Pottkasten
Wilhelm und Heinz (7) - Wir sind hier nicht in Solingen

Elise auf dem Weg von Arm nach Ärmer | Foto: VDK / F. Firla

Inzwischen wissen wir , dass der Mann mit dem Filzhut und dem Angler-Böis  (Böis=Jacke op Mölmsch Platt) mit seiner unsichtbaren Sozialplastik dahintersteckt.
Aber warum muss die unsichtbare Skulptur sichtbar gemacht werden?
"Ich sehe etwas, was du nicht siehst, und das ist eine Schere."

Vorbemerkung: Die Schere als Veranschaulichung der Reich-Arm-Auseinanderentwicklung macht nur Sinn in der Form der oben gezeigten VDK-Schere und kaum als in die Ruhr gerammte Riesenschere. Auch Kunstfreunde meinen, es kann sich bei der gestern angekündigten Aktion der Gruppe Club Real nur um einen verspäteten Aprilscherz handeln. Wilhelm und Heinz tun dem Club den Gefallen und nehmen es hier mal ernst und regen sich ein bisschen auf.

Wilhelm: Du kanns den missglückten Scherenvergleich schon nicht mehr hören, un jetz müssen wir uns dat in Mülheim auch noch angucken.
Heinz: Ach, du meins dat mit die 120 Meter hohe Schere aufe Schlossbrücke?
Wilhelm: Nomalerweise find ich Kunstaktionen interessant. Aber dat is ja sowatt von daneben.
Heinz: Jau, viel zu hoch, dat Dingen! Wir sind hier doch nich in Solingen!
Wilhelm: Heinz, dat soll ein Mahnmal für uns Mülheimer sein! Boh, glaubse!
Heinz: Jau, dat wir Millionäre auch immer diese Schere soweit aufmachen! Schämen sollten wir uns.
Wilhelm: Irgendeiner hat ma angefangen mit diesen Scherenvergleich. Un nu krisse dat überall zu hören. Un die meisten wissen ganich mehr, wie dat ursprünglich gemeint war, ob die Schere im Kopp is oder zwischen de Arme, un se meinen, die Schere wär an allet Schuld. Aber eine Schere muss doch aufgehn, damit sie ihre Aufgabe, nämlich dat Abschneiden, leisten kann. Dat Aufgehen von die Schere is scherenseitig nix Abartiges.
Heinz: Un bei dicke Sachen muss die schomma oddentlich weit aufgehen.
Wilhelm: Gut, dat gibt aber dann dat Bild von dat Auseinanderklaffen. Wenn aber Arm un Reich nich auseinanderklaffen würde, dann wär et nich Arm un Reich. Un dat gibbet immer.
Heinz: Die Frage is nur, wie weit et klaffen darf.
Wilhelm: Genau, da sollen wir Mülheimer jetz Scheren bauen, die nich so weit aufgehen. Denn ne zu-e Schere is ja eintlich keine Schere.
Heinz: Nu hat ja Mülheim tatsächlich viele Millionäre…
Wilhelm: Genau, un in die ihre Gärtens sollten se die 120-Meter-Scheren reinpicken, dann können die sich dat ma begucken.

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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