MSV-Nostalgie auf Gran Canaria
Dampfmacher-Legende schmerzt Niedergang seines Heimatvereins

Ein feiner Sonntagnachmittag in San Agustin, Bilderbuchwetter mit ein wenig Wind. Doch Manfred Sander, Gründer von Gran Canaria Olé und nach wie vor Macher des beliebten Urlaubermagazins, ist ganz und gar nicht nach freudiger Stimmung zumute. Sein seit Jahren schwächelnder MSV Duisburg hat soeben in der 3. Liga das eminent wichtige Derby beim traditionell verhassten Nachbarn Rot-Weiß Essen mit 1:4 in den Sand gesetzt. "Ich hatte ja noch etwas Hoffnung, aber jetzt sind es schon acht Punkte bei nur noch sechs Spielen. Das ist doch nicht mehr zu schaffen. Der MSV demnächst gegen... Nein! Ich darf gar nicht daran denken." Aus der Emotion heraus hat er halb-exotische Klubs wie Düren, Rödinghausen, Wiedenbrück und Konsorten vor Augen.
Nun muss man wissen, dass der mittlerweile 76-jährige als waschechter Duisburger quasi mit dem MSV und dem einstigen Wedaustadion aufgewachsen ist und sogar WM-Held Helmut Rahn im Winter seiner Karriere noch erleben durfte. Später dann, vor gut 40 Jahren wirbelte er in der Duisburger Fußballszene und galt als Dampfmacher. Mit seinem schier unerschöpflichen Ideenreichtum setzte er seinerzeit Akzente, wobei er eine Begeisterung entfachte, die ihresgleichen suchte.
Manfred Sander zeichnete für etliche ehrgeizige, pfiffige Ideen verantwortlich, von denen auch der MSV in hohem Maße profitierte. Als Paradebeispiel gilt seine Aktion im Winter 1981: Etwas mehr als 1000 MSV-Fans unterstützten den damaligen Tabellenletzten der Bundesliga im Münchener Olympiastadion; 20 Busse waren im Einsatz. Er hatte es überaus kurzfristig fertig gebracht, die Tour für nur 30 Mark (inklusive Eintrittskarte, MSV-Fähnchen und flüssigem Reiseproviant) anzubieten.
"Es war eine schöne Zeit. Es hätte aber viel mehr daraus werden können, wenn die richtigen Leute da gewesen wären und ich dauerhaft die nötige Unterstützung gehabt hätte. Die Endphase war sehr schlecht." Eine Anspielung auf seinen Vereinsausschluss 1982 und einige weitere unselige Geschichten. Sein nimmermüder Einsatz gefiel so manchem antiquierten Vorstandsmitglied nicht sonderlich. Letztlich überdrehte der Dampfmacher sein ehrgeiziges Engagement.
"Aber Manfred, reg dich doch nicht so auf", sagt seine Schweizer Ehefrau Roswitha, bringt einen Milchkaffee und landet im Handumdrehen einen liebevollen Volltreffer. "Ja Schatz!" Manfred Sander lächelt. Er weiß, dass er diesbezüglich nichts mehr bewirken kann.

Autor:

Frank Kaisler aus Moers

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