Jan-Gregor Kremp ist jetzt „Der Alte“ im ZDF – Der Leverkusener Schauspieler im großen Interview

Wochen-Anzeiger-Redakteur Thomas Spekowius traf Jan-Gregor Kremp (l.) vor der BayArena zum Interview. Auch privat zieht es den Leverkusener Schauspieler und Fan von Bayer 04 immer wieder gerne hier hin. Foto: Michael de Clerque
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Würde man Zuschauer nach der langlebigsten Krimireihe im ZDF fragen, kämen mit Sicherheit zuerst Titel wie „Der Kommissar“ oder „Derrick“ zur Sprache. Tatsächlich gehören beide mit 97 und sogar 281 Folgen auch zu den erfolgreichsten Formaten in der TV-Geschichte. Sie werden jedoch noch deutlich von zwei aktuellen Krimireihen getoppt. Zum einen vom „Fall für zwei“ und zum anderen vom „Alten“. Hier wird im Oktober dieses Jahres wird bereits die 375. Folge in München gedreht. Ermitteln wird dann Kommissar Voss. Denn der „Alte“ ist ein Neuer! An diesem Freitag, 14. September, startet im ZDF mit der Folge „Königskinder“ die nächste Staffel, in der der kantige Essener Hauptkommissar in München übernehmen wird. Und in die Rolle des alten Ermittlerfuchses, der beim ZDF-Exportschlager in England tatsächlich „The Old Fox“, in Spanien „El Viejo“ und in Frankreich „Le Renard“ heißt, schlüpft dann ein gebürtiger Monheimer. Der heute in Leverkusen lebende Schauspieler Jan-Gregor Kremp tritt damit in große Fußstapfen. Wir haben ihn am Fuße der BayArena getroffen.

Wochen Anzeiger: Wochen-Anzeiger: Herr Kremp, wir treffen Sie hier in der Leverkusener BayArena zum Interview. Was treibt sie heute beruflich hier hin?

Jan Gregor Kremp: „Ich hatte gerade das ZDF zu Besuch. Die Macher von ‚Leute heute’ waren da.“

Man trifft Sie hier aber auch privat. Der Ort scheint geradezu perfekt.
„Ja. Ich bin immer gerne hier, wenn es die Zeit zulässt, besuche mit meinem Sohn auch gerne mal das Training.“

Trifft man Sie hier denn nur im VIP-Bereich oder auch schon mal mit Schal inmitten der Fans? Wie man ihrer Homepage entnehmen kann, sind sie ja sogar Ehrenmitglied bei Bayer 04 Leverkusen.
„Ich bin Ehrenmitglied, das ist richtig. Im VIP-Bereich trifft man mich allerdings eher selten. Wohl aber mit Schal, in meinem Block, wo ich mit meinem 15-jährigen Sohn Leo zwei Dauerkarten habe. VIP ist eher nicht so mein Ding. Auf unseren Plätzen kann ich mich da eher schon mal ein wenig gehen lassen.“

Die Konkurrenz im Fußballwesten ist groß. Mussten Sie viel Überzeugungsarbeit dabei leisten, dass die Werkself die Vereinsmannschaft Ihres Herzens ist?
„Überhaupt nicht. Eigentlich hat es eher mein Sohn eingefordert, nachdem wir von Bochum hier hingezogen sind. Er ist hier eingeschult worden, ist ein richtig eingefleischter Bayer-04-Fan und ich lasse mich gern von ihm mitziehen.“

Ihrer Vita ist zu entnehmen, dass Sie in Monheim am Rhein geboren wurden. Wie kam es dazu. Und wann sind Sie nach Leverkusen gezogen?
„Sehr früh. In Monheim bin ich geboren, weil mein Vater da eine Referendariatsstelle hatte. Mit etwa zwei Jahren ging es für mich dann schon in Richtung Rheindorf, später nach Schlebusch in die Waldsiedlung, wo ich dann aufgewachsen bin. Erst mit 20 ging es dann wieder richtig raus, weil ich verschiedene Theaterengagements übernommen habe.“

