Zur Diskussion Stellenabbau MAN in Oberhausen
Mal Klartext geredet ein Beitrag zur Diskussion

Reinhardt Meyer, 27.7.2020

Mal Klartext geredet ... ein Beitrag zur Diskussion

In der Stellungnahme von IG Metall und Gesamtbetriebsrat zur geplanten Vernichtung von 3000 Arbeitsplätzen bei MAN Energy Solutions in Deutschland heißt es:

„Wer Zugeständnisse von der Belegschaft fordert, der muss Garantien abgeben.
GBR und IG Metall fordern deshalb konkret:
• Stoppt den Kahlschlag – kein völlig überzogener Personalabbau
• Alle müssen ihren Beitrag leisten: Auch Vorstand und Management!
• Keine betriebsbedingten Kündigungen
• Keine Standortschließungen
• Erhalt der Kompetenzen und des Knowhows an den Standorten
• Investitionen in die Zukunftsthemen
• Stopp des Verkaufsprozesses - Verbleib bei VW“

Mit den so genannten „Standort- und Beschäftigungsgarantien“ wird in nahezu allen Konzernen ein Kurs verfolgt, Lohnverzicht, weitere Flexibilisierung, unbezahlte Überstunden, aber auch Personalabbau möglichst ohne größeren Widerstand durchziehen zu können.

So wurde auch bei der Eingliederung von MAN Truck&Bus in den neuen VW Teilkonzern „Traton“ eine solche „Garantie“ bis 2025 gegeben. Und bis 2030 soll auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet werden.

Tatsache ist jedoch, dass bei TRATON aktuell 6.000 der 36.000 Arbeitsplätze in Deutschland und Österreich vernichtet werden sollen.
Der Sender BR24 berichtet dazu am 22.7.:
„Die Zahl hat der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats von Traton und MAN Saki Stimoniaris nun der Börsenzeitung bestätigt. `Die Zahl stimmt. Laut Unternehmen sollen all diese Arbeitsplätze in Deutschland und Österreich wegfallen`, erklärte Stimoniaris. Allerdings machte der Arbeitnehmervertreter auch klar, dass die Verhandlungen mit der Geschäftsleitung noch nicht begonnen haben. Stimoniaris knüpft die Gespräche an Bedingungen. Zum einen verlangt er, dass die Standort- und Beschäftigungsgarantien eingehalten werden. So sind betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2030 ausgeschlossen“.
Wie soll das gehen, wenn bei Traton jede 6. Stelle verschwinden soll?
Oft werden erst einmal die Befristeten und Leiharbeiter gefeuert. Und danach?

Das bedeutet, dass der Personalabbau in Form von „Aufhebungsverträgen“ und „Abfindungen“, oft geregelt in einem „Sozialplan“, durchgezogen wird. Das krasseste Beispiel ist der Bergbau, wo es bis zur Schließung der letzten Zeche in Bottrop keine „betriebsbedingten Kündigungen“ gab. Auch bei Opel wurde das so gemacht.
Aber die Arbeitsplätze ganzer Generationen von Familien sind vernichtet.

Wenn du einen „Aufhebungsvertrag“ unterzeichnest, verzichtest du damit auf arbeitsrechtliche Schritte, wie etwa einen Kündigungsschutzprozess.
Wenn es in der Stellungnahme von IGM und GBR heißt: „Stoppt den Kahlschlag – kein völlig überzogener Personalabbau“ heißt das nichts anderes, als dass man einen bestimmten Abbau der Belegschaft schon hinnehmen würde.
Eben wenn es ohne betriebsbedingte Kündigungen läuft.
Das Ganze soll bei MAN, Daimler, ZF usw usw... von der massenhaften Vernichtung von Arbeitsplätzen ablenken, die dennoch stattfindet. Die Arbeitsplätze für unsere Jugend sind dann vernichtet.

In vielen betroffenen Betrieben ist ein derartige Vernichtung von Arbeitsplätzen damit verbunden, die Kolleginnen und Kollegen für 12 Monate in einer „Transfergesellschaft“ (transferieren = überführen) unterzubringen. In diesen 12 Monaten erhält man dann Arbeitslosengeld und eventuell eine betriebliche Aufstockung. Nach den 12 Monaten beginnt dann der Bezug von Arbeitslosengeld nach den Bestimmungen der Arbeitsagentur, wenn man keine Stelle gefunden hat.

Zur Transfergesellschaft schreibt die Gesellschaft für Personalmanagement Monster (www.monster.de) „Transfergesellschaften haben die Aufgabe, die von Arbeitslosigkeit bedrohten Mitarbeiter eines Betriebs zu beraten, zu qualifizieren und innerhalb eines Jahres in ein neues Beschäftigungsverhältnis zu vermitteln. Der Bandbreite der infrage kommenden Förder- und Qualifizierungsmaßnahmen sind praktisch keine Grenzen gesetzt: Bewerbungstraining, Sprach- oder PC-Kurse – notfalls auch der Gabelstaplerführerschein. Hauptsache, der Betroffene ist innerhalb von 12 Monaten wieder fit für den Arbeitsmarkt.“

Sicherlich kann der eine oder andere Mitarbeiter wieder an einen Arbeitsplatz vermittelt werden. Aber der Zusammenhalt der Belegschaft, die Solidarität und gegenseitige Unterstützung wird damit unterlaufen. Jeder bleibt sich selbst überlassen

Das Ganze wird dann „sozialverträglicher Personalabbau“ genannt. Was soll daran „sozialverträglich“ sein, wenn man seinen Job verliert?

Der jahrelange Kampf der Kruppianer in Duisburg – Rheinhausen, wo praktisch das gesamte Ruhrgebiet stillstand, oder auch der lange Widerstand der Opelaner, das hat bundesweit Zeichen gesetzt.
„Man müsste eigentlich handeln, so wie die seinerzeit in Rheinhausen … oder wie die Gelbwesten in Frankreich...“

Damit sich dieser Gedanke gar nicht erst ausbreitet, wird das Spielchen veranstaltet mit:
„Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen“ und der Hoffnung auf irgendwelche „Garantien“, über die sich die Unternehmer, wenn die Rendite doch nicht zu erreichen ist, hinwegsetzen.

Wer erpresst hier eigentlich wen?

Der Vorstandsvorsitzende von MAN Energy Solution, Herr Lauber, soll offenbar gegenüber dem Betriebsrat zu verstehen gegeben haben, er fühle sich „von VW erpresst“.
Also ist es nur logisch, dass man die Erpressung weitergibt, an die Belegschaften und Betriebsräte. Er wird aber sicher nicht in eine „Transfergesellschaft“ wechseln müssen, wenn sein Plan nicht aufgeht.

Glück auf
Euer Reinhardt

Autor:

Reinhardt Meyer aus Oberhausen

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