zum 25. Todestag der Schriftstellerin Marguerite Duras am 3. März
Täglich ins Schreibbüro

„Ich schreibe, um mein Ich ins Buch zu verlagern. Um meine Bedeutung zu verringern“, hatte Marguerite Duras einmal ihren Schreibimpuls zu erklären versucht. Ihre Produktivität war beinahe beängstigend. Seit Anfang der 1940er Jahre hatte sie über 50 Bücher unterschiedlichster „Couleur“ veröffentlicht.

Bis 1985 war allerdings nur der Roman "Hiroshima mon amour" in deutscher Übersetzung erhältlich, der 1958 von Alain Resnais für die Leinwand inszeniert wurde. Dann löste der Erfolg des Romans "Der Liebhaber" Mitte der 1980er Jahre eine wahre Duras-Lawine auf dem deutschsprachigen Buchmarkt aus.
Marguerite Duras wurde am 4.April 1914 als Tochter eines Mathematikprofessors in der Nähe von Saigon mit dem bürgerlichen Namen Marguerite Donnadieu geboren. Ihr Künstlername Duras ist dem Heimatort ihres Vaters im südfranzösischen Département Lot-et-Garonne entlehnt. Achtzehnjährig ging Duras nach Paris, wo sie Jura, Mathematik und politische Wissenschaften studierte.
Ehe sie sich ganz der Literatur widmete, arbeitete die diplomierte Politikwissenschaftlerin einige Zeit im französischen Kolonialministerium, danach als Journalistin beim "Observateur".  1939 heiratete sie Robert Antelme. Beide waren ab 1940 in der Résistance aktiv. Antelme wurde von den Nazis in ein Konzentrationslager deportiert. Seine unerwartete Rückkehr verarbeitete Duras in dem Buch ‚Der Schmerz‘, einer der eindrucksvollsten Texte im riesigen Oeuvre. Duras wurde nach dem Zweiten Weltkrieg überzeugte Kommunistin, aber später von der Partei wegen ihres bourgeoisen Lebenswandels ausgeschlossen.
Die frühen Werke der 1940er Jahre (beispielsweise "Les impudents" und "La vie tranquille") standen noch unter dem deutlichen Einfluss von Julien Green. Der erste Nachkriegsroman, "Un barrage conte le pacifique", trug eine deutlich eigene kompositorische Handschrift. Es blieb der einzig wirklich autobiographische Roman. Latent hat sie immer wieder Details aus der eigenen Vita in ihre Werke einfließen lassen – das gespaltene Verhältnis zu ihrer Mutter, von der sie sich vernachlässigt fühlte, aber auch später ihre handfesten Probleme mit dem Alkohol.
Nach ihrem Durchbruch in Frankreich (Ende der 1950er Jahre) hat Marguerite Duras geschrieben, "wie jemand, der in ein Büro geht. Täglich. Routiniert."
Das weltweit erfolgreiche Theaterstück "La musica" hat sie binnen drei Wochen fertiggestellt. Aus diesem Grunde räumte die Autorin später ein, dass sie "vieles nicht mehr wiedererkennt". Die vorrangigen Sujets im gewaltigen Oeuvre waren die Liebe - verbunden mit den daraus resultierenden kleinen und großen Katastrophen, und ihr engagierter Kampf für die Gleichstellung der Frau.
Ihr großer Erfolg in Frankreich beruht vor allem darauf, dass die Liebe stets ein geachtetes Thema für die anspruchsvolle Literatur war. Anders als in ihren Weltbestsellern "Emily L.", "Der Liebhaber" und "Der Schmerz" hat die Liebe in einem ihrer letzten Werke "Sommerregen" eine tiefere Dimension. Er spielt abseits vom Glanz der Weltmetropole im heruntergekommenen Pariser Vorort Vitry. Soziale Underdogs sind die Hauptfiguren. Dieser bereits 1985 unter dem Titel "Die Kinder" verfilmte Roman ist das mit Abstand sozialkritischste Werk der Duras.
Zu ihrem 80. Geburtstag war im renommierten Pariser Verlag Gallimard der Essayband „Ecrire“ erschienen mit bis dahin weitgehend unbekannten Monologen und Reflexionen über ihr langes Autorenleben. Die letzten sechzehn Jahre ihres Lebens hatte Duras an der Seite des knapp 40 Jahre jüngeren Schriftstellers Yann Andréa gelebt, der einige sehr lesenswerte autobiografische Bücher über seine Zeit mit der berühmten Autorin verfasste: „M. D.“ (1983) und „Cet amour-là“ (1999), das 2001 von Josée Dayan verfilmt wurde – mit Jeanne Moreau in der Rolle der großen Autorin.
„Lesen, ein Buch lesen, für mich ist das das Erforschen eines Universums“, hatte die streitbare und umstrittene Erfolgsautorin in den frühen 1990er Jahren erklärt. Am 3. März 1996 ist Marguerite Duras in ihrer Wohnung in Paris, die sie seit ihrer Studentenzeit besessen hatte, kurz vor ihrem 82. Geburtstag verstorben ist.

Autor:

Peter Mohr aus Wattenscheid

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