Reeser Persönlichkeiten
Landwirt, Künstler und Fernsehstar

Andreas Scholl schafft sich ganz eigene kleine Welten. | Foto: Dirk Kleinwegen
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  • Andreas Scholl schafft sich ganz eigene kleine Welten.
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Der Stadtanzeiger besucht den Traberhof Scholl

In Rees und Umgebung gibt es eine Vielzahl an landwirtschaftlichen Betrieben. Der Hof von Andreas Scholl ist auf jeden Fall einzigartig. Das liegt nicht daran, dass der Hof ganz weit draußen, alleine am Deich liegt. Das trifft auch auf andere Betriebe zu. Vielleicht weil der Landwirt die 25 Kühe, 30 Mastschweine und 50 Hühner bereits vor über 20 Jahren abgeschafft hat und nur noch als Reiterhof Einstellplätze für 30 Pferde und vier Ferienwohnungen anbietet. Aber das wirklich außergewöhnliche bemerkt man erst, wenn man sich auf dem Traberhof Scholl ein wenig genauer umsieht.

VON DIRK KLEINWEGEN

REES. Am Eingang begrüßen zwei lebensechte Köpfe in Blumentöpfen die ankommenden Besucher. Aus einem alten rostigen Tank wurde eine Hofbibliothek – eine Büchertelefonzelle kann ja jeder, mitten in den Bäumen hängt ein altes, rostiges Bettgestell – nachts beleuchtet und je nach Jahreszeit mit Weihnachtsmann, dem Osterhasen oder anderer Dekoration versehen. Der aufmerksame Betrachter findet diese Figuren bei anderer Gelegenheit wieder. Der Weihnachtsmann steht auf dem Gelände beleuchtet in einer Telefonzelle, der Osterhase - auf der Jagd nach einer Karotte - wurde überlebensgroß aus einem Birkenstamm gehauen und geflämmt. Ein großes Tor oder eine große Kugel aus Hufeisen; ein kleines Ferienhaus, 17 qm groß, komplett aus Holz und auf Rädern – lauter Dinge, die zeigen, dass Bauer Scholl wohl mehr Spaß an künstlerischer Betätigung, als an seiner landwirtschaftlichen Arbeit hat.

Zeichnungen und Malerei mit viel Ironie

       Bereits in früher Kindheit begann Andreas Scholl mit dem Zeichen, erste Inspirationen holte er sich aus Comics. Später fing er damit an Tiere, Pflanzen und Landschaften zu malen. Dabei versuchte er immer auch frohe, lustige oder manchmal auch nachdenkliche Botschaften in seinen Bildern zu übermitteln. Im April 2011 veröffentlichte er mit diesen Bildern und eigenen Texten das Buch „Querfeldein am Niederrhein – Ansichten und Einsichten eines Landwirts“.
       Durch Zufall kam Scholl 2015 an eine komplette Ausstattung für Acrylmalerei und sattelte von der Zeichnung zur Malerei um. Auch hier stehen Tiere, Landschafts- und landwirtschaftliche Motive im Vordergrund – aber nicht ohne eine gehörige Portion Ironie.
        In der Corona-Pandemie bastelte Vater Scholl mit Frau und den drei Töchtern. Da der Internetzugang so weit draußen äußerst schlecht ist, kamen weder Zocken noch Netflix-Schauen in Frage. Daraus entwickelte sich die nächste künstlerische Leidenschaft, die Erstellung von Figuren und Skulpturen - vom kleinen Diorama bis zum meterhohen Schmiedetor aus Hufeisen, ein Hexenhaus als fahrbare Toilette oder eine englische Telefonzelle mit Sitzplätzen.

Deichzauber im Dezember

       Die ganze Bandbreite seiner Werke möchte er Ende des Jahres bei einer öffentlichen Veranstaltung namens „Deichzauber“ der Öffentlichkeit präsentieren.
       Andreas Scholl ist mittlerweile weit über die Grenzen von Rees bekannt geworden, das aber nicht durch seine Kunstwerke, die gutbesuchten Kursprogramme auf dem Hof oder durch die jährliche Erntedankveranstaltung mit Gottesdienst und Tiersegnung für den gesamten Ortsbereich Haffen und Mehr. Der Landwirt verdankt seinen „Ruhm“ einiger Fernsehauftritte. Eine Bekannte und Bewunderin seiner Kochkünste schlug ihm vor, sich bei einer WDR-Kochsendung zu bewerben. Es stellte sich zwar heraus, dass dort nur Landfrauen kochen dürfen, doch die Redakteure des WDR waren so begeistert, dass sie Scholl für die Sendung „Lichters Schnitzeljagd“ gewinnen wollten. „Ich wusste zwar Horst Lichter war ein Fernsehkoch, aber sonst hatte ich nicht viel von dem auf dem Schirm. Mittlerweile ist der ja ein richtiger Superstar“, erklärt Scholl, „der Produktionstag 2013 war richtig locker und ich habe mich gut mit ihm verstanden. Die Einladung noch ein Bierchen trinken zu gehen lehnte Lichter ab, da er am selben Tag noch zu Wetten dass..? musste. Erst da wusste ich, dass es sich bei ihm um einen Big Player handelt.“

Public Scholling bei Lichters Schnitzeljagd

       „Die Ressonanz auf den Fernsehauftritt war hier in der Ecke natürlich enorm. Es haben sich viele im Dorf zum ‚Public Scholling‘ getroffen und haben dann Rudelgucken vor dem Fernsehen gemacht“, erinnert sich der Landwirt.
       In der Folge kamen weitere Kamerateams auf den Traberhof Scholl: Aktuelle Stunde, ZDF-Drehscheibe, WDR-Daheim und unterwegs und weitere. Beim 24-Stunden-Quiz bewarb sich Scholl, um zu zeigen, dass nicht alle Landwirte so beschränkt sind, wie es Fernsehformate wie „Bauer sucht Frau“ gerne dem Zuschauer vermitteln. Trotz Abitur und gutem Allgemeinwissen musste sich der Reeser kurz vor Ende doch geschlagen geben. Die 24-Stunden-Dauerbelastung waren für ihn das geringste Problem: „Bei der Heuernte sitze ich auch öfter 24 Stunden lang konzentriert auf dem Trecker.“
       Denn spätestens, wenn man mit Andreas Scholl über Erzeugerpreise, Gülledüngung oder immer mehr Auflagen für die Landwirtschaftlich redet, merkt man, dass er neben allen weiteren Interessen auch mit Herzblut Landwirt ist. Er baut weiterhin Weizen, Rapps, Mais an, macht Heu und Silage und stellt Futtermittel her.

Dirk Kleinwegen / Stadtanzeiger Emmerich-Rees-Isselburg

Autor:

Dirk Kleinwegen aus Rees

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