Gebettet unter Baumwurzeln

Sie stellten das neue Angebot, hier der Bereich der Urnenbeisetzung am Buchenhain, vor (v.l.): Planer Jochen Schwatko, Amtsleiterin Sylvia Waage, Dezernent Peter Vermeulen und Friedhofsleiter Wolfgang Rosenberger. | Foto: PR-Foto Köhring/PK
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  • Sie stellten das neue Angebot, hier der Bereich der Urnenbeisetzung am Buchenhain, vor (v.l.): Planer Jochen Schwatko, Amtsleiterin Sylvia Waage, Dezernent Peter Vermeulen und Friedhofsleiter Wolfgang Rosenberger.
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Einen Friedwald, in dem Bestattungen in einem Wald durchgeführt werden, das hat Mülheim nicht zu bieten. Aber neuerdings eine Bestattungsform, die dem sehr nahe kommt: der Urnenbeisetzung unter Bäumen. Denn der Trend, weiß Grünflächenamtsleiterin Sylvia Waage, geht zur Urnenbeisetzung. „Rund 68 Prozent der Menschen wählen inzwischen diese Art der Bestattung, und jedes Jahr werden es mehr“, erklärt sie. Viele Familien leben nicht mehr an einem Ort, Angehörige sehen sich oft damit überfordert, ein Grab 25 Jahre zu pflegen, oder haben nicht das Geld, diese Dienstleistung zu bezahlen.

Allerdings gab es bisher nur die Möglichkeit, ein zu pflegendes Urnengrab zu wählen oder die anonyme Bestattung. „Das bedauern manche Angehörige im Nachhinein, da es keinen richtigen Platz zum Trauern gibt“, weiß Waage.
Wer über den Hauptfriedhof spaziert, der wähnt sich eher in einem weitläufigen Park als auf einem Friedhof. Genau diese Atmosphäre gibt der Stadt auch die Möglichkeit, zwei ganz neue Grabarten anzubieten: Urnenbeisetzung im Buchenurnenhain und Urnenbeisetzungen unter Bäumen. Der Vorteil beider Bestattungsarten: Sie sind pflegefrei, aber trotzdem nicht anonym, weil die Namen der Verstorbenen auf einen Stein eingraviert werden.

Zwischen zwei riesigen, rund 60 Jahre alten Trauerbuchen auf einem eigens eingerichteten Bereich in der Nähe des Haupteingangs können nun Mülheimer ihre letzte Ruhestätte finden. Zwei große Stelen, bestehend aus aufeinandergeschichteten dunklen Natursteinen, zieren die Wiese, ein Weg führt zu einer Bank, auf der man innehalten kann. Auf die Seiten der Platten werden die Namen der Verstorbenen graviert. Zur Beerdigung dürfen hier auch Trauergebinde abgelegt werden, die anschließend aber wieder entfernt werden.

"Wir haben auf die Sockel der Grabmalsäulen ein Gedicht von Heinrich Heine graviert, das Bezug zu den Bäumen hat. Denn wir wollen hier einen Ort schaffen, mit dem sich die Menschen indentifizieren können“, erklärt Jochen Schwatlo, Leiter der Planungsabteilung des Grünflächenamtes. 168 Urnenplätze bietet die Wiese. „Sollte der Bedarf höher sein, können wir eine weiteren Bereich für diese Beisetzungsart einrichten“, betont Sylvia Waage, Leiterin des Grünflächenamtes. Denn durch den Trend zur Urnenbestattung gibt es immer mehr Platz auf den Mülheimer Friedhöfen.

Wer sich eine möglichst naturnahe Beisetzung wünscht, der findet seine letzte Ruhestätte im hinteren Bereich des Hauptfriedhofes. Auf einer weitläufigen Wiese stehen mehrere Bäume. Hier werden Urnen aus Zellulose im Wurzelbereich bestattet, die sich nach wenigen Wochen auflösen. „Für manche Menschen ist es ein beruhigendes Gefühl, von der Natur wieder aufgenommen zu werden“, weiß Sylvia Waage. Umbettungen sind hier natürlich nicht mehr möglich.

Auf einer gegenüberliegenden Wiese stehen Bäume, die als „Familienbäume“ gekauft werden können. Sie bieten dann Platz für sechs Mitglieder einer Familie und erhalten einen eigenen Gedenkstein.

Ein Bereich der Ruhe darf natürlich auch nicht fehlen. Auf dem „Summstein“ werden die Namen der Verstorbenen graviert, die hier bestattet werden. Der Name ist hergeleitet aus der Funktion: Der Stein besitzt eine Aushöhlung, in die man den Kopf hineinstecken und tief summend ausatmen kann. Die erzeugten Töne können in Resonanz geraten und erzeugen Vibrationen, die den ganzen Körper erfassen. Zwei Bänke laden zusätzlich zum Ruhen ein, ihre Lehnen ziert ein Gedicht von Erich Kästner.

Beide Grabarten werden zunächst nur auf dem Hauptfriedhof angeboten, sollen bei entsprechender Nachfrage aber auch auf die anderen Mülheimer Friedhöfe erweitert werden. Die Nutzungsdauer beträgt 25 Jahre.

Die Nutzung der Urnenbeisetzung im Buchenhain kostet inklusive Pflege und Grabmalbeschriftung 2087 Euro. Gestaltung und Pflege übernimmt der Friedhof.
Eine ökologische Urnenbeisetzung im Baumwurzelbereich kostet inklusive Pflege und Beschriftung des Gemeinschaftsgrabmales 2114 Euro, ebenso wie je ein Stelle unter einem Familienbaum, der Platz für sechs Urnen bietet.

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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