Luchterhand Verlag

Beiträge zum Thema Luchterhand Verlag

Kultur

Elizabeth Strouts Roman „Die langen Abende“
Grauenvoll schwierige Frau

Sie ist wieder da, die pensionierte, stets grantelnde Mathematiklehrerin Olive Kitteridge aus Elizabeth Strouts Erfolgsroman „Mit Blick aufs Meer“, für den sie 2009 den Pulitzer-Preis erhalten hat. Sie ist älter und unförmiger geworden, ihr Mann ist gestorben und irgendwie scheint es vielen Menschen im fiktiven Städtchen Crosby im US-Bundesstaat Maine nicht besonders gut zu gehen. Um Olive herum hat die 64-jährige Autorin Elizabeth Strout einen zehn Jahre umfassenden erzählerischen Bogen mit...

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  • 15.07.20
Kultur

Melitta Brezniks Abschiedschronik „Mutter“
Nur die Hand halten

„Als sie mir sagte, sie könne das Bett kaum mehr verlassen, machte ich mich ohne weiteres Zögern auf den Weg hierher“, heißt es in Melitta Brezniks schmalem Abschiedsbuch. Die Mutter hat die neunzig überschritten und ist unheilbar an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt. Über die letzten sieben Lebenswochen, in denen sich Mutter und Tochter sehr nahe kamen, aber oft auch völlig fremd fühlten, berichtet die 59-jährige, in der Steiermark geborene und seit vielen Jahren in der Schweiz lebende Melitta...

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  • 04.06.20
  • 1
Kultur

Benjamin Quaderers faszinierendes Romandebüt „Für immer die Alpen“
Blechtrommler aus Liechtenstein

„Mein Name war einmal Johann Kaiser. Wahrscheinlich haben Sie von mir gehört.“ Mit diesen lakonischen Sätzen eröffnet der 31-jährige, in Österreich geborene und in Liechtenstein aufgewachsene Benjamin Quaderer sein Romandebüt und zieht den Leser sogartig in einen wilden Erzählstrudel aus Thriller, Gesellschaftspanorama und Schelmengeschichte. Der junge Autor hetzt uns förmlich durch seine bisweilen aberwitzig anmutende Handlung mit all ihren Exkursen und formalen Volten. Zwischendurch schnappt...

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  • 20.05.20
Kultur

António Lobo Antunes' faszinierend-verstörender Roman „Für jene, die im Dunkeln sitzt und auch mich wartet“
Wirbelstürme im Kopf

Wenn im Herbst das Rätselraten um die Nobelpreiskandidaten in die heiße Phase geht, wird seit fast zwei Jahrzehnten sein Name stets ganz besonders hoch gehandelt: der 77-jährige portugiesische Schriftsteller António Lobo Antunes, der lange als Chefarzt einer psychiatrischen Klinik in Lissabon arbeitete. Im neuen Roman steht eine demente Schauspielerin im Mittelpunkt. Lobo Antunes hat immer schon höchst assoziativ geschrieben. Nun hat er sich durch seine Figur die Legitimation verschafft, alles...

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  • 11.02.20
Kultur

Hanns-Josef Ortheils Roman „Der von den Löwen träumte“
Magische Kräfte der Lagune

„Viele Details habe ich bereits wieder vergessen, so dass mich manche Passagen durchaus zum Staunen bringen. Wie kam dieser oder jener Einfall denn in den Text? Keine Ahnung! Der Roman hat begonnen, sich vor mir zu verschließen und sich auf seine eigene Sprache und sein eigenes Denken zurückzuziehen“, erklärt Hanns-Josef Ortheil in seinem Blog über seinen gerade erschienenen Hemingway-Roman. Es geht darin um den Venedig-Aufenthalt des späteren Nobelpreisträgers, um eine tiefe Lebenskrise, eine...

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  • 24.10.19
Kultur

„Auf dem Seil“ - der neue Roman von Georg-Büchner-Preisträgerin Terézia Mora
Alles vergessen

„Wenn ich jetzt versuchen würde, von außen meine Werke zu betrachten, so tauchen doch immer und immer wieder diese bedrängten und ohnmächtigen und suchenden und traurigen Figuren auf, weil es offensichtlich das ist, was ich am besten verstehe von den Phänomenen der Welt“, hatte Terézia Mora kürzlich ihre überaus erfolgreichen Romane selbst zu erklären versucht. Als sie im letzten Jahr mit dem Georg-Büchner-Preis quasi den literarische Ritterschlag bekam, lobte die Darmstädter Jury:...

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  • 18.09.19
Kultur

Ferdinand von Schirachs Band "Kaffee und Zigaretten"
Das Ticken der Standuhr

Wie ein Märchen liest sich Ferdinand von Schirachs kometenhafter literarischer Aufstieg in den letzten zehn Jahren. Der renommierte Strafverteidiger und Enkel des einstigen NS-Reichsjugendführers hatte 2009 unter dem Titel "Verbrechen" einen schmalen Band mit Kriminal-Erzählungen vorgelegt, der mehr als 150 000mal verkauft wurde. Offensichtlich hatte der Jurist den "Nerv der Zeit" getroffen und mit den erzählten Fällen aus seinem juristischen Kanzlei-Alltag auch einen latenten Voyeurismus...

