Meilensteine* Jethro Tull - "Heavy Horses"

Dass Ian Anderson einen besonderen Hang zum Landleben pflegt, ist ja hinreichend bekannt. Dass er es auch musikalisch umzusetzen wusste, ist seit der 'Songs from the Wood' ebenfalls kein Geheimnis.

Ich weiß nicht genau, was tatsächlich den Reiz dieses Albums ausmacht. Sicherlich hat der grantige Folk, der es von vorne bis hinten bestimmt und diese absolute Authentizität, die genau so auf das alt-englische Landleben zutrifft, den größten Anteil daran. Sicherlich könnte auch kein anderer Musiker dieser Welt genau dieses Thema besser interpretieren als Ian Anderson. Letztendlich sind es aber diese kleinen, (vielleicht sentimental-) vertonten Geschichten und Erzählungen, wie "One brown Mouse" oder "Rover" oder auch der Opener "And the Mouse Police never sleeps", die das wirkliche Potential dieses Albums darstellen. Sie sind eine herrliche Gratwanderung zwischen Fabel und Realität.

Höhepunkt ist und bleibt aber einfach der Titeltrack mit seiner wunderschönen, melancholischen Grundstimmung, dem klagenden oder besser anklagenden Text und dem ebenfalls wunderschönen Refrain. Dieses Stück ist wirklich ein Hymne! Eine Hymne an eine Zeit, die unwiederruflich vorbei ist, von der aber (rein landwirtschaftlich betrachtet) trotzdem jeder vernünftige Mensch weiß, dass es grundfalsch war, nicht an ihr festgehalten zu haben.

Natürlich stehen die anderen Stücke dieses Albums den bisher genannten in keiner Weise nach. Hervorheben müßte man eigentlich keines. Ich nenne jetzt aber nur noch das großartig instrumentierte "No Lullaby", eindeutig das rockigste und progressivste Stück der Scheibe, sowie das wundervoll-mystische "Journeyman".

"Heavy Horses" ist schlicht und einfach genial! Dass gilt für für die ganze Scheibe. Ein absolut hochkarätiges und empfehlenswertes Stück englischer Rockmusik, das in keiner, auch nur halbwegs ambitionierten Musiksammlung fehlen sollte.