Björn Kamps (Budokan Hünxe) sportlicher Erfolg
Auch mit Down-Syndrom und Herzfehler kann man's bei Sportturnieren bis aufs Treppchen schaffen

Björn Kamps | Foto: Kamps
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"Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin" - das war das Motto unseres Jahres 2022. Niemand hätte im Oktober 2006, als Björn das Licht der Welt erblickte, damit gerechnet, dass er irgendwann mal an den Special Olympics teilnehmen würde." Dies schreibt uns Stefanie Kamps, die als frisch angemeldete Bürgerreporterin über die sportlichen Erlebnisse ihres Sohnes Björn berichtet.

Da ihr Sprößling mit einer starken geistigen Beeinträchtigung lebt, stellt sie ihrer Schilderung diese Hintergrundinfo voran: Björn wurde mit Trisomie 21, dem Down-Syndrom geboren, hatte zudem einen Herzfehler und Morbus Hirschsprung, eine angeborene Fehlbildung des Darms.
Eigentlich hätte eine dieser Diagnosen auch gereicht, aber wie das manchmal so ist, ist das Leben kein Wunschkonzert und man muss die Dinge so nehmen, wie sie kommen und das Beste draus machen. Ganz unbedarft, weil wir von alledem ziemlich überrascht wurden, haben wir uns dann auf den Weg gemacht.
Der Weg war nicht immer leicht, eine lange und oft bange Krankenhauszeit hat Björn hinter sich. Zwei schwere Operationen, viele schmerzhafte Behandlungen und trotzdem hat er sich toll entwickelt. Die Entscheidung, welche frühkindliche und schulische Förderung für ihn gut sein würde, ist uns schwer gefallen, aber wir haben einen guten Weg gefunden.
Björn besucht die Waldschule in Hünxe und jeden Tag verlässt er das Haus mit einem Lächeln, weil er sich auf seinen Schultag freut. Ja, es ist ein anderer Schultag als ihn seine Brüder haben. Individueller, freier von Druck und Lernzwängen aber trotz allem für ihn erfüllend und erfolgreich. Er lernt Lesen, Schreiben, Rechnen, Kochen, und Vieles mehr. Er ist total motiviert in Sachkunde, Erdkunde und Geschichte, so würden wir die Fächer im Regelschulsystem nennen und er ist wahnsinnig sportlich.
Viele Jahre war Björn im Freizeitbereich das Anhängsel seiner Brüder. Er musste immer mit, wenn einer der beiden einen Termin hatte, zum Training oder zum Spiel musste. Gerne hätte Björn auch Fußball gespielt, doch bei den Vereinen hier in Wesel prägte die Unsicherheit und die Angst der Behinderung gegenüber die Einstellung ihm gegenüber. Es fand sich niemand, der bereit war, ihn zu trainieren und in die Mannschaft aufzunehmen. Dabei hat er einen tollen linken Fuß und eine sehr fußballaffine Familie, waren doch Großvater und beide Elternteile lange Jahre Fußballschiedsrichter im Kreis 11. Durch Zufall fiel im dann das Judo vor die Füße.

Die ID-Abteilung des Budokan

Der Budokan Hünxe trainiert in der Sporthalle der Waldschule und Gaby Gramsch, eine, mittlerweile ehemalige, Lehrerin der Schule hat in diesem Verein über viele Jahre hinweg eine nun sehr erfolgreiche ID-Judo Abteilung aufgebaut. ID ist die Abkürzung für "intellectual disability" und meint damit Judo für Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung.
Das Training des Budokan Hünxe wird von vielen SchülerInnen der Waldschule besucht, fällt man doch nach der Schule auf dem Weg zum Bus praktisch in die Turnhalle. Weil Björns beste Kumpels das Training besuchten, wollte es es vor mittlerweile sechs Jahren auch ausprobieren und ist bis heute eifrig und mit viel Ehrgeiz dabei. Zweimal pro Woche besucht er im Anschluss an den Unterricht das Training in Hünxe und einmal pro Monat fahren wir zum Kadertraining. Oft nach Leverkusen, aber auch in Bocholt, Mühlheim oder Holland waren wir schon. Und hätte Corona uns keinen Strich durch die Rechnung gemacht, hätte Björn, der inzwischen den gelb-Orangen Gürtel trägt, in den letzten zwei Jahren viele Wettkämpfe gehabt.

Jetzt war es also Berlin und obwohl wir schon ein paar Wochen wieder zurück sind, sind wir doch immer noch beseelt von den Eindrücken. Fünfter ist er bei seinem ersten Special Olympics Auftritt geworden und alle sind wirklich stolz auf ihn.
Nun starten schon die Vorbereitungen für das nächste Großevent. Anfang September finden in Bonn die NRW Landesspiele von Special Olympics statt. Auch dorthin wird sich eine Delegation des Budokan Hünxe aufmachen, um Titel zu verteidigen und neu zu erringen. Und auch Björn wird wieder dabei sein, um erneut sein Können unter Beweis zu stellen und wieder die Turnierluft bei diesem besonderen Ereignis schnuppern zu können.

Wie bei den "richtigen" Olympischen Spielen gibt es ein Olympisches Feuer, das während einer Eröffnungsfeier entzündet und bei einer Abschlussfeier gelöscht wird, es gibt eine Athletendisco und viele wettbewerbsfreie Angebote. Und natürlich die eigentlichen Wettkämpfe mit ihrer besonderen Atmosphäre von gegenseitigem Respekt und Anerkennung, sportlichem Ehrgeiz, Erfolg und Niederlage und vor allem der Freude über die Möglichkeit zu zeigen, dass das Leben lebenswert ist und genossen gehört.

(Fotos zum Beitrag: Stefanie Kamps)

Autor:

Lokalkompass Kreis Wesel aus Wesel

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