Doch keine "Villa Kunterbunt"?

Ein architektonisches Kleinod und beliebtes Postkartenmotiv ist die denkmalgeschützte Jugendherberge an der Mendener Straße. | Foto: Foto: Manfred Jozkowiak
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Am Montag, 6. Dezember, beschäftigt sich nach der Bezirksvertretung 1 nun auch der Betriebsausschuss ImmobilienService mit dem geplanten Verkauf der Jugendherberge. Nachdem der Herbergsvater in den Ruhestand gegangen und eine notwendige Modernisierung der Herberge zu teuer ist, hat die Stadt beschlossen, das Gebäude zu verkaufen. Nach monatelangen Gesprächen mit Investoren durch die Wirtschaftsförderung Mülheim & Business schlägt die Verwaltung vor, den Zuschlag einem Investor zu geben, der das Gebäude in Wohneigentum umbauen will.
Das führte schon nach der BV-Sitzung zu Diskussionen. So erinnerte der „Verein für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten e.V.“ aus Essen daran, dass er bereits 2009 ein Konzept bei der Stadt eingereicht habe, um das Gebäude als Kinderherberge „Villa Kunterbunt“ weiterzuführen und durch Spenden zu finanzieren. Geschäftsführer Oliver Kern wurde daraufhin zwei Wochen Zeit gegeben, die Kaufsumme aufzubringen. Auch der Mülheimer Unternehmertreff rief zu Spenden auf. Am Donnerstag jedoch teilte Kern mit, dass der Vorstand des Vereines den Kauf der Jugendherberge abgelehnt habe, da es in dieser kurzen Zeit nicht gelungen sei, die geforderte Summe zusammenzubekommen.
Zwei Wochen waren für den Verein „Kinder- und Jugendarbeiten in sozialen Brennpunkten“ einfach zu kurz, um große Sponsoren für den Erwerb der denkmalgeschützten Jugendherberge zu finden. Denn auch diese brauchen Zeit, ein Finanzierungs- und Nutzungskonzept zu prüfen. Rund 980.000 Euro forderte die Stadt.
Ein Punkt, den auch die MBI kritisiert. Sie halten es praktisch für unmöglich, innerhalb von zwei Wochen Förderer zu finden. Auch ein Privatmann könne normalerweise nicht beim Kauf einer Immobilie auch nur einer kleinen Eigentumswohnung innerhalb dieser Zeitspanne alles klären.
Das Nutzungskonzept des Vereines sei jedoch ansprechend und dem Wunsch vieler Mülheimer entsprechend. Es gebiete der Fairness, dem Verein eine reelle Chance und Zeit bis nächstes Jahr zu geben. Zudem sollten alle Fraktionen den Spendenaufruf unterstützen. Daher stellt die MBI-Fraktion zu den Sitzungen des Immobilienausschusses am 6. Dezember, des Planungsausschusses am 14. und der Ratssitzung am 16. Dezember den Antrag, den Beschluss zum Verkauf der Jugendherberge bis mindestes zur Ratssitzung am 28. Februar zu verschieben.
Auch die Grünen plädieren für eine Fristverlängerung. „Eine Fristverlängerung bis Ende Februar“, so der jugendpolitische Sprecher Tim Giesbert, „würde die Chance, die Kahlenberg-Immobilie doch noch als bürgeroffenes Haus zu erhalten, sicherlich vergrößern“. Ansätze seien bereits vorhanden. Beispielhaft nennt die Fraktion den Spendenaufruf des Mülheimer Unternehmer-Treffs. „Dieser Appell“, sagt Giesbert, „ist eine äußerst lobenswerte Initiative. Um Erfolg zu haben, benötigt der Unternehmer Treff aber Zeit. Die sollte er bekommen“.
Die SPD Stadtmitte äußerte zumindest großes Bedauern über den Beschluss des Vereins. Man habe selber gespendet, weil man hoffte, dass „einzigartige Kleinod für die Allgemeinheit offen zu halten“. Auch Vorsitzender Constantin Körner kommt an der Frage nicht vorbei: „Hätte der VKJ die Kaufsumme nicht doch noch aufgebracht, wenn man ihm mehr Zeit zugestanden hätte?“.
Sollte dem MBI-Antrag nicht gefolgt werden, so dürfte der Verkauf der Jugendherberge an einen privaten Investor und die Umnutzung zu hochwertigem Wohneigentum am 16. Dezember vom Rat beschlossen werden.
Hintergrund: Der „Verein für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten“ hat seinen Sitz in Essen. Er beschäftigt 142 hauptamtliche MItarbeiter. Der Verein betreibt in Essen Kindergärten, Kindertagesstätten, Familienzentren, ein Jugendcafé, eine Familienbildungsstätte und verschiedene Kinder- und Jugendprojekte. Rund 650.000 Euro hätte der Verein aus Spenden sammeln müssen, um den Kauf zu finanzieren. Eine Kreditaufnahme kam nicht in Frage, um die Arbeit des Vereines nicht zu gefährden. Die „Villa Kunterbunt“ sollte eine preisgünstige Herberge für Kinder ab dem Kita-Alter mit pädagogischer Begleitung werden und auch Familien, Vereinen, Schulen und Kindergärten offen stehen.

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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