"Töten mit kirchlichem Segen": PETAs Kritik an Hubertusmesse im Xantener Dom

Schauspieler Jörg Rohde fordert: „Freiheit statt Freiwild.“ Foto: Marc Rehbeck für PETA
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Am heutigen Sonntag, 3. November, wird im St. Viktor Dom zu Xanten die 29. Hubertusmesse abgehalten, mit der die Kreisjägerschaft Wesel ihren Schutzpatron feiert. Die Tierrechtsorganisation PETA prangert die Veranstaltung an: Sie betitelt sie als "kirchlichen Segen für Jäger".

"Hubertusmessen stellen nicht nur den heiligen Hubertus von Lüttich fälschlicherweise als Schutzpatron der Jagd dar, sie bilden häufig auch den Auftakt zu grausamen Treib- und Drückjagden", heißt es in der Stellungnahme von Peta. In großer Zahl zögen Hobbyjäger dabei in die Wälder, um etliche Tiere zu hetzen und zu töten. Peta fordert ein Verbot der Jagd und verweist auf zahlreiche wissenschaftliche Studien, wonach die Jagd nicht dazu geeignet sei, Wildpopulationen dauerhaft zu reglementieren. Gleichzeitig appelliert die Tierrechtsorganisation an die Kirchenvertreter, künftig keine Messe zur Segnung von Jägern zu veranstalten.

Die Hubertusmesse der Kreisjägerschaft Wesel wird in diesem Jahr zum 29. Mal gefeiert. Die musikalische Gestaltung übernimmt der Parforcehorn Bläserkreis Lauersfort. Nach altem Brauch begleiten auch Falkner mit Beizvögeln am Altar die Messe. Traditionell werden auf dem Marktplatz in Xanten von Bläsern Märsche, Fanfaren und Jagdsignale intoniert. Dies soll der Einstimmung auf die Hubertusmesse im Dom dienen und einen Querschnitt durch das Repertoire der Jagdhörner, die bei der Jagd verwendet werden, bieten.

Kirchlicher Segen Heuchelei, da er Ehrfurcht vor dem Leben widerspricht

„Kirchlicher Segen für Jäger ist Heuchelei, weil dies der Ehrfurcht vor dem Leben widerspricht", so Peta. Weiterhin sagen kritisiert der Diplom-Zoologe Peter Höffken, Wildtierexperte bei PETA:"Den Jägern geht es hauptsächlich um die Lust am Töten und den Trophäenkult, das geben sie sogar offen zu“. „Die Hubertusmesse verfremdet zudem die wahren Begebenheiten, denn der heilige Hubertus wurde vom Jäger zum leidenschaftlichen Jagd-Gegner," so Höffken.

Probst Klaus Wittke, der die Hubertusmesse in Dom zu Xanten in diesem Jahr zum dritten Mal zelebrieren wird, äußerte sich zu den Vorwürfen von Peta:"Alles, was ich dazu sagen kann und möchte, ist, dass es sich bei der Hubertusmesse um ein rein musikalisches Ereignis handelt." Die Messe entspräche einer "normalen" Eucharastiefeier, während der - unter anderem - auch Parforcehörner geblasen würden. "Es werden keine Jagdstücke oder - signale, wie etwa 'Sautod' oder Ähnliches zu hören sein, sondern liturgische Kirchenlieder, wie etwa Santos und Kyrie", so der Geistliche weiter. Mit der Jagd an sich habe die ganze Messe nichts zu tun. Und, "die Leute finden das schön mit den Bläsern", sagt Probst Wittke abschließend.

Schädliche Auswirkungen der Jagd

Der Stellungnahme durch Peta ist ferner zu entnehmen:"Zahlreiche Studien belegen die schädlichen Auswirkungen der Jagd: Servanty et al wiesen nach, dass Wildschweine in jagdfreien Gebieten eine geringere Populationsdichte aufweisen als in bejagtem Territorium. Demnach führt ein hoher Jagddruck auch zu deutlich höheren Reproduktionsraten. Auch Prof. Dr. Josef Reichholf, ein namhafter Biologe der TU München, sieht aus wildbiologischer Sicht keine Notwendigkeit in der Jagd: Die nahezu ausgerotteten Wölfe müssen nicht durch Jäger ersetzt werden, da eine natürliche Regulation der waldbewohnenden Tierpopulationen durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten stattfindet."

Peta weist weiterhin darauf hin, dass "allein in Deutschland neben den circa fünf Millionen Waldtieren, darunter Rehe und Wildschweine, und den 400.000 tierischen Mitbewohnern, wie Katzen und Hunden, jedes Jahr auch etwa 50 Menschen durch Hobbyjäger getötet oder schwer verletzt werden."

Info:

Den Überlieferungen zufolge soll dem im Jahr 655 in Toulouse geborenen Hubertus bei einer Jagd ein Hirsch mit einem leuchtenden Kreuz zwischen dem Geweih erschienen sein. Hubertus wandelte sich daraufhin vom begeisterten Jäger zum entschiedenen Jagd-Gegner. Er wurde in Rom zum Bischof geweiht und starb 727 als Heiliger Hubertus von Lüttich.

Frage:

Ist das Abhalten von und die Teilnahme an Hubertusmessen vereinbar mit christlichen Werten und Grundsätzen?

Autor:

Marjana Križnik aus Düsseldorf

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