Gewalt ist ein Beweis für Sprachlosigkeit
KEINE ZEIT FÜR RESPEKT UND ACHTUNG

Kommentar von Stephan Leifeld

Die Sekunde ist die Basiseinheit der Zeit. Die Unterteilung der Stunde in 60 Minuten zu je 60 Sekunden findet sich bereits um das Jahr 1000 in einer Schrift von dem persischen Universalgelehrten Al-Bīrūnī. Als Secunda von lateinisch pars minuta secunda (‚zweiter verminderter Teil‘) ist sie schließlich auch seit dem 13. Jahrhundert in Europa bekannt. Im Jahre 1585 konstruierte der Schweizer Jost Bürgi erstmals eine Uhr mit Sekundenzeiger. Im italienischen Strafrecht hingegen scheint die Sekunde noch nicht einmal angekommen, wenn sie um den Faktor Zehn multipliziert werden kann: „Ista fast garnix!“ …und offenbar bedeuten nicht einmal mehr 14 Minuten in Deutschland noch das, was sie früher einmal waren. Denn hierzulande werden ebenfalls massenhaft die Grenzen von Frauen überschritten, durch häusliche Gewalt. Gleichzeitig zitiert übrigens in dieser Woche das Boulevardblatt aus dem Springer-Verlag einen angeblichen Bademeister, der als Ursache für die Schließung von Freibädern in Berlin, die Erlaubnis sieht, dass Frauen „oben ohne“ schwimmen gehen dürfen…

Zehn ganze Sekunden soll sich die Hand eines italienischen Erwachsenen in dem Slip einer Minderjährigen befunden haben. Zehn Sekunden, die aus zwei Gründen schon deutlich belegen, dass es sich hier nicht um einen Zufall, sondern um Absicht handelt. Es geht in dem vorliegenden Fall nicht um eine abgerutschte oder ausgerutschte Hand, wie wenn man außerhalb einer Bekleidung kurz einen Menschen aufmunternd tätschelt. Das würde nämlich nicht einmal zwei Sekunden dauern, eine derartige Berührung. Also dauert es bereits neun Sekunden zu lang. Außerdem befindet sich die besagte Hand IN dem Slip der 17jährigen, was der zweite Beleg für Vorsatz ist. Möglicherweise hätte sich die Hand nämlich deutlich länger „umgesehen“, wäre das Mädchen nicht gleich massiv auf Abwehr gewesen. Denn, das muss man ja als Frau. Deutlich auf Abwehr sein! Sonst macht so ein Mann, immerhin Hausmeister an einer Schule, womöglich weiter - um es anschließend als „einvernehmlichen Sex“ zu erklären. Das Papier, welches in Deutschland für eine Zeitung gehalten wird, mit den vier großen Buchstaben, meint nämlich aktuell eher den Richter in Spanien in Frage stellen zu müssen, der schon „die Kegelbrüder auf seinem Tisch hatte“ und nun die fünf Deutschen als Akte vorliegen hat, die auf Mallorca eine junge Frau mutmaßlich vergewaltigt haben… 

Als Vater von Mädchen ist hier meine Haltung ganz klar. Wenn auf Mallorca oder im fernen Indien, mindestens fünf Männer Sex haben, mit einem einzigen Mädchen… und diese anschließend sagt, dass sie gezwungen worden ist, würde ich diesem Hinweis ernsthaft nachgehen - und nicht nach dem Mehrheitsprinzip abstimmen lassen. 

