Ein Stück Geschichte ist zurück
Aus Oberhausener Stahl und Glas

Alt-Oberbürgermeister Burkhard Drescher (r.) hat seinen Schreibtisch aus Relikten des GHH-Walzwerks zurückgeschenkt: Jetzt arbeitet Oberbürgermeister Daniel Schranz daran. Foto: Stadt Oberhausen/Tom Thöne
  • Alt-Oberbürgermeister Burkhard Drescher (r.) hat seinen Schreibtisch aus Relikten des GHH-Walzwerks zurückgeschenkt: Jetzt arbeitet Oberbürgermeister Daniel Schranz daran. Foto: Stadt Oberhausen/Tom Thöne
  • hochgeladen von Andrea Rosenthal

Es ist natürlich nicht der „Resolute Desk“. Nicht der Schreibtisch, den die britische Königin Victoria anno 1880 dem damaligen US-Präsidenten Rutherford B. Hayes schenkte und an dem bis heute fast alle weiteren US-Präsidenten gearbeitet haben. Es ist kein Schreibtisch aus dem Holz des Polarforschungsschiffs HMS Resolute, nein – es ist ein Schreibtisch aus Stahl des Walzwerks der Gutehoffnungshütte Oberhausen, und an ihm haben keine Präsidenten gesessen, aber immerhin zwei Oberbürgermeister – früher Burkhard Drescher, heute Daniel Schranz.

Das ist ein bisschen überraschend, denn eigentlich hatte der erste Oberbürgermeister, der an diesem Schreibtisch gearbeitet hat, ihn mitgenommen, als er das Rathaus an der Schwartzstraße verließ: Der Rat der Stadt schenkte Alt-Oberbürgermeister Drescher das ausgefallene Möbelstück aus Glas und Stahl, als Drescher 2004 in die Wirtschaft wechselte.

Gefertigt von Azubis

Der Tisch war für ihn angefertigt worden: Junge Leute, die im Zentrum für Ausbildung und Qualifizierung (ZAQ) lernten, hatten einen Entwurf gemacht und den Fuß schließlich aus Zahnrädern des ehemaligen Walzwerkes zusammengeschweißt. Die Stahlteile hatten die Auszubildenden beim Abbruch des Walzwerks der Gutehoffnungshütte auf dem Gebiet, das zur Neue Mitte werden sollte, vor der Verschrottung gerettet. „Diese Zahnräder haben in dem Werk die Walzen betrieben, auf denen Blech und Stabeisen produziert wurde“, erklärt Alt-Oberbürgermeister Drescher, „das war für mich ein Symbol: Auch durch die Bewegung dieser Zahnräder ist Oberhausen groß geworden.“ Die Glasplatte habe er sich ausgesucht, um Transparenz zu symbolisieren.

Alle, die seit seinem Amtsantritt 1997 das Büro betreten hätten, hätten sehen können: „Hier arbeitet der Oberbürgermeister einer Industriestadt. Der Tisch stand für mich für die Aussage: Oberhausen ist aus Industrie entstanden, und darauf fußend geht es jetzt in die Zukunft.“

"Schreibtisch steht für ein starkes Bild"

Weil der 72jährige Drescher Ende 2023 seinen Posten als Geschäftsführer der Innovation City GmbH aufgegeben hat und im heimischen Arbeitszimmer kein Platz für den großen Tisch war, fragte er im Rathaus an, ob der Tisch im Stadtarchiv eingelagert werden sollte. Das wäre zu schade, befand der amtierende Oberbürgermeister Schranz, seines Zeichens studierter Historiker, und holte das Relikt aus Oberhausens Vergangenheit zurück ins Rathaus. Er hatte bislang an dem Schreibtisch gearbeitet, der für seinen direkten Vorgänger, Alt-Oberbürgermeister Klaus Wehling, angeschafft worden war.

„Das Bild, für das der Schreibtisch steht, ist ja weiter ein starkes“, sagt Schranz: „Die montanindustrielle Vergangenheit ist das Fundament für unsere Stadt und der Motor für ihr schnelles Wachstum gewesen, und sie wiegt noch heute schwer: Wir können stolz sein auf das, was hier geschafft worden ist, und wir arbeiten weiter am Strukturwandel. Ich arbeite in Zukunft gerne an diesem Tisch, der in unserer Stadt von jungen Oberhausenern aus Oberhausener Material gefertigt worden ist.“ So geht es jetzt – auf stählernem Fuß und mit Transparenz – an diesem Schreibtisch wieder um die Zukunft Oberhausens. Natürlich kein „Resolute Desk“ – nennen wir ihn GHH-Walzwerk-Schreibtisch.

Autor:

Lokalkompass Oberhausen aus Oberhausen

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