mœrs festival: Wen stört das Wetter …
… wenn die Musik großartig ist? Teil 1 zum mœrs festival 2025
- Projekt "Sei still" / William Northlich aka BlipVert
- Foto: @Kurt Rade @mœrs festival
- hochgeladen von Klaus Denzer
Dieses Pfingstwochenende bot den Festivalgästen und den Moersern Bürgern wirklich Alles: leise Musik, grauer Himmel, laute Musik, Regenschauer, überraschende Begegnungen, Windböen, Kurioses (positiv), auch mal Sonnenschein und … Jazz. Das Wetter lässt sich nicht planen, das Programm schon. Das Festival-Team um den künstlerischen Leiter Tim Isfort organisierten 113 musikalische Darbietungen mit 250 Musikerinnen und Musiker aus 20 Ländern. Hinzu kamen die Programmpunkte zum Sehen und aktivem Mitmachen. Das reaktivierte Festivaldorf zwischen Festivalhalle und dem Solimare lässt sich als großen Gewinner verzeichnen. Es ist halt wieder alles an einem Ort, alle Stände zum Essen, Trinken und zum Einkaufen sind zusammengefasst. Die Anbieter sind großzügig verteilt, es ist „Luft“ zwischen den Geschäften, es gibt kein Gedränge mehr.
Der Rodelberg musste wegen der bekannten Umbauarbeiten am Streichelzoo „aufgegeben“ werden, doch hinter dem Hallenbad wurde ein wunderbarer neuer Standort gefunden. Auf einer Seite der Badewiese war eine Bühne „Unter den Bäumen“ aufgebaut und dieser Platz wurde von den Zuschauern und Zuhörern sehr gut angenommen. So war es möglich, innerhalb weniger Minuten von der Halle zum „Open Air“ zu gehen. Im Festivaldorf gab es weitere Bühnen mit Musik: Die „Treckerbühne“, da stand ein älterer Bulldog daneben, die „Fahrradbühne“ (überraschend, da stand als Erkennungsmerkmal ein altes Fahrrad) und der Auftrittsort „Über’m Platz“. Hier spielten die Akteure in luftiger Höhe auf eine der Arbeitsbühnen des neuen Unterstützers Gerken. Gerken stellte mehrere ihrer speziellen Maschinen zur Verfügung, so hingen die Lautsprecherboxen zur Beschallung hoch über dem Festivaldorf an Haken, die Konzerte von oben sowie das Geschehen auf dem Platz wurden gefilmt und das Highlight war eine Arbeitsbühne, die gegen eine Geldspende von mutigen Gästen geentert werden konnte, um auf 60 Metern Höhe dem Mond näher zu kommen. Das Motto hieß „Moers von oben erleben“, mit Selfies, Videos und bester Laune. Die Spenden werden komplett dem Verein „Klartext für Kinder“ übergeben.
Die Musik
Premieren über Premieren! Die Festivalhalle war am Freitag für ein einziges Projekt gebucht. Von 17 bis ein Uhr in der Nacht führten der Countertenor Terry Wey und der Bariton Ulfried Staber die 40-stimmige Motette „Spem in alium“ von Thomas Tallis aus dem 16. Jahrhundert auf. „Multiple Voices“ gingen wie folgt vor. Wey sang den ersten Satz, es folgte jeweils eine kurze Pause, anschließend trug Staber die nächste Sequenz vor, zu der der erste Satz über ein Lautsprechersystem (16 Boxen, praktisch ein Surroundsystem) eingespielt wurde. So folgten Stück um Stück, beim Vortrag Nummer 17 hörte der Sänger und das Publikum alle 16 vorher vorgetragenen Sequenzen. Kurz vor ein Uhr war es so weit, alle 40 Teile waren eingesungen, es gab lang anhaltenden Applaus von den immer noch 200 anwesenden Zuhörern.
Der Samstag wartete mit einer Auftragskomposition vom mœrs festival auf. William Northlich aka BlipVert komponierte diese Uraufführung im Rahmen des Festivalmottos „Stille“. In der Ko-Produktion mit Maya Dunietz setzten sie sich mit der Kraft und der Bedeutung der Stille in der Musik auseinander. Zusammen mit dem ColLAB Cologne und der Leitung von Professorin Susanne Blumenthal (dirigierte in den letzten Jahren mehrfach in Moers) war es aber durchaus nicht nur leise, es war auch eine laute und kraftvolle Inszenierung.
Moers hat in Japan einen exzellenten Ruf, die japanischen Künstler kommen gerne an den Niederrhein. Koshiro Hino brachte die zweite Welturaufführung auf die Bühne, die Komposition „Chronograffiti“ setzen Tsuyoshi Maede, Kanna Taniguchi und Tomo Ando an den Schlagwerken sowie Ken Furudate mit visuellen Effekten exzellent um. Die Performance lässt sich ausschließlich mit Superlativen beschreiben: Eine extrem dichte Percussion, perfekte Abstimmung in dem Trio, äußerst diszipliniert, eine irrwitzige Trommelgeschwindigkeit. Nicht wenigen Zusehern stand vor Stauen der Mund offen, ob der atemraubend schnellen Trommelschlägen.
Bitte im Teil 2 und 3 weiterlesen. Danke schön.
Klaus Denzer
Community:Klaus Denzer aus Moers |

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