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  • 10.04.19
Kultur

Wenn der Vater mit dem Sohn

Hanns-Josef Ortheils opulenter Band „Die Mittelmeerreise“ "Das Kind weiß, dass es sich durch das Schreiben retten und am Leben erhalten kann", hieß es in Hanns-Josef Ortheils 2010 erschienenen Vorgängerwerk "Die Moselreise". Ortheil legte nicht nur eine geografische Erkundungstour vor, sondern er begab sich auch auf eine schmerzhafte Entdeckung der Familiengeschichte. Danach ließ der 67-jährige Autor noch die ähnlich konzipierten autografischen Bände „Berlinreise“ (2014) und "Paris, links der...

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  • 20.12.18
Kultur

Tortilla und Pfirsichsaft

Juli Zehs Roman „Neujahr“ 2002 erhielt die Schriftstellerin Juli Zeh für ihren inzwischen in fast 30 Sprachen übersetzten Debütroman "Adler und Engel" den Deutschen Bücherpreis. Beinahe nebenbei hat sie einst das beste juristische Staatsexamen ihres Jahrgangs im Freistaat Sachsen abgelegt. Die heute 44-jährige, in einem brandenburgischen Dorf lebende promovierte Juristin hat sich seitdem zu einer literarischen Allzweckwaffe entwickelt und sowohl explizit gesellschaftskritische als auch...

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  • 19.09.18
  • 1
Kultur

Wenn das Schädeldach brennt

António Lobo Antunes' Roman „Ich gehe wie ein Haus in Flammen“ Alljährlich im Herbst, wenn das Rätselraten um die Nobelpreiskandidaten in die heiße Phase geht, wird seit rund 15 Jahren sein Name stets ganz hoch gehandelt. Der 74-jährige portugiesische Schriftsteller António Lobo Antunes, der viele Jahre als Chefarzt einer psychiatrischen Klinik in Lissabon arbeitete, hat nun seinen 25. Roman vorgelegt, der sich wie eine Summe seines bisherigen Oeuvres liest. Wieder steht das Portugal der...

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  • 29.06.17
Kultur

Streifzug durch die Oasen

Neuer Band zum 65. Geburtstag von Hanns-Josef Ortheil „Oasen sind Räume oder Schutzzonen, die ich während eines Jahres oft mehrmals aufsuche. Mit ihnen verbinde ich lange zurückliegende Erlebnisse, an die ich mich gern erinnere“, heißt es beinahe bei­nahe programmatisch im neuem Band „Was ich liebe und was nicht.“ Hanns-Josef Ortheil lädt den Leser geradezu ein, an sei­nem Leben teilzuneh­men, ihn in privates­te Bereiche zu beglei­ten, an Vorlieben und Abneigungen zu par­tizipieren. Seine große...

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  • 31.10.16
  • 1
Kultur

Buch der Woche: Pawel und der Steinbruch

Peter Hennings Roman „Die Chronik des verpassten Glücks“ „Ich habe nur meine Biographie. Und das ist der Steinbruch, aus dem ich einfach zehre“, erklärte der Schriftsteller Peter Henning kürzlich in einem Interview über seinen neuen Roman, den er dem befreundeten Schriftsteller Dieter Wellershoff gewidmet hat. Der 56-jährige, der seit fast 30 Jahren als Journalist, Kritiker, Herausgeber und Erzähler umtriebig in der Kulturszene tätig ist, hatte zuletzt 2013 mit seinem Roman „Ein deutscher...

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  • 21.01.16
Kultur

Durch Schreiben retten

Hanns-Josef Ortheils Roman „Der Stift und das Papier“ Ein Mann sitzt in einer Jagdhütte im Westerwald, blickt bei Eintritt der Dämmerung aus dem Fenster Richtung Norden. Auf dem Tisch liegen vor ihm Stifte und weißes Pa­pier. „Plötzlich von ei­nem Moment auf den andern..... bin ich wieder: Das Kind, das schreibt.“ So bedächtig und un­spektakulär beginnt Hanns-Josef Ortheil seinen neuen, wieder stark autobiografi­schen Roman. Der 64-jährige Autor, der Ende Oktober eine Poetik-Dozentur an der Uni...

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  • 01.01.16
  • 1
Kultur

Buch der Woche: Not eines Kritikers

Volker Hages spätes Romandebüt „Die freie Liebe“ „Ich habe ja lange gewartet und bin eigentlich auch ganz froh, jetzt erst nachdem ich als Literaturredakteur aufgehört habe, mit diesem Buch herauszukommen. Es ist ein Buch an dem ich viele Jahre geschrieben habe", bekannte Volker Hage, einst Reich-Ranicki-Schüler bei der FAZ, später bei „Zeit“ und „Spiegel“ einer der einflussreichsten deutschsprachigen Literaturkritiker, über seinen Romanerstling „Die freie Liebe“. In Tagebuchform lässt der...

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  • 23.07.15
Kultur

Rettung durch Schreiben

Hanns-Josef Ortheils Erinnerungsbuch „Die Berlinreise“ "Das Kind weiß, dass es sich durch das Schreiben retten und am Leben erhalten kann", hieß es im 2010 erschienenen Vorgängerwerk "Die Moselreise". Hinter dem Kind verbirgt sich niemand anderes als der heute 63-jährige Autor Hanns-Josef Ortheil, der uns nun von einer zweiten Vater-Sohn-Reise erzählt, die diesmal ins Berlin des Jahres 1964 führt. Ortheil, einer der fleißigsten und stilistisch versiertesten deutschsprachigen Gegenwartsautoren...

  • Wattenscheid
  • 18.07.14
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