Gewagt, gewaltig, gelungen: "Die Demonstration"

Exquistes Theatererlebnis: Martin Brambach als Monsieur Y und Jubril Sulaimon als Freckless in Taboris "Die Demonstration". Foto: Reiner Kruse | Foto: Foto: Reiner Kruse
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Eine Sternstunde: Wer George Taboris - noch nie in Deutschland gespieltes - Stück "Die Demonstration" bei den Ruhrfestspielen bisher versäumt hat, dem ist entweder nicht zu helfen oder er bemühe sich, denn es gibt dafür noch Karten. Grandios, frech und fesselnd hat Dr. Frank Hoffmann dieses schwierige Stück angepackt, mit dem 1967 Morgan Freeman und Stacey Keach mit einem Schlag berühmt wurden.

Die vier ertklassigen Darsteller bei der Deutschen Erstaufführung leisten Schwerstarbeit. Jubel, Bravorufe und "Standing Ovations" waren der Lohn bei der Premiere.
Da versteht man es nicht, dass die großen Schiller-Dramen allesamt ausverkauft sind, aber eine solche Perle das Publikum nicht in Scharen anlockt.

Martin Brambach (schlicht überwältigend) und Christiane Rausch (überzeugend exaltiert) als jüdischen Ehepaar in New York des Jahres 1967 lassen sich von zwei schwarzen Bürgerrechtlern erklären, was sie als Demonstranten im Süden der USA - und als Farbige - von den weißen Rassisten erwartet. Jubril Sulaimon (der verschlagene Freckless) und Michael Ojake (beängstigend-verführerisch als Creampuff) ziehen alle Register. Ein Darsteller-Quartett, dass Gänsehaut macht, rührt und zum Lachen bringt.

Die Gewaltexzesse choreographiert Festivalleiter Dr. Frank Hoffmannn in der Ko-Produktion der Ruhrfestspiele mit dem Theatre National du Luxembourg über die ganze Bühne und zu Füßen der Zuschauer wie einen blutigen Tanz. Inhaltlich ist es ein Ab- und Aufrechnen von Demütigungen, Gewalt, Schuld, Opferrollen. Wer leidet mehr: Juden oder Schwarze?
Das Stück ist grotesk und spannend überzeichnet, der typische Humor des 2007 verstorbenen großen Theatermagier und Autoren George Tabori deutlich erkenntbar. Meine These: George Tabori hätte an dieser überbordenden Spielfreude und politisch unkorrekten Inszenierung seine helle Freude gehabt.

Aufführungen: Freitag, 3. Juni, 20 Uhr, Samstag, 4. Juni, 19 Uhr, Sonntag, 5. Juni, 18 Uhr, Montag, 6 Juni, 20 Uhr. Kleines Theater, Ruhrfestspielhaus.

Autor:

Kerstin Halstenbach aus Emmerich am Rhein

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