THEATER IN DER KRISENZEIT
CORONA - EIN STÜCK IN 7 AKTEN

Zur Zeit sind unsere Kultureinrichtungen ja alle geschlossen. Kino, Theater, Kleinkunstbühnen - hoffentlich überstehen alle diese Krise gut. 
Doch wir Menschen machen uns unsere eigenen schlechten Filme, besser noch unser eigenes Theaterstück:
CORONA - ein Stück in 7 Akten

Akt 1 spielt vor einem beliebigen Supermarkt in Oberhausen. Egal, ob Rewe, Netto, Aldi oder wie sie alle heißen.
Jetzt weiß ich auch, was der Großteil der Oberhausener Schüler während Corona so macht. Er steht als Security vor den Supermärkten!!!
Jetzt mal ehrlich. Schaut euch doch diese "MöchtegernPolizisten" mal an. Die sehen größtenteils aus, als wenn sie bald die 9. Klasse abschließen, Ohrenstöpsel vom Handy in den Ohren, kaugummikauend und so dünn und zerbrechlich, dass sie durch die Gitterstäbe vom Einkaufswagen durchrutschen. Da wäre ich mit meinem Kampfgewicht ja noch besser geeignet. Und grimmig gucken kann ich auch.
Man kann diese jugendlichen Securitybuben in zwei Kategorien einteilen: die einen, die zu cool für diese Welt sind und betont lässig am Ladeneingang stehen und sich wichtig nehmen als wenn sie einen Superstar bewachen. Nach jedem Kunden sagen sie "Stop". Nach einer gewissen Zeit wird der nächste Kunde mit einem großzügigen "Sie dürfen." hineingelassen. Dabei gucken sie einen an, wenn man den Einkaufswagen vorbei schiebt, als erwarten sie einen Applaus oder einen Autogrammwunsch.
Dann gibt es noch die Gelangweilten, die schön auf dem Stuhl in der Sonne sitzen, mit ihrem Handy spielen und gedankenverloren an ihrer umhängenden Securitykarte nuckeln. Bah!!!! 
Wenn es zu Streitereien zwischen den Kunden oder Regelüberschreitungen kommt, guckt der Gelangweilte weg. Bloß nichts mitbekommen, dann kann ich auch keine auf's Maul bekommen. 
Die Coolen versuchen dann mit weisen Worten dazwischen zu gehen. Jedoch in einer Lautstärke, die jeder normal hörende Mensch nicht versteht. Es ist ehr ein ängstliches Murmeln. Und wenn sich dann ein frecher Kunde mit Bodybuildermaßen vor ihm aufbaut und fragt, wo sein Problem wäre, da blutet so manches Mutterherz, welches das Securityjüngelchen dann über den Parkplatz fliegen sieht. 

Egal ob cool oder gelangweilt - frech zu den Angestellten können sie alle sein. Das habe ich selbst schon mitbekommen. Da müssen die Verkäuferinnen den Marktleiter holen, weil der Securitymitarbeiter sie nicht ernst nimmt. 
Durch die Corona Krise werden plötzlich Securitymitarbeiter aus dem Boden gestampft. Wo kommt dieses Frischfleisch her?
Haben diese Leute überhaupt eine anständige Schulung erhalten? Wissen Sie worauf sie sich einlassen? Da gibt es wirklich aggressive Menschen, die gewalttätig werden können. Können die Securitymitarbeiter damit umgehen und sich selbst , die Verkäufer/innen und die anderen Kunden schützen? Für mich wirkt es nicht so. Zum einen wäre ich froh, wenn ich mich irren würde. Zum anderen hoffe ich, dass es keine heftigen Zwischenfälle mit sich nicht benehmenden Kunden gibt. 

Akt 2 spielt in Duisburg am Rhein. Ich wollte mal einen richtig schönen Spaziergang machen. Die ganzen letzten Tage bin ich  immer nur über den angrenzenden Friedhof bei mir am Haus spaziert. Jetzt wollte ich einfach mal raus etwas anderes sehen. 
In aller Frühe bin ich also zum Rhein. Leere und Ruhe war dort aber nicht angesagt. Neben etlichen Spaziergängern konnte man froh sein, nicht von den Radfahrern umgenietet zu werden. 
Zwei Frauen wuselten in den Büschen und Sträuchern rum und sammelten Müll in einem Sack ein. Dabei trugen sie keine Handschuhe. Das hätte ich schon vor Corona nicht ohne Handschuhe gemacht. Aber egal. Jeder hat eine andere "Schmerzgrenze". 
Dann kam eine dritte Frau. Diese hatte die Hände voll mit zerdrückten Plastikflaschen, zerknüdelter Chipstüten und leeren Zigarettenschachteln. Sie trug Handschuhe und forderte alle Spaziergänger auch auf den Müll einzusammeln. Wie ein Prediger stand sie am Rhein. "Wenn jeder ein Teil nimmt und weg wirft, ist es hier bald müllfrei." Ein kleines Mädchen nahm daraufhin eine leere verrostete Bierdose auf. Ihr älterer Bruder begann wie am Spieß zu schreien. "Fass das nicht an. Dann stirbst du."
So gehen Kinder mit Corona um. 
Mir war das alles irgendwie zu voll, also machte ich mich schon nach kurzer Zeit wieder auf den Rückweg. Und dann kamen sie: die Menschen, die förmlich einem Bußgeld hinterher rennen. Mit Bollerwagen, Decken, Kühltaschen, Picknickkorb und sogar einem Zelt noch oben drauf. Die können mir doch nicht im Ernst erzählen , dass sie nur spazieren gehen. Was haben diese "Spacken" nicht verstanden??? Was macht ihr als nächstes? Eine Corona Party vor der Polizeiwache? 

