Mülheimer Sport-Förderkreis
Unterhaltsame Zeitreise durch die Mülheimer Olympia-Historie

"Box' ja vernünftig - hat mir meine Mutter immer mit auf den Weg in den Ring gegeben", sagte Werner Schäfer. | Foto: RuhrText
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Von RuhrText

Informativ, spannend und sehr unterhaltsam war die Talkrunde mit den Mülheimer Olympioniken im Anschluss an die Jahresversammlung des Mülheimer Sport-Förderkreises. Wilfried Cleven und Manfred Rixecker plauderten im Kammermusiksaal der Stadthalle mit Dr. Helmut Nonn, Werner Schäfer, Irene Pepinghege, Tina Bachmann, Lars Lürig, Thilo Stralkowski und Carsten Fischer sowie mit der talentierten Badmintonspielerin Selin Hübsch.

Die Zeitreise begann mit Dr. Helmut Nonn, der als Feldhockeyspieler zu den Olympischen Sommerspielen 1956 nach Melbourne und 1960 nach Rom reisen durfte. Die Reise nach Australien hatte es zur damaligen Zeit in sich. Dr. Nonn erinnert sich im Gespräch mit Manfred Rixecker: „Es war eine ziemlich strapaziöse Reise. Wir sind zweieinhalb Tage unterwegs gewesen. Um nach Australien zu kommen, waren damals zwischen fünf und acht Zwischenlandungen nötig. 10 000 Mark mussten damals pro Spieler aufgebracht werden. Zunächst hieß es daher, dass die Hockeyspieler nicht nach Melbourne reisen dürften. Schließlich hat es doch noch geklappt.“ Mit Erfolg: Die deutsche Mannschaft eroberte durch einen 3:1-Erfolg über Großbritannien Bronze.

Keine Frage! Werner Schäfer ist ein Unikum. Der Boxer, der lange Jahre für den Bundesligisten BC Ringfrei boxte und die Mülheimer Halle einst durch einen 45-Sekunden-K.-o.-Sieg über René Weller zum Beben brachte, hatte in der Talkrunde die Lacher auf seiner Seite. „Ich hau’ ihn um“, hast du früher immer auf dem Weg in den Ring gesagt“, meinte Moderator Wilfried Cleven. Antwort Schäfer: „Ich musste mir ja selbst Mut machen. Wenn dann der Gegner in meine Hand ‘reingelaufen ist, konnte ich ja nichts dafür!“ Schäfer hat an den Spielen 1972 in München teilgenommen.

Im Ziel laut geflucht

Die gebürtige Niederländerin und frühere deutsche Kanutin Irene Pepinghege erlebte die Olympischen Spiele gleich dreimal - als Ersatzfrau 1968 in Mexiko-Stadt und als aktive Sportlerin 1972 in München und 1976 in Montréal. In München hat Pepinghege die Bronzemedaille als Vierte nur ganz knapp verpasst. „Da habe ich im Ziel ganz schön laut geflucht“, sagt Pepinghege heute. Mittlerweile ist sie beim MKV eine erfolgreiche Trainerin. Ihr Schützling Johanna Schimanski konnte schon nationale und internationale Erfolge feiern.

Als Fünfjährige hat Tina Bachmann mit dem Hockeysport begonnen, um später einmal „die Welt zu sehen“. So wie es ihr Vater Hans-Gerd erlebt hat. Auch bei Tina hat es funktioniert. Ihr größter Erfolg war der Gewinn der Goldmedaille bei den Spielen 2004 in Athen. In der Talkrunde berichtete sie auch über ihr Engagement als Lehrerin an der Hölterschule. 2016 hatte sie als erste Frau eine deutsche Hockey-Herrenmannschaft zum nationalen Meistertitel geführt. Der HTC Uhlenhorst triumphierte damals unterm Hallendach. Bachmann: „Dieser Job als Trainer eines Herrenteams war schon eine tolle Herausforderung.“

Lars Lürig machte den Mülheimern ein Kompliment. „Ich wurde hier nicht als Teilnehmer an den Paralympics, sondern eher als Olympionike gesehen. Die Stadt hat schon damals versucht, die Integration zu verwirklichen“, so Lürig. Dreimal startete der heutige Lehrer der Luisenschule als Schwimmer bei Paralympics - 1992, 1996 und 2000. Dabei eroberte der den kompletten Medaillensatz von Gold bis Bronze. Lürig: „Nach meiner Karriere war ich höchstens noch zum Plantschen mit meiner Tochter im Wasser. Das Kachel zählen vermisse ich gar nicht.“

Feuer und Flamme für Bewerbung

Feuer und Flamme für die Ausrichtung der Olympischen Spiele in der Rhein-Ruhr-Region ist Thilo Stralkowski. Der Hockey-Olympiasieger von 2012 in London schwärmte von den Spielen in Englands Hauptstadt mit den stimmungsvollen Wettbewerben. Goldmedaillen-Gewinner Stralkowski: „Die Begeisterung der Menschen für den Sport ist in unserer Region stark ausgeprägt. Unser Vorteil ist auch, dass viele Sportstätten schon jetzt olympiatauglich sind.“

Viermal Olympia erlebte der frühere Hockeyspieler Dr. Carsten Fischer mit. Obwohl „Calle“ in Barcelona 1992 Gold schürfte, erinnert er sich ganz besonders gern an die Spiele 1984 in Los Angeles zurück. So berichtete er von einem Aufeinandertreffen mit Sprint-Legende Carl Lewis. Großen Respekt zollt er auch heute noch dem damaligen Top-Schwimmer Michael Groß. Der „Albatros“ hatte in LA zweimal Gold erobern können.

Das letzte Interview führte Wilfried Cleven mit Selin Hübsch. Das 14-jährige Badminton-Talent des TSV Heimaterde träumt von einer Olympia-Teilnahme.

Vor der Talkrunde hatte Frank Werner, Vorsitzender des Mülheimer Sport-Förderkreises, die Mitgliederversammlung zügig über die Bühne gebracht. Dabei warb er dafür, Mülheimer Sport-Interessierte für den Förderkreis zu gewinnen. Es war wirtschaftlich ein sehr erfolgreiches Jahr, die Mitgliederzahl hat sich aber auf 503 Mitglieder leicht verringert.

Autor:

Marcus Lemke aus Mülheim an der Ruhr

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