Der langsame Weg aus der Krise
Schrittweise zurück in den Geschäftsalltag

Friseur-Meisterin Steffi Spielberger hat den Empfangsbereich ihres Salons mit Plexiglas abgeschirmt. Um den nötigen Abstand zwischen den Bedienstühlen zu ermöglichen, wurde ein zusätzlicher Platz geschaffen.
 | Foto: Foto: Stefan Pollmanns
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  • Friseur-Meisterin Steffi Spielberger hat den Empfangsbereich ihres Salons mit Plexiglas abgeschirmt. Um den nötigen Abstand zwischen den Bedienstühlen zu ermöglichen, wurde ein zusätzlicher Platz geschaffen.
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Der persönliche Kontakt und Gespräche mit den Kunden - das vermissen auch die Händler und Dienstleister in Monheim und Langenfeld. Ab Montag sollen sie schrittweise wieder in den Berufsalltag zurückkehren. Mit mehr oder weniger großen Einschränkungen.

Die Monheimer Friseur-Meisterin Steffi Spielberger muss mit der Öffnung ihres Salons laut Vorgaben noch bis zum 4. Mai warten. Sie hat keinerlei Einnahmen. Die Kosten laufen weiter. "Das schlägt mir aufs Gemüt, denn wir machen unseren Job wirklich gerne", so Steffi Spielberger. Daher fiel es ihr auch besonders schwer, ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken. Ein Lichtblick war die Soforthilfe der Landesregierung. Das Geld ist bereits auf dem Konto. "Das war unkompliziert", freut sich die Friseur-Meisterin. Ein weiterer Aspekt, der sie positiv stimmt: "Ich habe jahrelang gut gewirtschaftet. Das kommt mir jetzt zugute." Jedoch weiß auch Steffi Spielberger ganz genau: "Je mehr Zeit vergeht, desto schwieriger wird es." Auf die Wiedereröffnung des Salons bereitet sie sich akribisch vor. So will sie bei den geplanten Lockerungen ihre Öffnungszeiten verlängern. Auch im Salon ändert sich Einiges. "Ich habe Plätze herausgenommen und mit Plexiglasscheiben den Empfang abgeschirmt", sagt Steffi Spielberger. Ihre Mutter näht zudem Schutzmasken auf Hochtouren. "Da wir unsere Kunden ja automatisch von hinten anatmen, ist mir das wichtig". Getränke wird es vorläufig nur aus Einwegbechern geben. Auch die Kinder-Spielecke wird vorübergehend abgebaut. Ob die Maßnahmen ausreichen werden? "Darüber entscheidet die Landesregierung. Ich hoffe, dass ich bald wieder öffnen darf", so die Geschäftsfrau.

Sehnsucht nach ein bisschen Normalität hat auch die Monheimer Buchhändlerin Linda Rossbach. Sie darf ab kommenden Montag wieder ihr Geschäft an der Alten Schulstraße öffnen. Vorkehrungen hat sie für sich und ihre Mitarbeiter bereits getroffen: vom sogennanten "Spuckschutz" an der Kasse über bunte Handschuhe und selbstgenähte Schutzmasken bis zum Schmöker-Tisch vor der Ladentür. Befragt nach der höchstmöglichen Kundenzahl in der gut 80 Quadratmeter großen Buchhandlung, muss Linda Rossbach schmunzeln: "Eine Person pro zehn Quadratmeter sind erlaubt. Macht acht Kunden. So viele habe ich vielleicht zum Schulanfang oder in der Weihnachtszeit gleichzeitig im Laden. Die Hygieneregeln dürften kein Problem sein." Über drei Wochen war das Rossbach-Team online und telefonisch für alle Bücherfreunde da. Von morgens bis abends hat Linda Rossbach Bestellungen ausgeliefert und dabei - nach eigenem Bekunden - jede noch so kleine Sackgasse in Monheim und Baumberg kennengelernt. In besonderer Erinnerung sind ihr dabei die Gespräche am Gartenzaun geblieben. "Persönliche Begegnungen, trotz räumlicher Distanz", sagt die Buchhändlerin. So wünscht sie es sich auch für die Wiedereröffnung.