Nun ermitteln Sie als gebürtiger Monheimer in München und spielen dort den Essener Kommissar Werner Voss, finden ihre Leichen also eher am Isarstrand, statt am Ruhr- oder Rheinufer. Eine kulturelle Umstellung?
„Nun München kannte ich schon, weil ich da acht Jahre am Theater war. Ich kenne also die Münchner und kenne viele Orte, an denen wir jetzt drehen. Heimatfluss aber bleibt natürlich der Rhein.“

Wie lange dauern ihre Drehintervalle in München?
„Eine Folge sind immer 13 Drehtage. Neun sind es im Jahr. bald möglicherweise auch noch einige 90-Minüter. Ich pendle also.“

Und wenn dann der Rhein wieder in Sicht kommt…?
„Ja das ist immer ein gutes Gefühl. Ich kenne das ja seit Jahren, auch noch von vielen Zugreisen, und schließe den Kölner Dom da jetzt einfach mal mit ein. Wenn da irgendwann die Turmspitzen in Sicht kommen, dann ist das tatsächlich ein gutes Stück Heimat. Ich brauche das auch, könnte mir nicht vorstellen, zum Beispiel für immer nach München zu ziehen. Vor acht Jahren, als ich nach vielen verschiedenen Theater-Engagements wieder fest hierher zurückkam, habe ich besonders gemerkt, wie wichtig mir das ist, hier zu wohnen. Da sind die vertrauten Klänge des Dialekts, die Menschen, der Rhein… - das ist schon so meins.“

Gab es denn mal Überlegungen, den „Alten“ vielleicht ins Rheinland zu verlegen?
„Nein, die Sendung gehört schon nach München. Auch wenn von den wichtigsten Schauspielerkollegen eigentlich nur der Michi Ande direkt aus der Ecke, nämlich vom Schliersee, kommt. Ansonsten treffen wir uns dort zu den Dreharbeiten und schwärmen wieder in alle Richtungen nach Hause, nach Berlin, nach Leverkusen oder anderswo hin.“

Mit gerade einmal 49 Jahren sind Sie nach Siegfried Lowitz (in der Rolle als Hauptkommissar Erwin Köster), Rolf Schimpf (als Leo Kress) und Walter Kreye (als Rolf Herzog) der mit Abstand jüngste „Alte“. Fühlen Sie sich da nicht ein bisschen zu jung?
„Nein. Ich denke die Bezeichnung hat weniger etwas mit dem Alter der Figur zu tun. ‚Der Alte’ ist eher als Synonym für ‚Der Chef’ zu sehen, so wie der Titel in der englischen Version ja auch „Der alte Fuchs“ lautet.“

Den „Alten“ gibt es seit 37 Jahren. Allein die Kollegen Lowitz und Schimpf ermittelten 100 bzw. sogar 222 Folgen. Werden wir Sie als Kommissar Voss nun also auch in Würde ergrauen sehen?
„Von einer festen Planung kann man da nicht sprechen. Wir reden hier immer nur von Jahresverträgen. Aber schau’n mer mal. Ich hätte wahrscheinlich auch nichts dagegen, als Kommissar Voss in Würde zu ergrauen.“

Vor einigen Jahren haben Sie da noch anders gedacht.
„Richtig. Ich hatte die Rolle des Alten auch mit Anfang 40 schon mal angeboten bekommen. Da war mir das tatsächlich zu früh. Unser Junge war noch so klein, wir hatten gerade erst das Haus gekauft und ich spielte noch viel Theater. Da mochte ich einfach nicht pendeln, und hatte auch noch so viel anderes vor. Jetzt, mit bald 50, sieht das schon ein wenig anders aus.“

Da ist man dann auch eher bereit, so eine prägende Rolle zu übernehmen, mit der man identifiziert, aber eben sicher auch ein Stück weit festgeschrieben wird?
„Ja, daran merke ich, dass ich auch ein bisschen älter geworden bin. Früher hieß es oft: Sag mal, kannst Du in drei Wochen in Südafrika drehen? – Klar war das auch toll. Aber wenn mich heute einer fragt: Kommst Du im Oktober zu dem und dem Heimspiel ins Stadion, dann kann ich in meinen Kalender schauen und sagen: Ja das klappt, da sehen wir uns! So sorgt eine bessere Planbarkeit eben auch für größere Freiheit. Das ist schon sehr schön.“

