Kriegslist gegen Krefeld
Weil die Moerser nicht Preußen werden wollten

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von Hansfried Münchberg

Nachdem im Jahr 1702 Wilhelm III. , (er war der Neffe unserer Moerser Luise – Henriette) als Oberhaupt der Grafschaft Moers gestorben war, entspann sich ein Erbfolgestreit, der die Grafschaft zehn Jahre beschäftigen sollte. Ohne auf die verwandtschaftlichen Verquickungen, weil unübersichtlich und kompliziert, eingehen zu wollen, so kann man sagen, brach für die Stadt und Grafschaft Moers eine unruhige Zeit an. Der Moers-Chronist Prof. Dr. Carl Hirschberg beschreibt das in seiner „Geschichte der Grafschaft Moers“ detailliert. Ich habe das etwas entwirrt und gebe es vereinfacht wieder.

Rechtmäßiger Erbe war wohl Wilhelm I. König von Preußen. Wir kennen ihn vom Denkmal auf dem Moerser Neumarkt. Doch wollten die Moerser partout beim Haus Oranien, also den Holländern, bleiben, mit denen sie im vorhergegangenen Jahrhundert gute Erfahrungen gemacht hatte. Diese hatten die Stadt zu einer starken, manche sagten sogar, zu einer uneinnehmbaren Festung ausgebaut. Durch die Holländer waren die Moerser zu Ruhe und Wohlstand gekommen.
Das sahen sie jetzt gefährdet, sollten sie doch nun plötzlich dem preußischen Könige huldigen. Auch die Pfarrer auf den Dörfern wollten das von Preußen vorgeschriebene Kirchengebet nicht halten, nur Johann Neumagus, Pfarrer von Baerl, bezeugte von Anfang an seine „allergehorsamste und Pflichtschuldigste Devotion“.

Widerspenstig wie die Moerser nun mal sind, sollte es noch etwa zehn Jahre dauern, bis die Grafschafter die preußische Herrschaft anerkannten.
Allerdings war Preußen in dieser Zeit nicht untätig. Immer wieder wurden Versuche unternommen, das rechtmäßige Erbe durchzusetzen.
So bemächtigten sich die Preußen durch eine List zunächst der damals zur Grafschaft Moers gehörenden Stadt Crefeld.
Am 3. Februar 1703, also vor genau 320 Jahren näherte sich morgens eine mit Stroh bedeckte Karre, auf der sich angeblich verwundete Soldaten befanden, dem Tore. Der Torwächter wurde aufgefordert, das Tor zu öffnen. Nichts ahnend, schloß er auf, wurde aber von den Soldaten überwältigt. Durch das geöffnete Tor drangen die in der Morgendämmerung unbemerkt nachrückenden Truppen ein, und bald erschien der Drost von Kinsky, der oberste Beamte der Grafschaft, und richtete die Verwaltung des Landes von Crefeld aus ein und erkannte die preußische Herrschaft an.
Aber die Bürgerschaft der Stadt Moers wollte Preußen nicht huldigen, und die holländische Besatzung wehrte den Zugang zum Schloß.

Noch neun Jahre lang blieb die Stadt Moers von den Holländern besetzt. Ungeachtet der Streitigkeiten um Moers kämpften die preußischen Truppen während dieser Zeit mit den holländischen Truppen zusammen mit höchster Auszeichnung im spanischen Erbfolgekrieg.
Erst im Jahre 1712 erfolgte die endgültige Einnahme von Moers durch Preußen. Dem Leopold von Anhalt-Dessau, bekannt als „der Alte Dessauer“ war es gelungen durch eine heimliche nächtliche Aktion die Stadt unblutig im Handstreich einzunehmen.

Autor:

Hansfried Münchberg aus Moers

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