Umfrage: Närrisch feiern oder nicht?

Moerser Gesellschaften: „Lieber kein Risiko eingehen“

Karneval und Corona sind keine gute Mischung. Schon im zweiten Jahr wird den Narren ein Strich durch die Rechnung gemacht. Keine Jecken, die ausgelassen auf der Straße feiern können, keine bunten Umzüge, keine lustigen Partys. Auch der Moerser Nelkensamstagszug kann nicht stattfinden, die Altweiber-Party am Rathaus ist abgesagt. Wie geht es den hiesigen Vereinen mit Corona? Gibt es trotz allem noch coronakonforme kleinere Veranstaltungen? Die Redaktion fragte bei einigen Moerser Gesellschaften nach…

Heike Olberts, Präsidentin der KG Grafschafter Funken Rot-Weiß 1987, hat zum närrischen Feiern in der Coronakrise eine klare Meinung: „Im November hatten wir unsere Jubiläumsfeier mit Hoppeditzerwachen, natürlich alles coronakonform. Danach haben wir uns dazu entschlossen, aus Vorsicht nicht mehr zu feiern. Wir haben viele ältere und vorerkrankte Mitglieder. Da sind wir einfach ängstlich, dass sich viele Menschen anstecken könnten. Zum Thema Brauchtumszonen in den Karnevalhochburgen kann ich nur sagen: Wenn eine Feier draußen und mit einem vernünftigen Konzept stattfindet, sollte das eigentlich kein Problem sein.“
Klaus Likar, Vize-Präsident bei der KG Elfenrat Moers-Eick, sieht das ähnlich. „Wir müssen schauen, wie sich das Infektionsgeschehen entwickelt. Vorsichtig geplant ist bei uns eine Veranstaltung unter freiem Himmel mit einer überschaubaren Personenanzahl. Ob diese wirklich stattfinden kann, steht noch in den Sternen.“

"Wir müssen lernen mit dem Virus zu leben"

Die KG Fidelio Moers 1951 hat alle öffentlichen Veranstaltungen abgesagt. „Wir werden nur eine interne Hoppditzbeerdigung veranstalten mit einer begrenzten Anzahl von Leuten. Es gilt die 2G-plus Regel. Auch vom Programm her gibt es Einschränkungen. So werden unsere Garden zum Beispiel nicht tanzen. Ein Projektor wird die Filme von bisherigen Tänzen an die Wand werfen. Das Thema Brauchtumszonen ist schwierig. Aber unter der 2G-plus Regel ist eine Voraussetzung für ein relativ sicheres Feiern geschaffen. Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben. Man kann möglichst viele Dinge für die Gesundheit einhalten, aber das Feiern dürfen wir auch nicht vergessen“, erklärt Vize-Präsidentin Michaela Reinecke.
Manfred Becker, Präsident der Narrenzunft Homberg, hält von Brauchtumszonen gar nichts: „Das Feiern in „räumlich abgegrenzten Brauchtumsgebieten“ wirkt auf mich, als ob Menschen auf einer bestimmten Fläche „eingesperrt“ werden. Entweder feiert man ganz oder gar nicht. Ich halte auch nichts davon, die Umzüge in den Sommer zu verlegen. Karneval gehört in den Winter, hat etwas mit Glauben, Religion und Ostern zu tun. Wir haben alles abgesagt, planen auch nicht, das Risiko ist uns einfach zu hoch - insbesondere da wir viele Kinder und Jugendliche im Verein haben.“
„Etwas in Planung“ hat die KG Lusticana- Barbara Moers-Meerbeck. Präsidentin Petra Weier im Gespräch mit der Redaktion: „Vor dem Umzug findet immer unser gemeinsames Frühstück statt. Auch ohne Zug möchten wir das in diesem Jahr sehr gerne stattfinden lassen. Natürlich coronakonform und unter freiem Himmel. Bisher gab es bei uns unter Einhaltung der aktuellen Corona-Schutzmaßnahmen und in Gruppen aufgeteilt nur die Ordensverteilung an unsere Aktiven.“

Hoffen auf die nächste Session - das Programm steht schon

Sabine Naujoks, Geschäftsführerin bei den Karnevalsfreunden Holderberg 1951, möchte mit den anderen Vorstandsmitgliedern ebenfalls auf Nummer sicher gehen: „Wir machen keine Veranstaltung, da wir kein Risiko eingehen möchten. Zwei Mal haben wir uns bisher mit zehn Frauen aus verschiedenen Vereinen unter Einhaltung der Coronaschutzmaßnahmen getroffen. So konnten wir wenigstens ein bisschen feiern. Ansonsten hoffen wir auf nächstes Jahr, das Programm steht jedenfalls schon. Die Brauchtumszonen sind eine gute Idee, aber auch nur wenn die Schutzmaßnahmen eingehalten werden und die Konzepte in Ordnung sind.“
Auch der Kulturausschuss Grafschafter Karneval hat alle weiteren Sitzungen abgesagt. „Wir freuen uns auf die nächste Session. Das Prinzenpaar Manni I. und Bea I. regiert ja für zwei Jahre und ist dann auch noch dabei“, freut sich Präsident Hans Kitzhofer. „Im November vergangenen Jahres konnten ja Gott sei Dank noch ein paar Veranstaltungen stattfinden. Das Thema Brauchtumszonen ist für Moers nicht relevant, eher für die Großstädte. Wir möchten keine Spielwiese sein für Jecken, die keine Vollprofis sind. Von dieser Regelung haben wir als KGK nichts.“

Planen für das Frühjahr und den Sommer

Pascal Krumpen, Präsident der Moerser KG Humorica 69, lässt auch lieber Vorsicht walten: „Nachdem wir als Humorica alle Veranstaltungen in der laufenden Session abgesagt haben, planen wir auch keine internen Partys. Dies wäre uns in der aktuellen Lage viel zu gefährlich und zum zweiten ist es fraglich, welche Verordnung denn nun wirklich ab wann und wie gültig ist. Da spricht die Politik von privaten Partys bis zehn Personen, aber Stadien dürfen gefüllt werden mit Tausenden. Bezüglich der Brauchtumszonen habe ich von der Moerser Politik und vom KGK noch nichts gehört. Wir hoffen sehr auf das Frühjahr und den Sommer und planen dann verschiedene interne Veranstaltungen sowie unser Sommerfest, das in den letzten beiden Jahren leider auch Corona zum Opfer gefallen ist.“