Seit dem 2. April darf Ingo Schulz nur Lebensmittel und Präsentkörbe verkaufen. Zwei Drittel seines Ladens "Lebenslust" in Langenfeld sind geschlossen: Wohnaccessoires, Deko und Geschenkartikel gibt es nur auf Bestellung. Mit der anstehenden Lockerung der Bestimmungen darf Ingo Schulz ab Montag wieder komplett öffnen. Vorkehrungen zum Schutz von Kunden und Mitarbeitern sind getroffen. Auf dem "roten Teppich" vor dem Ladenlokal signalisieren Markierungen die Wartezeit bis zum Einkauf. Am Eingang stehen Desinfektionsmittel bereit. Um auf den 270 Quadratmetern den nötigen Abstand zu gewährleisten, sorgt das Lebenslust-Team dafür, dass sich nur 20 Kunden im Ladenlokal befinden. Außerdem schützen Acrylscheiben an den Kassen vor zu viel Nähe. "Auf eine Verkostung der Lebensmittel, die zum Abfüllen bereit stehen, müssen wir allerdings leider verzichten", bedauert Ingo Schulz.

Bei Expert Hoffmann in Monheim gilt es aktuell noch einige rechtliche Hürden bis zur Wiedereröffnung zu nehmen. "Unser Elektronikfachmarkt hat mitsamt dem Küchenstudio über 800 Quadratmeter Verkaufsfläche und muss darum weiter geschlossen bleiben", erklärt Filialleiter Frank Nyssen. Darum arbeite man intern und gemeinsam mit den Behörden aktuell an Plänen, wie die Geschäftsfläche möglicherweise verkleinert oder begrenzt werden kann, um allen Kunden wieder den persönlichen Kontakt, Fachberatung und Service bieten zu können. "Ein Sicherheitskonzept mit Hygieneschutzmaßen für Kunden und Mitarbeiter steht", so Frank Nyssen. Online, telefonisch oder über die Lokalhelden-Plattform können bis zur Wiedereröffnung weiterhin Produkte aller Art bestellt werden. "Wir liefern bis zur Haustür oder der Kunde holt seine Ware bei uns ab - kontaktlose Bezahlung selbstverständlich", versichert Frank Nyssen.

Susi Klein nimmt die Situation im sprichwörtlichen Sinne "sportlich". Als Geschäftsführerin des Monheimer Sportparks muss sie sich mit ihrem Team noch in Geduld üben, bis an der Rheinpromendade wieder die Türen für alle Fitnessbegeisterten öffnen. "Zum Glück haben wir eine große Lobby und sehr viele Mitglieder halten uns finanziell die Treue, obwohl sie ihre Kurse oder ihre Sporteinheiten nicht wahrnehmen können", bekennt Susi Klein. Die physiotherapeutische Praxis im Sportpark ist zwar geöffnet, aber auch hier geht es ruhig zu, weil viele Patienten ihre Termine aus Unsicherheit absagen.
Um mit allen Sportpark-Mitgliedern trotzdem in Kontakt zu bleiben, wird per E-Mail und via Facebook kommuniziert. Am Start ist eine App, über die sich alle nach der Wiedereröffnung für bestimmte Trainingszeiten eintragen können. Wem die Zeit bis dahin zu lange wird, dem empfiehlt Susi Klein die Internetseite www.myhome.fitness. "Über 1.000 Online-Kurse stehen hier zur Verfügung, und mehr als 20 Sportarten können individuell trainiert werden", erklärt sie. Mit Sportpark-Abo ist die Freischaltung kostenlos.

Buchhändlerin Hildtrud Markett ist froh, dank treuer Kunden die Zeit der Schließung gut überstanden zu haben: „Wir haben die Bestellungen dann kontaktlos am Geschäft übergeben“, erklärt die Inhaberin der Bücherecke in Langenfeld. „Daneben haben wir auch Bücher nach Hause geliefert.“ Die in vielen Bereichen engagierte Langenfelderin begrüßt auch den von Stadt und und dem Langenfelder Marketingverbund "KOMMIT" initiierten kostenlosen Einkaufs-Lieferservice. Auf die bevorstehende Öffnung ist sie gut vorbereitet: Maximal zwei Kunden dürfen gleichzeitig ins Geschäft, Einweghandschuhe und Desinfektionsmittel stehen bereit. „Die Verkaufstheke ist lang, beim Kassieren kann gut Abstand gehalten werden“, ergänzt die Buchhändlerin. „Das Kartenzahlgerät wird nach jeder Benutzung ebenfalls desinfiziert.“
Online-Lesetipp zum Thema: www.lokalkompass.de/1349694.

Autor:

Corinna Rath aus Hilden

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