Als jemand, der über 20 Jahre u.a. als Sport- und Schwimmlehrer im Schuldienst des Landes tätig gewesen ist, kann ich mir keinen einzigen Hausmeister vorstellen, der nicht auch respektvoll Abstand gehalten hat, vor den Jungen und Mädchen an unseren Schulen. Aus meiner Sicht hat der besagte Hausmeister in Italien seine Karriere verwirkt und ist wegen sexueller Nötigung eigentlich zu verurteilen. In zehn Sekunden ist so vieles möglich, wie wir alles wissen. Das ist nicht wenig Zeit. Den Freispruch auf die Kürze der Zeit zu begründen, stellt in Frage, ob beispielsweise ein „Jack, the Ripper“ vor diesem Gericht verurteilt worden wäre, würde er seine Opfer unter zehn Sekunden aufgeschlitzt haben. Und manche Messer sind viel schneller durch menschliches Fleisch. Ein Katana (japanisches Samurai-Schwert) trennt - gut geführt - einen Kopf innerhalb von 0,4 Sekunden von seinem Rumpf. Deshalb ist Nötigung auch keine Frage der Zeit, sondern der Tat an sich.

Wenn dann aktuell noch Studien offenbaren, dass jeder dritte deutsche junge Mann, körperliche Gewalt gegen eine Frau nicht ablehnt - und dann einige Wochen später eine Kriminalitätsstatistik belegt, dass 432 Frauen jeden Tag Opfer massiver häuslicher Gewalt werden, diskutiere ich hier nicht, dass es auch viel zu viel Gewalt gegen Männer gibt. Ich stelle zur Diskussion, dass sich Männer schämen müssen und auch verantworten, wenn sie ihren Willen gegen eine Frau mit Gewalt durchsetzen. Das offenbart Sprachlosigkeit, Schwäche, Dummheit und fehlende Männlichkeit, aus meiner Sicht. 14 Minuten sind ein geeignetes Zeitfenster, stattdessen eine Lösung zu finden oder den Streit zu vertagen. Eine Frau mit einer eigenen Meinung oder dem Wunsch nach körperlicher Unversehrtheit in puncto Sexualität ist kein Freibrief für Gewalt. Eine knapp bekleidete Frau, wegen hoher sommerlicher Temperaturen ist ebenfalls keine Einladung zum Akt. …Womit ich nun den Umweg über Indien und der Verschleierung muslimischer Frauen, knapp an finnischen Saunen vorbei in die Freibäder Berlins, gedanklich fortführen will…

Indien ist aktuell bekannt dafür, dass in öffentlichen Überland-Buslinien, die Wahrscheinlichkeit für eine Frau extrem hoch gestiegen ist, von männlichen Mitreisenden vergewaltigt zu werden. Dabei gehen auch deshalb die Täter straffrei aus, weil die Frau anschließend nicht einmal mehr als Zeugin wahrgenommen wird. Zu groß ist auch die Schande in der eigenen Familie. Und das schnürt mir als Vater beinahe die Kehle zu, wenn ich denke, dass das Opfer quasi „selbst Schuld“ sein soll. 

Früher gab es auch in Deutschland die Tendenz, eine knapp bekleidete - einfach dem Wetter angepasst angezogene - Frau als Selbstverursacher der eigenen Vergewaltigung anzusehen. Frei nach dem Motto, dass der Mann ja nicht anders konnte. 

Und da wird es eben grotesk, finde ich… wenn eben derartige Mannsbilder (nur Bilder von einem Mann, und nicht wirklich männlich, in meiner Wahrnehmung) einerseits die Verschleierung muslimischer Frauen nicht verstehen und sogar massiv ablehnen, während sie andererseits auch die eigene Verantwortung auf eine Region unterhalb des eigenen Bachnabels schieben, wenn es passiert!
Verschleiern von Frauen als Allheilmittel gegen Versuchung? In einer postaufgeklärten Gesellschaft ist das wieder möglich. Porno statt Aufklärung, Schleier statt Freiheit, Gewalt statt Toleranz. Das ist das BILD dieser Tage… wenn ich solche Nachrichten sehe. 

Ich habe dabei schon mehrfach hier geschrieben, dass die Bereitschaft zu körperlicher Gewalt gegen Frauen nicht durch die Herkunft zu erklären ist. Auch wenn das mancher Christdemokrat so gerne sehen möchte, passen die Zahlen hier nicht überein… 

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Abschließend meiner Gedanken und meines Kommentares will ich noch zwei Fragen aufwerfen:

1. Haben alle Besucher einer Sauna jedes Mal, wenn eine nackte Person die Sauna betreten hat, diese sexuell genötigt oder direkt zum Koitus gezwungen? 

