Die Kölner Jungfrau ist ein Monheimer

Axel Busse als Jungfrau Katharina auf der Bühne in Aktion. 
Foto: J. Rieger, Köln/Festkomitee Kölner Karneval
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  • Axel Busse als Jungfrau Katharina auf der Bühne in Aktion.
    Foto: J. Rieger, Köln/Festkomitee Kölner Karneval
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Eine Krone auf dem Kopf, ein edles Kleid am Körper und einen silbernen Spiegel in der Hand: Im Ornat von Jungfrau Katharina steckt in dieser Session ein Monheimer. Axel Busse (44) bildet zusammen mit Prinz Ralf III. (Görres) und Bauer Dirk (Königs) das diesjährige Dreigestirn, die obersten Repräsentanten des Kölner Karnevals.

Als Mann in Frauenkleidern unterwegs – für Axel Busse kein Problem. „Das Kleid ist ziemlich groß und luftig, da kann man sich gut drin bewegen“, sagt der Monheimer. Auch sonst fühlt er sich in der Rolle sehr wohl. „Die Kölner lieben ihr Dreigestirn. Der Prinz steht zwar im Mittelpunkt, aber die Jungfrau wird unheimlich gemocht, gerade weil ein Mann sie darstellt.“

Eine Besonderheit hat es auch mit dem Namen seiner Lieblichkeit auf sich. Während andere Jungfrauen einfach eine weibliche Form des Männernamens gewählt haben, hat sich Axel Busse für „Katharina“ entschieden. Der Name geht zurück auf die selbstbewusste Kölner Hausmagd Katharina Mund, die im „Schnüsse Tring-Lied“ von Joseph Roesberg besungen wird. Der Name lag nahe, denn in der KG „Schnüsse Tring“ haben die drei ihre karnevalistische Heimat – und die Gesellschaft stellt zum ersten Mal das Dreigestirn.

Den Entschluss, sich zu bewerben, fasste das Trio bei einem Beachvolleyballturnier der KG vor drei Jahren. Wer welche Figur verkörpert, war schnell geklärt: Für den sportlichen Ralf Görres (40) gab es die Prinzenrolle, die stattliche Figur sicherte Dirk Königs (45) die Rolle als Bauer und Axel Busse, so heißt es, besticht durch ein ansatzweise weibliches Lächeln und verfügt als Leiter der Vereinseigenen Tanzgruppe „Kammerkätzchen und Kammerdiener“ über das beste tänzerische Können.

„Für mich gibt es seit ich 17 bin nur eins: das Tanzen im Karneval“, so der Qualitätsmanager für die Altersversorgung bei Bayer. Familiär vorbelastet ist er in puncto Karneval nicht: „In meiner Familie bin nur ich jeck.“ Auf den närrischen Weg kam er durch seinen Kumpel Frank Goebel. Der nahm ihn mit zu den Monheimer Altstadtfunken. Bis 1989 tanzte er bei den Rot-Weißen, wechselte dann zu den Kniebachschiffern nach Hilden, wo er bis 1992 Mitglied war. Seit 1993 ist er bei den „Kammerkätzchen und Kammerdienern“ der „Schnüsse Tring“. Viele Jahre tanzte er selbst als Kammerdiener, wurde dann Trainer und schließlich Leiter beider Tanzgruppen. Dabei liegt ihm die Jugendarbeit besonders am Herzen.

