Die moers festival - Diskussion: Was Moerser Bürger erfahren müssen

Große Pressekonferenz im Frühjahr, nachdem bekannt geworden war, wie es ums moers festival bestellt ist. Archivfoto: Rink
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Reiner Michalke, der seit über zehn Jahren die künstlerische Leitung des moers festivals inne hat, bot am Pfingstmontag der Kultur GmbH die sofortige Auflösung seines bis 2020 laufenden Vertrages an. Die Gründe liegen nicht im künstlerischen Bereich - Michalke ist in der Branche weltweit anerkannt - sondern in dem Fakt, dass permanent Kontroversen öffentlich ausgetragen werden, die selbst nach dem Umzug in die Festivalhalle nicht aufhörten. Diese Störfeuer kosten zu viel Kraft und Zeit, die für die eigentliche Aufgabe, die Musik, fehlen. Zudem bemängelt Reiner Michalke den fehlenden Rückhalt bei den Verantwortlichen der Stadt für das Festival.

Im Vorfeld dieses Festival wurde ein regelrechtes „moers festival-Bashing“ betrieben. Die Finanzlage des Festivals beziehungsweise der Kultur GmbH wurde wieder einmal schlecht geredet. Monate, bevor eine Bilanz für Pfingsten 2016 feststeht, wurden Hunderttausende von Euro als Verlust prognostiziert. Die Bürgschaft für ein eventuelles Minus wurde den Moersern so kommuniziert, als seien die über 400.000 Euro bereits sicher aus der Stadtkasse verschwunden. Das sind sie nicht. Liebe Moerser Bürger, die über 400.000 Euro befinden sich nach wie vor dort. Und es gibt etliche Fakten, die Sie endlich einmal erfahren sollten. Aus dem Aufsichtsrat der Moers Kultur GmbH wurden regelmäßig vertrauliche Informationen gezielt bestimmten Personen zugespielt und schon waren sie in aller Welt. Also bei DAX-Unternehmen und eigentlich bei jeder GmbH mit einem Aufsichtsrat, ist das ein Straftatbestand, ein Fall für die Staatsanwaltschaft. Zu dem ist es kein Geheimnis, dass Beschlüsse des Aufsichtsrates nur mehrheitlich gefällt werden und nicht einstimmig.

Des Weiteren sollen Sie, liebe Moerser, wissen, dass der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Stadtrat, Ingo Brohl, lieber heute als morgen die immer noch neue Festivalhalle schließen will. Diese Halle wurde mit Landes- und Bundesgeld umgebaut, das Geld wurde unter der Auflage gegeben, dass das Festival weiter statt findet. Sollte das Festival dort nicht fortgeführt werden, muss die Stadt Moers zirka 2.000.000 Euro an Bund und Land zahlen. Ja, liebe Moerser, zwei Millionen Euro aus der Stadtkasse. Ferner waren Gespräche mit einem potentiellen Sponsor weit fortgeschritten. Dieser Sponsor wollte viel Geld dafür zahlen, dass die Festivalhalle seinen Namen beziehungsweise den Namen seines Unternehmens für eine bestimmte Vertragslaufzeit trägt, ähnlich vielen Fussballstadien (Veltins-Arena Schalke, Signal-Iduna-Park Dortmund). Nun, liebe Moerser Bürger, was meinen Sie, wie dieser potentielle Sponsor nach den letzten Wochen, den Negativ-Berichten, der Äußerung von Ingo Brohl reagierte? Er zog sein Angebot zurück.

Seit Jahren wartet man darauf, dass endlich die Moerser Unternehmen mit ins Boot genommen werden, das moers festival ist doch ein außergewöhnlicher Werbeträger mit hohem Potential, die Moerser Unternehmen können eine hippe Werbung, einen Slogan mit den Schlagworten „Avantgarde - improvisierte Musik – unsere Produkte – ebenfalls Avantgarde“ kreieren, das ist doch ein Gewinn! Warum bringt sich die CDU und Ingo Brohl nicht endlich hier sinnvoll ein?

Zu Brohls Vorstellung einer Stadt, die ausschließlich aus „Wirtschaft, Wirtschaft, Wirtschaft“ besteht, muss man antworten: Nein. Eine Polis, eine Gemeinschaft, die eine Stadt bildet, lebt und atmet durch Kultur und ein solidarisches Miteinander und nicht allein durch Arbeit.

Die Frage, die viele Moerser beschäftigt, ist folgende: Welche Motive hat die CDU, insbesondere der schon genannte Fraktionsvorsitzende, fortwährend das moers festival zu attackieren? Ist es möglich, dass es nur darum geht, einer anderen Partei, die das Festival seit je her unterstützt, der SPD, eins auszuwischen? Sollte auch nur ein wenig Wahrheit daran sein, dann hat Ingo Brohl an der Spitze der CDU-Fraktion nichts mehr verloren, dann hat er überhaupt im Stadtrat nichts mehr zu suchen und zurück zu treten. Ein Stadtrat hat für die Bürger da zu sein und der Stadtrat ist kein Platz um persönliche Ressentiments und Eitelkeiten zu pflegen. Immer nur auf das selbst aufgebaute Feindbild einzuschlagen und auf Konfrontationskurs zu steuern, dient keiner Lösung.

Die jüngste Äußerung Brohls, er sehe das moers festival nicht in der Champions League, ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten. Fortlaufend das Festival und sein Umfeld angreifen und dann zu diskreditieren ist ein sehr spezieller politischer Stil. Statt dass Reiner Michalke den Weg zu einem Neuanfang frei machen soll, ist es legitim zu fragen, ob nicht eher Ingo Brohl den Weg frei macht, denn Brohl ist zu einer Belastung für die CDU und der Stadt Moers geworden.

Festzuhalten gilt also folgendes: Der Stadt droht ein finanzielles Fiasko, sollte die Festivalhalle geschlossen werden. Ein potentieller Groß-Sponsor zieht sein Angebot zurück. Der Bund und das Land schauen sich die Aktivitäten der Stadt Moers genau an, warum sollten sie also zukünftig je wieder die Stadt unterstützen? Die Marke „moers festival“, die, richtig genutzt, ein sehr wichtiger Image- und Werbefaktor für die Moerser Wirtschaft darstellt, kann beschädigt werden.

Das wäre ein Skandal.

Klaus Denzer

AdR: Am Dienstag, 24. Mai, gab es Neues zum Sachverhalt aus dem Aufsichtsrat der Moers Kultur GmbH.
Lesen Sie hier nach.

Autor:

Klaus Denzer aus Moers

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