KinderStücke 2021
Dem Löwen flogen alle Herzen zu

Die sechsköpfige Jugendjury vergab ihren Preis an "Löwenherzen". | Foto: Screenshot Laudatio-Video
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  • Die sechsköpfige Jugendjury vergab ihren Preis an "Löwenherzen".
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Die elfte Ausgabe der KinderStücke ist eine außergewöhnliche: Corona-bedingt wurden der Mülheimer KinderStückePreis 2021 und der Preis der Jugendjury am Samstag, 22. Mai, vergeben, noch bevor nur eines der nominierten Stücke in Mülheim zu sehen war. Das wird im November nachgeholt.

Von Andrea Rosenthal

Fünf Bewerber um den mit 15.000 Euro dotierten KinderStückePreis 2021 waren von einem Auswahlgremium im Vorfeld nominiert worden: Esther Beckers "Das Leben ist ein Wunschkonzert", Nino Haratischwilis "Löwenherzen", Christina Ketterings "Time Out", Dea Lohers "Bär im Universum" und Berhard Studlar mit "Megafad oder Der längste Nachmittag des Universums". 

Mit diesen Texten und teilweise Ausschnitten der Inszenierungen auf Film beschäftigten sich alle Juroren. Während die Erwachsenen in Videokonferenzen arbeiteten, durfte sich die Jugendjury an zwei Wochenenden frisch getestet und unter Einhaltung aller Abstands- und Hygieneregeln im Theater an der Ruhr treffen. Dort erarbeiteten sich die zwölfjährige Michelle und die 17-jährige Hannah von der Gesamtschule Saarn, die Freunde Johann und Erik (beide 14) von der Otto-Pankok-Schule und Emely (17) und Klara (16) von der Willy-Brandt-Schule mit Hilfe der Theaterpädagoginnen Sarah Kranenpoot und Mayra Capovilla die fünf KinderStücke.

"Am coolsten fand ich das Vorspielen einzelner Szenen in Minigruppen. Wir haben soviel selber gemacht und es war sehr abwechslungsreich", resümierte Johann die Wochenenden. Obwohl die Jugendlichen nicht zum ersten Mal in Kontakt mit dem Theater waren, waren sie doch überrascht über die Themen der KinderStücke. Von der Bedrohung der Tierwelt durch den Klimawandel über Alkoholismus und Vernachlässigung bis hin zu Kinderarbeit und Leihmutterschaft reichte das Angebot. "Ich finde es ganz wichtig, dass aktuelle Themen auch in den KinderStücken aufgegriffen werden", meint Emely. Und Klara ergänzt: "Und dabei wurden auch schwierige Themen kindgerecht aufgearbeitet." Erik erzählt: "Besonders beeindruckt hat mich, dass das Thema Flucht mit Monstern und Raumschiffen so bildhaft veranschaulicht wurde." Mayra Capovilla, die die Jugendlichen an den Wochenenden angeleitet hat, erklärt: "Ich wünsche mir, dass wir die Inszenierungen im November dann alle live sehen können. So haben wir immer nur kurze Ausschnitte gesehen und einzelne Szenen besprochen, damit es Spaß blieb und nicht Arbeit das kaputt machte."

Dennoch haben die Jugendlichen auch auf die Sprache und die Form der nominierten KinderStücke geachtet. "Für mich war ganz wichtig, dass ein roter Faden durch die Geschichte führte", erklärt Johann. Und Material zu Form und Inhalt steht auch den Lehrkräften der Grundschulen zur Verfügung, die noch bis November die KinderStücke im Unterricht bearbeiten und dann hoffentlich live auf der Bühne schauen können. Dann können sich die Zuschauer selbst ein Bild machen, ob "Löwenherzen" preiswürdig war.

Denn auf das erste Kinderstück, dass die Autorin Nino Haratischwili je geschrieben hat, fiel sowohl der Sonderpreis der Jugendjury als auch das Votum der Erwachsenen-Jury für die KinderStücke. Diese bestand aus Thomas Irmer, Kathrin Mädler und Dora Schneider. Nach eineinhalbstündiger Debatte am Samstag im Theater an der Ruhr, die per Live-Stream übertragen wurde, votierte die Jury einstimmig für Nino Haratischwilis „Löwenherzen“.

„Löwenherzen“ beschreibt die Geschichte eines Spielzeuglöwen, der in Bangladesch von einem Jungen genäht und von diesem auf eine weite Reise fast um die ganze Welt geschickt wird.
In der Begründung der Jury hieß es, das Stück zeige die Kraft des Theaters und der Fantasie. Auf zupackende Weise greife „Löwenherzen“ mutig große, globale Themen von Kinderarbeit und Migration bis Leihmutterschaft auf. Dabei stelle es gesellschaftliche Zustände in Frage und rege dazu an, Zukunftsperspektiven zu entwickeln. Jede Szene vermittle die Chance auf Veränderung, jede Figur habe einen optimistischen Gestaltungswillen. 15.000 Euro erhält die Autorin Nino Haratischwili für den Gewinn des KinderStückePreises 2021.

Noch bis zum nächsten Wochenende werden die Stücke 2021, leider nur per Stream, über stuecke.de gezeigt. Am Samstag, 29. Mai, um 19 Uhr wird dann der ebenfalls mit 15.000 Euro dotierte 46. Mülheimer Dramatikerpreis vergeben.

Autor:

Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr

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