Akt 3 spielt bei Penny an der Kasse. Auch hier muss man wie in jedem anderen Supermarkt einen Einkaufswagen benutzen. Ein Kunde steht an der Kasse. Er hat für seinen Einkauf keinen benutzt. Die Verkäuferin spricht ihn höflich an, dass er doch bitte beim nächsten Mal einen Einkaufswagen benutzt. Direkt wird er pampig. "Wie soll ich das machen, wenn ich kein 1Euro Stück im Portemonnaie habe? So eine Scheisse hier." 
Die Verkäuferin bleibt freundlich. Meine Hochachtung für sie. 
"Sie hätten rein kommen und ich hätte ihnen Geld wechseln können."
Er wird noch pampiger. "Ja, hätte ich das?" 
Die Verkäuferin nennt höflich mit einem Bitte den Betrag, den er bezahlen soll. Das macht er dann auch. Als er das Wechselgeld schon erhalten hat, fällt ihm ein, dass er noch eine Paybackkarte hat. Tja, leider zu spät. Meckernd verlässt er den Laden. 
Früher hatte ich auch öfter keinen Euro für den Einkaufswagen in der Tasche und musste mir Geld wechseln lassen. Aber seid Corona achte ich vor jedem Einkauf darauf, da man ja ohne Einkaufswagen nicht mehr in die Geschäfte kommt. Vielleicht weiß dieser "nette Herr" auch nicht, dass die meisten Einkaufswagen auch 50 Cent oder 2 Euro Stücke nehmen. Ich denke, dass er einfach zu faul war für seine drei Teile einen Einkaufswagen zu nehmen. 
Es müsste einfach die Regel geben, wer demnächst ohne Einkaufswagen an die Kasse kommt, der kann die Artikel nicht bezahlen und mitnehmen. Der hat sich umsonst angestellt. Pech gehabt. Das ist das gleiche mit Leuten, die mit Handy am Ohr an der Kasse stehen und noch nicht mal der Verkäuferin "Guten Tag" sagen können und mit einer Hand langsam und umständlich alles einpacken, weil in der anderen Hand das Handy steckt. Ganz klare Sache: Wer beim Bezahlvorgang telefoniert, wird nicht bedient. 
Vielleicht sollte das Ordnungsamt mal über Bußgelder nachdenken für Menschen, die sich trotz mehrfacher Hinweisschilder keinen Einkaufswagen nehmen. Ich musste letztens nur ein Teil kaufen. Das wusste ich bevor ich in den Supermarkt gegangen bin. Natürlich habe ich mir trotzdem einen Wagen genommen. Es hat Gründe mit den Einkaufswagen. Warum verstehen das nicht alle?

Akt 4 spielt auch in unsererem schönen Oberhausen. Für die Pottstein-Corona-Aktion war ich unterwegs. Wir haben Steine versteckt und natürlich auch geguckt, ob wir welche sehen. Da stand ich auf dem Bürgersteig vor einem üppig dekorierten Vorgarten und überlegte, welchen Stein ich dort an den Rand der Wiese lege sollte. Da kam eine ältere Frau heraus und meckerte mich direkt an, ob ich gucken würde wie dreckig ihr Garten ist. Ich erklärte ihr daraufhin netterweise noch die Pottsteinaktion. Aber das interessierte sie gar nicht. Für sie stand fest, dass ich ihren Garten begutachtet und für dreckig empfunden habe. Ob die Frau immer so negativ eingestellt ist oder einfach einen Corona-Koller hat, weiß ich nicht. 
Vielleicht hat sie auch den ein oder anderen Pottstein schon vor den Kopf bekommen. Ich gehe einfach weiter. 