Sie dürfen aber schon auch noch andere in Rollen schlüpfen.
„Na klar! Gerade haben wir auf Föhr und in Berlin eine ganz andere Geschichte für die ARD gedreht, eine Komödie. Also das ist nicht verboten.“

Das mediale Sommerloch wurde in diesem Jahr unter anderem mit dem Freitod der Schauspieler-Kollegin Sylvia Seidel gefüllt, die nach ihrer Rolle als Balletttänzerin „Anna“ mal als TV-Superstar gefeiert wurde. Im Fernsehen wird ja vieles überhöht. Wie lebt es sich denn tatsächlich so als TV-Schauspieler? Und vor allem: Wie überlebt man? (Jan-Gregor Kremp faltet behutsam den Bayerschal vor sich zusammen).
„Die Leute meinen ja immer, wenn man einmal im Fernsehen ist, dann ist man reich und glücklich und hat es irgendwie für immer geschafft. Aber das ist ja nicht so. Vielleicht ist man oft zu sehen, hat aber tatsächlich doch nur zehn Drehtage im Jahr. Oder die Menschen wollen einen nur noch in einer ganz bestimmten Rolle sehen, die vielleicht auch etwas mit dem Alter zu tun hat. Und irgendwann kommen dann einfach keine Anfragen mehr. – Ich bin sehr glücklich, dass mir das nicht so ergangen ist. Aber bei mir hat es auch lange gedauert, bis die Menschen mit meinem Namen überhaupt etwas anfangen konnten. Mit meinem Gesicht vielleicht schon etwas eher. Ich habe aber eben auch sehr viel Theater gespielt, bin eher langsam in dieses ganze Fernsehgeschehen hineingewachsen.“

Sie haben kürzlich mit Blick auf ihre Schwerpunktverlagerung vom Theater in Richtung mehr Fernsehrollen gesagt, irgendwann hätten Sie auch mal wieder mehr an sich denken müssen. Weil man beim Fernsehen eben doch mehr Geld verdient, egal wie ambitioniert die Theaterrollen auch sein mögen?
„Es hat eher was mit dem Faktor Zeit zu tun. Am Theater hast Du nie Zeit. Gerade wenn Du große Rollen spielst. Da kann man sich auch sehr schnell auffressen lassen. Oft hatte ich nur den 1. Mai als Tag der Arbeit und den Heiligabend frei. Silvester gab’s dafür auch gerne mal ´ne Doppelvorstellung. Das war schon hart.“

Trotzdem haben Sie das freiwillig gern und lange gemacht.
„Ja klar. Ich habe es absolut geliebt. Als ich beim Theater anfing war ich auch noch so drauf zu sagen: Was, Fernsehen? Nee, das ist nichts Richtiges. Das wirkliche Schauspieler-Leben findet nur am Theater statt. Ich habe tatsächlich für das Theater gelebt. Aber irgendwann beginnt man natürlich auch mal anders zu denken. Bei mir fing das eigentlich mit dem Wunsch nach einer eigenen Familie an. Da geht das nicht, morgens proben, abends auf der Bühne, kein Wochenende frei. Ich konnt’ ja nichtmal samstags die Sportschau gucken.“

Das Umdenken setzte dann also mit der Geburt Ihres Sohnes ein?
„Ja, ab da habe ich angefangen, mich verstärkt um Fernsehrollen zu bemühen. Aber da hab’ ich auch nicht gleich die Hauptrollen bekommen. Da musste ich mich mühsam hinarbeiten. Erstmal hab’ ich jahrelang vor allem die Verbrecher gespielt. In früheren Jahren habe ich so manchem Schurken mein Gesicht geliehen, mit allerhand Waffengedöns um mich geschossen, bin zigmal am Ende eines Films in Handschellen abgeführt worden und noch öfter erschossen worden. So hat man mich allein am Hamburger Hafen an die zwanzigmal bei Wind und Wetter über den Kai gejagt und fachgerecht erlegt. Und so lag ich dann mit geschminkter Schusswunde und Kunstblut, das mir aus dem Mund lief, auf kaltem Boden, starrte mit gebrochenen Augen in den Hamburger Nachthimmel und dachte über die Verschwendung meines Talentes im Besonderen, aber auch im Allgemeinen nach, während die Kollegen Sätze sprachen wie: ‚Endlich haben wir das Schwein!’ oder: ‚Jetzt hat er bekommen, was er verdient!’ Ich persönlich war mir da gar nicht so sicher, ob ich bekam, was ich verdiente! Und jetzt jagt der Kremp die bösen Buben. Sehen Sie, alles hat seine Zeit.“

