Vorurteile bleiben in den Schubladen

Sylvia Löhrmann (4. v. li., grüne Jacke) stattete der Gesamtschule Wanne-Eickel einen Besuch ab.
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An diesem Tag stehen für die Zehntklässler der Gesamtschule Wanne-Eickel nicht Mathe oder Deutsch auf dem Stundenplan, und auch die üblichen Lehrer haben Sendepause. Stattdessen lautet das Thema „Schublade offen! Am Anfang steht das Vorurteil“.

Denn von diesen vermeintlich harmlosen Gedanken kann sich keiner freimachen. Das weiß Mareike Onnebrink, SV-Lehrerin an der Schule, nur zu gut aus dem Religions-Unterricht. Denn dieser wird nicht nach Religionen getrennt abgehalten, sondern die Kinder der verschiedenen Glaubensrichtungen „prallen“ aufeinander. Da scheinen hier und da die vorhandenen Ressentiments durch, und die Schüler merken im Gespräch, „was für ein Quatsch das eigentlich ist“, weiß Onnebrink.

Flagge gegen Diskriminerung zeigen

Um Schüler ab 14 Jahren noch mehr für das Thema zu sensibilisieren und zu ermutigen, couragiert Flagge gegen Diskriminierung zu zeigen, führt das Netzwerk für Demokratie und Courage (NDC) Projekttage an Schulen, bei Jugendverbänden und in Jugendeinrichtungen durch. Mareike Onnebrink konnte ihre Kollegen von dieser Idee überzeugen.

Somit ist heute zum vierten Mal eine Klasse der Gesamtschule Wanne-Eickel an der Reihe. Und es hat sich mit Sylvia Löhrmann, NRW-Ministerin für Schule und Weiterbildung und NDC-Botschafterin, prominenter Besuch angekündigt. Die Politikerin betont als ehemalige Lehrerin wie wichtig es ist, „dass die Schulen ihren Bildungs- und Erziehungsauftrag ernstnehmen“, auch im Kampf gegen Diskriminierung und Rassismus.

Engagierte junge Menschen

Beim Projekttag arbeiten vom Netzwerk geschulte, ehrenamtlich tätige junge Menschen zwischen 17 und 30, auf gut neudeutsch „Teamer“ genannt, mit den Schülern. Mit Filmen, Diskussionen oder Rollenspielen geht man Vorurteilen und Diskriminerungen nicht nur hinsichtlich von Religion und Herkunft sondern auch von Aussehen oder sexueller Orientierung auf den Grund.

„Eine Kollegin meinte, dass sie diese Themen doch auch ständig mit ihren Schülern behandelt. Aber es ist etwas anderes, wenn die Schüler mit jüngeren Leuten arbeiten“, weiß Lehrerin Hatice Aksay. Und auch die Jungen und Mädchen wissen solche Angebote, die den normalen Schulalltag auflockern, zu schätzen. „Sie berichten, dass es toll war und sie viel gelernt haben“, erklärt Schülersprecherin Ebru Sahin.

In elf Bundesländern aktiv

In elf Bundesländern ist das 1999 gegründete Netzwerk inzwischen aktiv. In NRW ist es beim Landesjugendring angesiedelt. Derzeit führen in unserem Bundesland 45 Teamer etwa 130 Projekttage pro Jahr durch. Neben dem im Wanne-Eickel durchgeführten Projekttag gibt es noch zwei weitere Angebote mit etwas anderem Schwerpunkt. Bei „Ihr macht den Unterschied!“ stehen unter anderem Einflussmöglichkeiten in der Gesellschaft im Fokus. „Egal? Geht nicht!“ stellt menschenverachtende Einstellungen und Neonazis in den Mittelpunkt.

www.gesamtschule-wanne-eickel.de
www.netzwerk-courage.de

Autor:

Dirk Marschke aus Herne

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