Bühnenerfahrung hat er in den vielen Jahre natürlich reichlich gesammelt, hat über 2000 Mal auf den närrischen Brettern gestanden. Dennoch hat ihn die Proklamation schwer beeindruckt. „Der Start in die Session war schon ein Höhepunkt“, so Busse. „Allein der Einzug in den Gürzenich, bei dem wir uns das erste Mal im Ornat gezeigt haben, war sehr aufregend.“ Die Heimatgesellschaft war mit einer großen Delegation vertreten, die richtig Stimmung im Saal machte und „ihrem“ Dreigestirn eine überwältigenden Empfang bereitete.
Mit Kamera- und Mikrotraining wurden die Drei beim WDR auf ihre Auftritte vorbereitet. „Wir sind aber trotzdem keine Profis, sondern ganz normale Jungs von der Straße“, meint Axel Busse. Bei der Proklamation waren die drei ein bisschen nervös, inzwischen gehen sie die Sache ganz locker an – und ernten viel Lob: Locker, lustig, fröhlich, authentisch – bei dem jecken Trio ist nichts aufgezwungen. „Wir haben viel Spaß und bringen mit unserem Lied „Karneval em Blot“ viel Stimmung in die Säle“, erzählt Jungfrau Katharina. „Wir haben uns vor der Session das Ziel gesetzt, dass während unseres Auftritts keiner auf die Toilette gehen soll – und das ist uns bisher gelungen.“

Der Terminkalender des Trifoliums ist vollgepackt – rund 400 Auftritte sind es in dieser kurzen Session. „Ich komme nur mal kurz nach Hause, um den Briefkasten zu leeren und muss dann gleich wieder los“, sagt Axel Busse. Bis zum Aschermittwoch hat der Monheimer ebenso wie Prinz Ralf III. und Bauer Dirk das heimische Bett gegen Zimmer im Pullman-Hotel an der Kölner Helenenstraße getauscht. Das ist auch nötig, denn keiner ist im Kölschen Fastelovend so viel unterwegs wie das Dreigestirn. Nur einen freien Montag gibt es in der Session. „An Weiberfastnacht ist unser Hauptkampftag, da werden es 18 Auftritte“, erzählt Jungfrau Katharina. Aber auch sonst geht es Schlag auf Schlag, müssen täglich Auftritte oft im zweistelligen Bereich bewältigt werden. Da können Pausen auch schon mal das Gegenteil bewirken. „Wenn das Adrenalin aus dem Blut geht, wird man leicht müde“, so der Monheimer.

Rund ein Drittel der Aufzüge finden im karitativen Bereich statt. Da geht es in Seniorenheime, Kinderkrankenhaus oder in die Justizvollzugsanstalt. „Das ist schon eine Achterbahn der Gefühle“, meint Busse. „Man besucht ein Obdachlosenheim und fünf Minuten später steht man in einem Fünf-Sterne-Hotel.“ Am sozialen Engagement ist dem Trifolium sehr gelegen. Gezielt werden zwei Einrichtungen unterstützt, eine in Rio de Janeiro und eine in Köln.

Um den Auftrittsmarathon zu bewältigen helfen maßvoller Alkoholgenuss, gesunde Ernährung, Erholungspausen und frische Luft am Vormittag. Viel Schlafen steht für Jungfrau Katharina an erster Stelle: „Da kann ich gut abschalten.“ Außerdem haben die drei zwei Sprechstunden pro Woche bei ihrer Leibärztin. Brigitte Dick, die übrigens in Baumberg ihre Praxis hat, steht als Ärztin des Festkomitee Kölner Karneval den Tollitäten bei allen Wehwehchen zur Seite.

Natürlich ist der Rosenmontagszug ein Höhepunkt, dem Prinz, Bauer und Jungfrau entgegenfiebern - keine Frage. Aber es sind die vielen persönlichen Gespräche, die sich außerhalb des offiziellen Rahmens ergeben, die gerade für Axel Busse viele kleine Höhepunkte sind: „Man lernt einfach Leute kennen, die man sonst nicht kennen lernen würde.“

Für Jungfrau Katharina ist am Aschermittwoch alles vorbei, für Axel Busse nicht. Er steht dann wieder in der Trainingshalle und trainiert seine „Kammerkätzchen und Kammerdiener“ für die Auftritte der kommenden Session. Nach der Session ist bekanntlich vor der Session.

Autor:

Thomas Spekowius aus Monheim am Rhein

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