Ist man da für eine Serienrolle da auch besonders dankbar? Und dann auch noch als durchaus sympathischer Kommissar?
„Absolut. Ich weiß das zu schätzen. Ich fühle mich sehr wohl mit den Kollegen jetzt. Hollywood hat auch noch nicht angerufen. Einen internationalen Film hab’ ich mal gemacht. Aber darauf könnte ich mein Leben jetzt auch nicht aufbauen.“

Eine internationale Rolle spielen Sie jetzt aber quasi dennoch. „Der Alte“ zählt seit Jahrzehnten zu den ganz großen Exportschlagern des ZDF.
„Ja, toll nicht wahr. Ich bin auch mal gespannt, was daraus vielleicht noch erwächst.“

Am 14. September wird die erste Folge ausgestrahlt? Was haben Sie an diesem Abend vor?
„Ich glaub’ ich dreh an dem Tag schon wieder. Das Live-Erlebnis abends brauch’ ich in dem Fall auch nicht. Vielleicht gehe ich eine bisschen spazieren.“

Ein bisschen nervös ist man ja sicher schon. Was gesendet wird kennen Sie ja, aber noch nicht die Reaktionen der Menschen darauf.
„Also ich würde lügen, wenn ich jetzt sagen würde, dass es nicht ein bisschen kribbelt. Aber so richtig aufgeregt bin ich nun auch nicht. Ich mache mein Wohl und Wehe ja nicht von dieser Rolle abhängig. Aber ich wünsche mir natürlich schon sehr, dass mich die Zuschauer in der Rolle akzeptieren und dass das Ganze gut funktioniert. Ansonsten gilt: Entspannt bleiben!“

Über welchen Anruf würden Sie sich am Abend oder dem Tag nach der Erstausstrahlung am meisten freuen? (Kremp überlegt länger)
„Vielleicht von meinem Vater. ‚Jung, dat war ganz jut.’ Das wäre wirklich schön. Denn er war immer ein kritischer Begleiter meiner Arbeit, hat auch schon mal bei Romeo und Julia gesagt: Jung, Thema verfehlt. Deswegen ist mir sein Urteil schon wichtig. Wenn das gut ausfällt ist immer was dran.“(lacht)

Der Herbst naht. Und damit auch der 11.11. – Karneval, Fasching oder doch eher keins von beidem? Die Frage muss zum Schluss noch sein.
„Ach, ich verkleide mich ja das ganze Jahr hindurch. Da fällt es mir irgendwie schwer, mich von Altweiber bis Veilchendienstag in eine andere Rolle zu zwängen. Nee, das ist nicht so mein Ding. Aber beim Zug so ein bisschen mitschunkeln und Straßenkarneval feiern – das mach’ und mag ich schon.“

Herr Kremp, wir wünschen Ihnen als Hauptkommissar Voss an diesem Freitag einen tollen Start.

Interview: Thomas Spekowius

Tipp: Jan-Gregror Kremp live erleben

Auch auf der Bühne kann man Jan-Gregor Kremp weiterhin erleben. Aktuell ist er mit seinem Soloprogramm „Kremp – ist mir so passiert“ unterwegs. Darin wirft der Leverkusener einen musischen Blick auf die Welt der Dinge, die ihm so auffallen. Kemp: „Ich spiele Klavier und erzähle Geschichten aus meinem Schauspielerleben und meiner Kindheit. Als ‚Der Alte’ spiele ich eine Rolle, mit dem Programm „KREMP - Ist mir so passiert“ bepflanze ich mein eigenes Gärtchen.“

Die nächsten Auftritte in unsere Nähe:
Sa., 22.09.12,Savoy-Theater, Düsseldorf
Do., 27.09.12, Pantheon, Bonn
So., 26.12.12 , Scala Club , Leverkusen
Do., 10.01.13 Gloria-Theater, Köln
Karten gibt’s überall wo’s Karten gibt.

Autor:

Thomas Spekowius aus Monheim am Rhein

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