13. Hexe Tina ... behauptet: Freundschaft ist Magie, aber Vorsicht vor den Höllenhunden!

Herrje, da hab ich mir aber ein verhextes Thema ausgesucht! Dazu gibt es so unendlich viel zu schreiben! Aber vorher möchte ich euch kurz vom Martini-Markt in Hattingen erzählen.
Vielleicht hat mich dort von euch jemand live gesehen oder sogar gehört. Ich bin durch die wunderbaren Stände als Märchenhexe hindurchgehuscht und stand dann zwei Mal am Mikro, um magische Worte zu entziffern. Jawohl, von mir selbst gehext beziehungsweise geschrieben. Es war einfach wunderbar! Warum ich mich in den Hattinger Gefilden aufhielt? Natürlich war dort Manuela Klumpjan mit ihrem coolen Bücherstand vertreten. Sie ist unsere clevere Oberhexe, ihr gehört der Edition Paashaas Verlag.
Ja, und ich habe sogar einen ganzen Tag lang einen Hexenlehrling an meiner Seite gehabt. Toller Mensch. Auch Autor. Marcus Watolla. Hat aus seinem Buch "Bittersüß" (echt cooles, satirisches Zeugs) vorgelesen. Und dann hörten wir noch schrägen Ruhrpottkram von Günner Mambrallek. Dat is echt sone besondere Pfeife aus dem Ruhrpott, kicher.
Ich kam natürlich mal wieder durch Harry Michael Liedtke, auch selbst Autor und mein Lektor, auf dem Zauberteppich dorthin. Dieser Harry hat es echt drauf, immer genau dort aufzutauchen, wo was Wichtiges los ist. Auch 'ne coole Socke.
Also gemeinsam haben wir mit vielen anderen Schreibern einen tollen Tag als "Paashaas-Familie" verbracht. Und ich habe versucht, meine Magie auszustrahlen. Hat geklappt, würde ich mal behaupten. Mit Hexenhut und Reisigbesen.
Dieser Tag war aber nur so schön, weil wir alle an einem Strang gezogen haben. Als Freunde. Als Autorenfamilie sogar!
Freundschaft. Ja. Eine wichtige Grundlage, einigen Menschen ganz nahe zu kommen. Freundschaft bedeutet doch, in guten und in schlechten Tage füreinander da zu sein. Mit diesen Menschen gemeinsam lachen und auch weinen zu können. Sich Geheimnisse erzählen und sich Ratschläge zu holen.
Freunde sind Menschen, die ihr euch selbst ausgesucht und sie tief in eure Herzen gelassen habt. Diese Freunde nehmen euch genauso, wie ihr seid. Ob etwas verrückt, völlig durchgeknallt, sensibel, wutentbrannt, vollkommen verstrahlt oder auch niedlich verhext. Schließlich habt ihr sie ja auch selbst ausgesucht. Beim Besen meiner Mama!
Mitunter ist sogar euer Lieblingsmensch dabei!
Aber, aber! Nun stelle ich euch die dunkle Seite der Freundschaft vor. Die Sonne lacht schließlich auch nicht jeden Tag.
Und da sind sie auch schon. Eure Höllenhunde! Jeder von euch kennt diese seelischen Biester, auf ganz unbewusste Art. Nun aber hole ich sie für euch zum Vorschein. Heute haben wir Vollmond, da darf ich besonders offen sein, hihi. Das würde ich für euch doch sowieso tun, ihr kennt mich ja jetzt schon etwas länger. Eigentlich sind wir alle ja schon so etwas wie Freunde, oder etwa nicht?
Also, hexhex. Offiziell nennen wir magische Wesen diese Phase, in der die Höllenhunde euch aufsuchen, STREIT. Kennt ihr ja.
Dunkle Wolken stehen dann am Himmel und der Wind pfeift so krass, dass ein falscher Gedanke oder ein falsch verstandener Satz einen Bruch zwischen euch und euren Freunden treiben könnte. Das nennen wir Hexen der Keil des Bösen. Davon nähren sich diese biestigen Höllenhunde! Sie sorgen dafür, dass jedes Wort von euch, jeder Gedankenaustausch böser und gemeiner wird. Sie vernebeln sogar eure Gehirne so weit, dass ihr dunkel egoistisch werdet und bald völlig daran verzweifelt. Ihr vergesst, am anderen Ende einen Freund zu haben!