2. Hat jeder Mensch, dessen Fahrrad mal gestohlen worden ist, deutlich genug NEIN gesagt, was das Thema Fahrraddiebstahl angeht?

Zu 1. kann ich selber von mir ausgehen… da ich schon oft in meinem Leben in unterschiedlichen Saunen gewesen bin, aber in keiner einzigen Sauna Opfer oder Täter sexueller Übergriffe gewesen wäre. Nacktheit scheint also nicht das Problem oder die Ursache für sexualisierte Gewalt gegen andere Menschen. Es muss also eher eine Art Entscheidung oder Triebtat sein, wenn man anderen Menschen Gewalt oder sexualisierte Gewalt antut. 

Zu 2. kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass das am Freitag meinem Sohn gestohlene Fahrrad von uns nicht an den Dieb geschenkt worden ist. Natürlich hätten wir NEIN gesagt, wenn die Person uns gefragt haben würde, ob das Fahrrad zum Diebstahl an der Bushaltestelle abgestellt worden ist. So verhält es sich auch mit Frauen in der Öffentlichkeit: die stehen da nicht für den Missbrauch!

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Die sogenannte Bild-Zeitung sollte nicht weiter die Verhältnisse in unserem schönen Land verschlimmern dürfen, durch scheinbare Berichterstattung. Auch sollte klar sein, dass es nicht gerecht zu geht in Deutschland, wenn einerseits ein Mann in knapper Badehose schwimmen geht, während andererseits die eigene Frau in einem quasi Ganzkörperüberzug schwitzen muss. Es kann auch nicht Grund sein, dass wir Schwimmbäder in Deutschland schließen, weil angeblich entblößte sekundäre Geschlechtsmerkmale die „Männchen“ zu Machtkämpfen stimulieren… Hier ist dringend Integration und Aufklärung in der Gesellschaft notwendig. Ebenfalls die Trennung von Kirche und Staat und Menschenwürde. 

Natürlich war Maria keine Jungfrau. Jedenfalls nach meinem biologischen Verständnis über die Natur. Sie kann auch nicht unschuldig an der Zeugung von Jesus gewesen sein. Wir müssen uns entscheiden, denke ich… ob wir eine Atomisierung der Geschlechter bei gleichzeitigem Machtkampf wollen… was nämlich das Ende unserer Spezies bedeuten könnte, in zivilisatorischer Hinsicht. Wenn wir das nicht wollen, dürfen wir weder das Begrapschen von anderen Menschen tolerieren - auch nicht 10 Sekunden - noch dürfen wir gut finden, wenn Frauen sich verstecken oder verkleiden müssen - noch dürfen wir tolerieren, wenn Männer und Jungs weder über Lust noch Liebe sprechen oder zuhören können. 
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Übrigens hat das Land, in dem der eingangs benannte Universalgelehrte soviel Wissen entdecken konnte, nun aktuell beschlossen, die Sittenpolizei wieder auf die Straßen zu stellen, um Frauen dabei zu kontrollieren, ob sie ihre Kopftücher tragen…  Mir ist kein Land bekannt, in dem eine Sittenpolizei präventiv gegen Männer vorgeht, die öffentlich ihre geringschätzige Haltung gegenüber Frauen kundtun. Dabei bleibt spannend, dass aktuell immer mehr Jungs und Männer ihre Schule abbrechen und immer häufiger ungelernten Tätigkeiten nachgehen. Mütter schieben einhändig Kinderwagen, während die andere Hand virtuos Kurznachrichten übermittelt - wohl nicht zum eigenen Baby. Bekommt eine zunehmend sprachlose Gesellschaft nun die Quittung an Verrohung und immer weniger kontrollierten Trieb?
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Autor:

Stephan Leifeld aus Schermbeck

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