Kurzgeschichte zum Beitrag von Günther Gramer : Ei aus Bodenhaltung

Es begab sich zu einer Zeit, als es noch keine Schokolade gab.

Da lebte ein Holzfällerpaar mit seiner Tochter in einem ärmlichen Häuschen am Waldrand.
Sie hatten nicht viel Geld, es reichte gerade, um täglich etwas zu Essen auf den Tisch zu stellen. Die Kleider wirkten auch schon ziemlich abgetragen. Doch verzweifelte man nicht und nahm sich der Situation an.

Es kam der Tag, andem sich der 6. Geburtstag des kleinen Mädchens näherte. Die Mutter überlegte lange, was sie ihrem kleinen Schatz schenken sollte. Nun, wo das Kind etwas älter ist und man es nicht mehr mit einem besonderen Zweig am Tellerrand oder einer lustig geformten Brotschnitte erfreuen konnte, musste etwas besonderes auf den Tisch.

Die Eltern überlegten lange und dann hatten sie eine blendende Idee:
Es wurde ein Viertel der alten Tischdecke abgeschnitten und mit lieblicher Sorgfalt nähte die Mutter daraus ein winzig kleines Püppchen, grad so goß, dass es hätte in ein Ei gepasst.
Und schon kam dem Vater noch eine Idee. Er lief raus und holte ein Ei, das kurz zuvor von seinen 2 Hühnern gelegt wurde.
Dieses Ei hatte gleich zwei Aufgaben zu erfüllen: es wurde vorsichtig zerteilt. Mit den Inhalt wurde ein Rührei gebraten, wieder eine kleine Mahlzeit, die auf den Tisch kam.
Die zweite Aufgabe dieses Eis: zum Abend, als das kleine Mädchen schon schlief, reinigte die Mutter behutsam die zwei Eierschalenhälften, trocknete sie und legte das winzig genähte Püppchen hinein. Danach wurde dieses Ei draußen versteckt.

Am nächsten Morgen, der Geburtstag, wurde das Mädchen nach draußen geschickt, um nachzusehen, ob eines der Hühner wieder ein Ei gelegt hätte.

Das Staunen und die Freude waren riesengroß, als das Kind mit diesem ganz besonderen Ei wieder zurück ins Haus kam.

Die Mühe hatte sich gelohnt und die Überraschung war gelungen.
Lange war dieses Püppchen das Liebste, das das Mädchen immer bei sich trug.

So muß es sich wohl zugetragen haben, bevor es die Überraschungseier aus Schokolade gab.

Autor:

Maria Brandt aus Wesel

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