalen Weg. Dabei steht die Umkehr und Erneuerung der katholischen Kirche in Deutschland im Mittelpunkt. Gemeinsam macht man sich zudem auf die Suche nach Antworten auf die gegenwärtige Situation und nach Schritten zur Stärkung des christlichen Zeugnisses. Auch die Partnerschaft gleichgeschlechtlich Liebender ist Teil der Diskussion des synodalen Weges.

In der vergangenen Woche hat der Vatikan darüber informiert, dass eine Segnung gleichgeschlechtlich Liebender durch die Kirche nicht erfolgen kann. Gerade jetzt, wo sich die katholische Kirche in der Vorbereitung eines synodalen Wegs befindet. Wir haben das ganze mit Kaplan Christoph Hendrix und dem Theologen Kevin Hellmuth eingeordnet. | Foto: Pixabay
 Kaplan Christoph Hendrix und Theologe Kevin Hellmuth erklären, was der Vatikan sagt und was vor Ort umgesetzt wird. | Foto: Tim Tripp
Autor:

Tim Tripp aus Kleve

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