mœrs festival: Wen stört das Wetter …
… wenn die Musik großartig ist? Teil 2 zum mœrs festival

Projekt "Sei Still" / Petek Atalay | Foto: @Kurt Rade @mœrs festival
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„The Sleep Of Reason Produces Monsters“ gründeten sich im Londoner Cafe OTO, mit dem das mœrs festival eine Kooperation betreibt. Die Zuhörer erlebten eine Power-Combo in ungewöhnlicher Besetzung. Mariam Rezaei bediente DJ-Equipment und arbeitete mit Samples, Gabriele Mitelli wechselt zwischen elektronischen „Geräuschemachern“ und Trompete, Lukas Koenig ist der Drummer und Percussionist. Muss Mette Rasmussen noch vorgestellt werden? Es gibt auf diesem Planteten kaum eine Altsaxophonistin, die mit solcher Wucht und Intensität aufspielt. In der Halle wurde es Allen warm.

Tim Isfort besuchte letzten November das Huddersfield Contemporary Music Festival und schaffte es, auch mit diesen Festivalmachern eine Kooperation zu schließen (zusätzlich zum Cafe OTO). An Pfingsten gastierten mehrere britische Künstler in Moers und spielten mit hiesigen Akteuren, der Gegenbesuch wird kommenden November stattfinden.

Was wird jedes Jahr am Sonntag gegen 16 Uhr geboten? Das Kompositionsprojekt der Kinder und Jugendlichen! Der diesjährige Titel „… und plötzlich still im Unimœrsum“ reihte sich in das Festivalthema „Stille“ ein. Die Teilnehmer zwischen neun und 19 Jahren starteten ihren Vortrag mit Zeitung lesen und Gemurmel, jeder las sich selbst Meldungen vor, dann startete die Musik. Die Intention ist es, auf den Rückzug in digitale Räume aufmerksam zu machen, auf „digital detox“, auf den Fakt, dass sich auch bereits Jugendliche zu wenig unterhalten, zu wenig miteinander sprechen – stattdessen „regiert“ das Mobiltelephon.

„Dreamteams“ werden im Sport herausragende Mannschaften genannt, ein solches setzte sich Hayden Chisholm zusammen. Hayden Chisholm gastierte im Jahr 2015 als Improviser in Residence in Moers und ist seitdem ein gern gesehener Gast. Chisholm bildete mit Jonas Burgwinkel, Petter Eldh und Achim Kaufmann eine „Supergroup“ der improvisierten Musik, die die Halle zum Toben brachte.

Tim Isfort hatte sich diese Großformation gewünscht: Das BuJazzO, das Bundesjazzorchester. Ende der 1980er Jahre von Peter Herbolzheimer gegründet und geleitet, teilen sich die Leitung mittlerweile zwei Jazzer, aktuell Theresia Philipp und Niels Klein. Ihr Titel lautete „Irgendwo auf der Welt …“ und thematisierte via Ton und Wort die Behandlung von jüdischen Musikern vor, während und nach der NS-Zeit. Anstatt in den Nachkriegsjahren von der jungen Bundesrepublik eine Entschädigung zu erhalten, wurden sie abgewiesen, hingehalten und nicht beachtet. Etliche starben, ausgemergelt von Haft und Hunger, bevor sie auch eine Deutsche Mark erhalten hatten.

1979 trat Wadada Leo Smith das erste Mal in Moers auf. 2025 das zweite Mal, ergo 46 Jahre später. Wie konnte es Wadada so lange aushalten, nicht in Moers aufzuspielen? Isfort traf ihn in Huddersfield beim schon erwähnten Festival. Man unterhielt sich und so kam die Idee des zweiten Gastspiels auf. Doch mit wem sollte Wadada auftreten und dieser meinte spontan: mit Vijay Iyer! Zwei Weltklassemusiker im Duett am Montagabend in Moers in voll besetzter Halle mit einem Vortrag, der hohe Konzentration erforderte und gute Ohren, um das einfühlsame Zusammenspiel auch vollständig mitzuerleben. Das überforderte jedoch so manchen Zuhörer und abgesehen vom „Hust, hust“ gingen zu viele hinaus (was störte), kramten in ihren Rücksäcken herum (was störte), es wurde mit Bonbonpapier geraschelt (was störte) und so waren die leisen Passagen des Saxs von Wadada sowie des Flügels und Fender Rhodes von Vijay des Öfteren kaum zu hören. Sie spielten ein Set von über 60 Minuten (!) und ernteten Jubel.

Caspar Brötzmann war sehr umtriebig und beschallte die Hardcore-Fraktion mit seiner E-Gitarre vom Boden, aus der Luft und in der Halle. Als er am Montagnachmittag über dem Festivaldorf schwebend das Dorf und die Umgebung bespielte, schaute so mancher Moerser Bürger besorgt zum Himmel. Man las in den Gesichtern „Was um Gottes Willen ist das?“. Und gerne hätte man Allen leise ins Ohr geflüstert: „Das ist Caspar Brötzmann“.

Bitte im Teil 3 weiterlesen.

Klaus Denzer

Projekt "Sei Still" / Petek Atalay | Foto: @Kurt Rade @mœrs festival
Soft Rotation / Chanmin Kim | Foto: @André Symann @mœrs festival
Das Kinder- und Jugendkompositionsprojekt | Foto: @Dennis Hoeren @mœrs festival
Das BuJazzO | Foto: @Dennis Hoeren @mœrs festival
Caspar Brötzmann "Massaker" in der Festivalhalle | Foto: @Nils Brinkmeier @mœrs festival
Improviser in Residence Bart Maris in seinem Element | Foto: @Kropp @mœrs festival
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Klaus Denzer aus Moers

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