Streit bedeutet doch nichts anderes, als auf eurer Meinung zu verharren und den anderen diese aufzuzwingen. Oder eure eigene Meinung so deutlich zu vertreten, dass es dem anderen tief ins Herz triff. Genau. Weh tun, das tut dann gut! Dem andern sagen zu können, was er alles falsch gemacht hat und ihn mit Vorwürfen überschütten.
Hmja, das gefällt diesen Höllenhunden, dadurch werden sie dann immer stärker und mächtiger. Eure Freundschaft droht zu zerbrechen. Schlimm, ganz schlimm.
Jetzt kommt es natürlich auch auf euren Charakter an. Wird der Streit laut ausgetragen oder eher still, leise und gefährlich? Das bleibt natürlich euch überlassen. Heutzutage muss man ja noch nicht einmal persönlich miteinander reden! Es gibt doch Facebook, Mails oder wie diese elektronischen Nachrichten alle heißen. Damit hab ich ja überhaupt nix am Hut.
Schmunzeln muss ich aber doch immer wieder. Warum nehmen Freunde sich nicht mehr die Zeit, sich persönlich gegenüberzustehen und dann miteinander zu streiten? Ha!
Gerne würde ich dabei auf einem Baum sitzen, mit den Füßen wippen und mein Kinn geschmeidig auf meinem Handrücken auflegen. Tzztzztzz. Dabei müsstet ihr euch in die Augen schauen! Und eurem Gegenüber dabei noch zusehen, wie seine nichtmagischen Worte durch Gestiken, Gesichtsausdrücken und richtigen echten Stimmlagen unterstrichen werden! Selbstverständlich würde ich euch zu einem bestimmten Zeitpunkt loben, wie mutig ihr euch eure Meinungen an den Kopf geworfen habt. Und irgendwann würde ich euch fragen, ob dieser Streit es wert war, euch so zu verletzen. Ich verstehe, muss mal sein, aber dann solltet ihr euch auch verzeihen können. Euch wieder lieb haben. Erinnert ihr euch? Ihr seid ja schließlich FREUNDE. So, wie ihr es für eure Freundschaft eigentlich geplant hattet. Oder etwa nicht?
Wusa! Vertragt euch wieder und unterstützt die Höllenhunde doch niemals lange bei ihrem Großwerden!
Also noch einmal. Natürlich kann kein Mensch immer nur gute Laune haben, so wie etwa eine wundervolle Hexe wie ich. (Wie gut, dass niemand von euch jetzt meine gekreuzten Finger hintern Rücken sieht, öhm.)
Streit kann auch reinigend sein. Ein Freund zu sein, bedeutet doch auch, sich ihm in den Weg zu stellen, wenn dieser im Begriff ist, einen großen Fehler zu begehen. Dann gibt es garantiert Streit. Klare Flugsalbe! Die Höllenhunde fliegen dann aber bereits über euch und lecken sich über die Lippen. Und danach passiert natürlich Folgendes: Nach einem Streit herrschten erst einmal viele düstere Gedanken. Wut. Enttäuschung, Verärgerung. Abgelöst werden sie später durch Verletztheit, Enttäuschung und tiefe Traurigkeit.
Warumgedanken tauchen auf. Warum versteht euch dieser Freund beziehungsweise diese Freundin eigentlich nicht? Warum denkt er respektive sie so unfair und ungerecht über euch? Fragen über Fragen.
Genau dies ist der Zeitpunkt, auf den sich die Höllenhunde richtig freuen. Langsam, aber stetig drängen sie sich unscheinbar in eure Herzen und versuchen, dadurch eure Seelen zu erreichen. Sich für längere Zeit dort einzunisten. Sie nähren sich von dem Kummer eurer Seelen!
