Feiern verboten?

Seit Jahren besuchen Christel und Fritz Vogler regelmäßig nach deutschen Spielen die Fanfeste an der Heidestraße. Jetzt beklagen sie die Vorgehensweise der Polizei. „Immer verliefen die Feste ruhig und friedlich“, berichtet der Velberter. Aber was ihm und seiner Frau nach dem Viertelfinale passiert ist, darüber ärgert sich das Ehepaar. Gegen 20.30 Uhr kamen die beiden in einer Gruppe von 13 Personen am Berg an. Dort wunderte sie das große Polizeiaufgebot. „Wir waren vielleicht 20 Minuten vor Ort, als die Polizei begann, den Platz zu räumen“, schildert Christel Vogler. Dabei konnte das Ehepaar keinen Auslöser für diese Handlung ausmachen. „Da waren friedlich feiernde Fans, nur ein Feuerwerkskörper wurde gezündet“, sagt Fritz Vogler. Das bestätigt auch Dennis Bals, der ebenfalls vor Ort den Sieg der deutschen Elf gefeiert hat: „Es wurde friedlich gefeiert! Bis auf ein paar Idioten mit Pyrotechnik!“

„Warum macht man der Jugend das kaputt?“

Gegen 21.15 Uhr, eineinviertel Stunden nach Spielende, sollte die Kehrmaschine die Straße reinigen, dazu hat die Polizei nach Angaben mehrerer Fans die Menschen aufgefordert, die Straße freizumachen. Als einige der Aufforderung nicht nachkamen, soll es ruppig zugegangen sein. Das bestätigt Polizeisprecher Ralf Becker auf Anfrage des Stadtanzeigers nicht. „Es handelte sich um eine einsatzbegleitende Fanmaßnahme, die nicht über das normale Maß hinaus lief.“ Lediglich einige Beleidigungen gegen Beamte habe es gegeben.
Für das Ehepaar Vogler war die Vorgehensweise der Polizei Auslöser von Aufregung und Empörung unter den Fans. „Das Feiern wurde früher immer länger geduldet. Muss man ein friedliches Fest am Freitagabend um 21.15 Uhr auflösen? Warum macht man der Jugend diese Feiern kaputt?“, fragen die Beiden.
Dazu Polizeisprecher Becker: „Es handelt sich dabei um so genannte Spontanversammlungen. Die sind erlaubt und werden durch Polizeipräsenz begleitet. Irgendwann muss aber die Sicherheit wieder gewährleistet werden.“
Das sehen auch die Voglers ein und fordern stattdessen, dass die Stadt Velbert den Fußballanhängern einen anderen Platz zur Verfügung stellt, auf dem die Siege gefeiert werden können. Dazu Bürgermeister Dirk Lukrafka: „Das sind gewachsene Strukturen. Ich glaube nicht, dass die Fans sich einen neuen Ort zum Feiern vorschreiben ließen.“
Dass die Heidestraße aber nicht wirklich zum Feiern geeignet ist, zeigen die notwendigen Straßensperrungen der Polizei und die damit einhergehenden Behinderungen. So beklagen Anwohner, dass sie nicht über die Kreuzung in Richtung Kostenberg nach Hause gehen durften.
Und Fritz Vogler wurde, auf dem Bürgersteig vor der Eisdiele stehend, mit einem Platzverweis gedroht, wenn er jetzt nicht nach Hause gehe. Da war es 21.30 Uhr. „Die Stimmung war weg. Weiterfeiern verboten!“

Usermeinung:
Thomas Wandelt: Meinung? Schwierig - ist zwiegespalten: einerseits fein, dass mal in Velbert gemeinsam gefeiert werden kann (gerade in Anbetracht der Bürger). Anderseits reden wir von massiver Ruhestörung, Eingriffe in den Straßenverkehr die schon hart am Rande der Nötigung liegen. Ist schon unglücklich, dass die Heidestraße an sich blockiert ist - die Kreuzng Birkenstr./Kostenberg sollte aber frei bleiben - das ist ein Knotenpunkt. Fingerspitzengefühl wäre angebracht gewesen: Veranstaltung auf die Heidestraße "zurück schieben", aber die Leute mal feiern lassen - immerhin ist es kein Dauerzustand (dann sollten Ausweichorte überdacht werden).

Daniela Wübbold: Feiern finde ich ok. Aber ich finde auch gut, dass die Polizei vor Ort ist, denn es gibt immer welche dazwischen, die einem den Spaß nicht gönnen. Dennoch sollte auch die Polizei nicht übertreiben und die Fans einfach feiern lassen.

Fabian Pohlmann: Ich persönlich finde es sehr, sehr schade, dass hier in Velbert immer mehr verboten wird. Und Alternativen gibt es kaum bis gar nicht. Wenn ich mich an 2006 und 2008 zurück erinnere, dann werd ich traurig. Damals war es noch möglich, friedlich und ausgelassen auf der Heidestraße zu feiern. [...] Irgendwann kam es dann dazu - ich glaube 2010 fing es an - dass nach jedem Spiel der Deutschen ein massives Polizeiaufgebot anwesend war. Teilweise wurde echt massiv und überzogen durchgegriffen. Autokorso ist in Velbert so gut wie nicht mehr möglich. [...] Da ist es schade, wenn man sich Bilder aus Großstädten ansieht, wo Autokorsos möglich sind. Wieso dann nicht hier in Velbert?

Dennis Fülling: Dass es mittlerweile nicht mehr ganz so friedlich abläuft wie das früher mal war, sieht man, glaube ich, daran, dass die Aral-Tankstelle ihre Gelände komplett absperrt [...]

Autor:

Miriam Dabitsch aus Velbert

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