Akt 5 spielt am Schlackeberg. Ich beschließe, dass ich dort mal mein Glück für einen schönen Spaziergang versuche. Auch hier die gleiche Erkenntnis wie am Rhein: früh, aber voll. Radfahrer, Spaziergänger, Hunde. Und das allerschlimmste: überall Müll an den Bänken. Volle Mülleimer, leere Flaschen, Pizzakartons mit Essensresten. Wenn da mal keine Corona-Partys gefeiert werden. 
Ich gehe nicht wie ein Lemming den anderen hinterher, sondern wähle einen abgelegenen Weg. Und das war auch gut so. Hier war es ruhig. Vereinzelt ist mir mal ein Spaziergänger entgegen gekommen, eine Frau auf einem Pferd habe ich auch gesehen, aber sonst keine Menschen nur eine Menge Müll. Als ich zurück laufe, sind die Bänke alle mit "Partygästen" gefüllt. Mit Bierflaschen wird angestoßen. Die Tupperdose mit den Frikos wird rum gereicht. Ich bin sprachlos. 
Abends sende ich einer Freundin Fotos von dem Müll am Schlackeberg. Sie schreibt mir per WhatsApp zurück, dass es im Ruhrpark in Oberhausen genauso aussieht. Da werden regelmäßig Corona Partys gefeiert. 
Die Flaschensammler, die momentan in den Fußgängerzonen kein Leergut mehr finden, sollten mal zu solchen Orten wie dem Schlackeberg gehen. Aber nehmt 5 bis 6 leere Kästen mit, damit ihr alles unterbringen könnt. Es ist wirklich unfassbar, wie achtlos alles in die Natur geschmissen wird. Liebes Ordnungsamt, wenn ihr noch Kapazitäten habt, kontrolliert doch bitte den Party-Park (Ruhrpark) und den Partyberg (Schlackeberg) mal öfter. Vielen Dank. 

Akt 6 hat seine Inszenierung an einer Tankstelle. Frühlingswetter, die Menschheit will ihre Autos waschen. Ein älterer Herr fährt mit seinem Mercedes vor. Er steigt aus. Seine Beine stecken in einer kurzen Hose mit Tennissocken in Sandalen. Oben rum trägt er eine Schutzmaske. Die Mitarbeiter scheinen ihn zu kennen. Sie grüßen ihn und winken ihm freundlich zu. Ich sehe mir den Mann an. Sein modischer Ausrutscher sei ihm verziehen. Ich finde es gut, dass er einen Nase-Mund-Schutz trägt. Er ist alt und gehört zur Risikogruppe. Dann geht er zum Mitarbeiter der Waschanlage und fragt diesen, ob er gleich mal Zeit hätte und sein Auto aussaugen könne. Dabei kommt er ihm sehr nahe und kneift ihm lachend in die Wange. Was ist das denn? Er trägt Schutzmaske, aber seine Finger (mit denen er vorher noch Geld aus dem Portemonnaie geholt hat) befinden sich jetzt im Gesicht einer anderen Person.
Dann nimmt der Mann seinen Schutz ab, raucht sich eine Zigarette und setzt die Schutzmaske wieder auf. Der Tankstellenangestellte guckt sich währenddessen das Auto des Opas von innen an. Ist wohl nicht sehr dreckig, so dass er ihm sagt, dass er es sauber machen wird. Gönnerhaft kneift der Opa ihm wieder in die Wange. Mir fällt dazu nichts mehr ein. 

Akt 7 spielt im mal wieder im allseits beliebten Supermarkt unserer Wahl. Auf dem Boden sind die bekannten Wartelinien für den Sicherheitsabstand. Ich stehe in der Schlange an der Kasse. Und die ist lang. Neben mir ist eine weitere Schlange für die andere Kasse. Bums. Da spüre ich einen Einkaufswagen in meinen Hacken. Ich drehe mich um und hinter mir steht ein Mann mit seinem Einkaufswagen, der von 1,5 Metern Abstand offensichtlich noch nichts gehört hat. Aber hauptsache er trägt Handschuhe. Neben ihm seine Frau. Rausgeputzt und gestylt, als wenn sie zum "Corona Modell Contest" geht. 
Ich sehe den Mann grimmig an und nenne das Schlagwort "Sicherheitsabstand". Ich hätte es auch dem Eisbergsalat in meinem Einkaufswagen sagen können. Es interessierte ihn nicht. Seine Frau spazierte dann zwischen den Menschenschlangen an den zwei Kassen durch bis vorne und wieder zurück. War das der neue "Kaufland-Catwalk"? 
Es ging weiter bis zur nächsten Begrenzungslinie. Und wieder hielt der Mann nicht den nötigen Abstand. Zack. Bekam ich den Einkaufswagen vor den Po. Grimmig guckend drehte ich mich zu ihm um. Ich hatte zwei Alternativen: ausflippen oder ruhig bleiben. Ich blieb ruhig und entschleunigte. Wenn die Frau vor mir mit dem Einkaufswagen weiter ging, blieb ich stehen und ging nicht weiter. Das ganze ging 3 Begrenzungslinien so. Dann hatte der Mann es endlich gerafft und hielt den Abstand ein. In dieser Zeit lief seine Frau noch gefühlte 25 Mal ihren Catwalk auf und ab. 
Wieder ein Beispiel von Dummheit und Ignoranz. 

Das sind nur einige Beispiele, die der ein oder andere von euch bestimmt in dieser Zeit auch schon öfter erlebt oder gesehen hat. 
Mir reicht es jetzt mit Drama und Tragödie. Bitte benehmt euch einfach mal und haltet euch an die Regeln.

Autor:

Nina Benninghoff aus Oberhausen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

36 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.