Gerade ein starker Mensch, ein enorm cooler Mensch, verfällt in Traurigkeit, spürt nur noch, wie stark er verletzt wurde, durch das Unverständnis eines Freundes. Zu viel Enttäuschung verdunkelt nur eure Seelen! Seid wachsam!
Der Weg zurück kann ziemlich hart und steinig sein. Manche von euch bleiben Gefangene der Höllenhunde, leider für immer. Sie sind Gefangene ihres eigenen Kummers. Sind besetzt, gebannt oder sogar verflucht. Aber das ist ein anderes Thema. Beim Besen meiner Mama, jetzt bin ich doch fast nicht zurückgekehrt. Streit. Wir waren bei einem einfachen Streit zwischen euch und einem wichtigem Freund.
Wusa. Bei einem Streit geht es niemandem gut. Basta. Ist einfach so. Das Gegenteil ist schon eher der Fall. Ob ihr es nun zugeben wollt oder nicht. Egal. Hier stehen ja auch meine Worte geschrieben. Es ist meine Erkenntnis!
Und den Höllenhunden? Den geht es bei jeder Auseinandersetzung richtig gut. Sie lieben die Seelen, die leiden. Am wohlsten fühlen sich diese unsichtbaren Viecher, wenn ein Körper, den sie besetzt haben, so richtig leidet. Tränen dürfen fließen. Völlig daneben denken darf das Gehirn. Je schlechter sich die körperliche Hülle fühlt, je besser geht es ihnen. Ihr bemerkt diese ungerechte Besetzung nicht einmal.
Doch es gibt immer einen Weg, das alles wieder zu glätten und sich von den Höllenhunden zu befreien. Ihr könnt mir noch folgen? Wir sprachen von einem Streit zwischen Freunden! Jetzt habe ich euch schwirrende Gedanken in den Kopf gesetzt, weil jeder von euch spürt, was ich gemeint habe. Es soll Worte geben, die sich so anhören wie "Tut mir leid" oder "Entschuldigung, war blöd von mir". Aber diese doch so harmlosen Worte kommen gar nicht mal so einfach über eure Lippen. Da schleicht sich doch schon wieder so eine Warumfrage ein. Tatsächlich? Ich kenne die Antwort.
Wartet. Hexenkessel raus. Feuer schüren. Brühe rein. Kräuter dazu. Und nun rühren. Rechts herum, aber für euch auch links herum. Komm herbei, komm herbei – Wahrheit ist keine Zauberei! Und schon sehe ich die Antwort! Ihr seid einfach zu stolz! Wollt euch keinen Zacken aus der Krone (welche denn bloß?) brechen, nicht zu Kreuze kriechen. (Haben einige von euch überhaupt noch Kreuze im Haus?) Hmm, Krieger der Dunkelheit. So funktioniert das alles nicht. Ihr müsst einfach aufeinander zugehen, persönlich miteinander reden! Euch bei dem Gespräch in die Augen schauen und mit euren Herzen fühlen.
Und noch eins: Verständnis aufbringen. Verständnis für die Lage, in der sich jeder von euch befunden hat. Redet miteinander. Sprecht euch aus und hört dem andern dabei zu.
Nun? Bemerkt ihr langsam, dass sich die Höllenhunde, die eure Seelen besetzt haben, sich verziehen? Gut! Das nenne ich Erleichterung. Man sieht es euch direkt an. Ihr habt euch wieder mit eurem Freund oder Freundin vertragen und spürt das wunderbare, warme Gefühl im Herzen. Einige von euch nennen es Frieden. Andere Erleichterung. Wieder andere nennen es Wiedergutmachung Und dann gibt es noch die Mutigen, die es Liebe oder Freundschaft nennen.
Die Höllenhunde sind verschwunden. Das Gleichgewicht der Freundschaft ist wieder hergestellt. Gut so. Damit lässt es sich leben. Und ganz manchmal könnte ihr einfach nur auf die Worte einer magischen Hexe hören (*grins*).
In diesem freundschaftlichem Sinne, vergesst nie, eure Besen zu schwingen!
Bis in hundert Jahren
Eure Hexe Tina

Autor:

Tina Becker aus Oberhausen

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