Aus alten Mülheimer Zeitungen

Mölmsche Polizei um 1900: Zaunlattenmassage statt Protokoll

Mülheimer Zeitung - 28. 09.1912 
…(Ausschnitt)

Heute nochmal etwas aus der Zeitung vor über 100 Jahren.

Da heißt es:

"Eben, als ich gerade von dem Protokoll gesprochen habe, ist mir was eingefallen, nämlich dass es früher geradezu eine Ausnahme war, wenn man mal ein Protoköllchen bekam. Und das hatte einen einfachen Grund: ganz früher konnten, wie viele andere Leute auch, die Polizisten nicht so mit der Feder umgehen. Das war ein hartes Stück Arbeit, wenn da wirklich mal ein Protokoll aufgesetzt werden musste. Ich habe mir erzählen lassen, dass einer einmal bei einem einzigen Protokoll vier Federhalter zerkaut hat."

Aber lesen Sie es doch selbst - und dann noch ein bisschen mehr ... 

Ewes, wie ick chrad van däm Protoköllsche gesproken häp, üs me watt igefalle, nämlich datt et früher direck en Unikum wuar, wenn me es en Protoköllsche krieg. Un dat hatt ein eifache Ground: chanz früher konne, mit ßo völl aunere Lüt, die Pollezeien nee ßua mit der Fehr ümchohn. Dat woar en hat Stücksken, wenn do wirklich es en Protokoll opgeßatt wäde mouß. Ick häp mei vertelle lote, datt einer es öwer ein Protokoll vier Fehrenhaulers – opgekaut heet -- .Ewer die hadden hie früher en radikaler Mittel,üm an die lästige Schriewerei vörbeitukumme. Die hadden „Bläustifte“, womit geschriewe woden üs. Weite chitt, watt datt üs? Dat ßind Tuhnlatten, wou mit geschriewen wod, un nie ßo knapp. Do hadden die „Blitzableiters“ noch kein Kanonne ümgeschnallt, ewer mit Tuhnlatten hewwe se die Kähls, die widderspenstig wuaren, geteichnet un dat Protokoll direck ingebläut. Frogend mer es op däm Laund of nie dückes an en chanzen Tuhn kein inzige Latte miäh gewehs üs, ßo üs do gebasche woden. Et wuar en radikal Mittel un viellich – richtiger ßo Individuums tegenöwer, die „einsame Krieger“nie defrihe lote künne. Wenn er es twiä tußame wuaren, üs wie op Kommando die Spreu va‘m Weiten geßondert woden. Et wuaren Tön, do ßuat „Mumm“ drachter. –

Toni Ulrich