Theaterstück bringt Wambeler Europaschülern die Eurokrise näher

Anhand einer WG zeigen vier Schauspieler, welche Probleme die Europäische Union zur Zeit hat. | Foto: Schmitz
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  • Anhand einer WG zeigen vier Schauspieler, welche Probleme die Europäische Union zur Zeit hat.
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Kann ein Bühnenstück die Staatschulden- und Eurokrise näherbringen? „Die Euro-WG – wo Geld ist, ist es schön“ wagte an der Wambeler Europaschule den Versuch - zur Zufriedenheit der jungen Zuschauer.

Die Schauspieler im Stück, das von der Europa-Union organisiert wurde, stehen stellvertretend für vier europäische Länder und deren Überlebens- und Finanzprobleme in ihrer WG: Paul, der Deutsche, Antonio, der Italiener, Xenia, die Griechin und Siiri, die Finnin. Es wird unablässig gestritten, diskutiert, gekocht und geliebt. Der Makrokosmos der EU wird auf den Mikrokosmos der WG übertragen, um zu zeigen, wie sehr dieses brisante Thema unmittelbar in unser Leben eingreift. Anlass ist die geplante Masterarbeit von Paul. Die Bühne ist spartanisch eingerichtet: Ein Rechteck aus Tischen bildet die Bühne. Darin zu sehen sind neben einigen Utensilien wie eine Kochplatte, auf der Spaghetti gekocht werden, ein Stuhl und ein aufblasbares Sofa.

Schüler haben sich vorbereitet

Die Schüler haben sich in Sozialwissenschaften intensiv auf das Thema vorbereitet. „Wir haben einen Film gesehen, in dem die Schuldenkrise thematisiert wurde“, erzählt Luis aus der Jahrgangsstufe 13. „Auch den Unterschied zwischen einer Privatinsolvenz und der Insolvenz eines Landes hat uns der Lehrer erklärt.“ Der Kontakt kam über die Europa-Union, wie Eva Willeke-Brune, Europa-Koordinatorin der Schule, erläutert.

Die Schüler wussten im Vorfeld nicht, wie sie in das Theaterstück eingebunden werden sollten. „Wir wissen nicht, was uns erwartet“, so Christopher, 19 Jahre.
„Die Schüler werden von den Akteuren um ihre Meinung gebeten. Sie fungieren quasi als Europarat“, erklärt Regisseur und Autor Thomas Nufer. „So lässt Paul zum Beispiel am Anfang darüber abstimmen, ob die Bewerber in seine WG einziehen dürfen.“ Die Schüler entscheiden sich per Handzeichen für den Einzug. Die Zuschauer haben regelmäßig die Gelegenheit, mitzudiskutieren. Ein Teil der Schüler war gegen die WG. Paul fragt diese nach ihren Gründen. Ein Schüler etwa sagt, dass die Regeln für alle gleich sein sollten, und nicht einige weniger zahlen dürften als die anderen.

In der WG geht es unter anderem um alltägliche Probleme zwischen den Bewohnern. So taucht etwa das Problem auf, dass Xenia nicht genau so viel in die Haushaltkasse einzahlen kann wie die anderen. Später ist aber sie es, die von ihrem Onkel Geld geschenkt bekommt und so „die Euro-WG rettet“. Das Geschehen wird dabei nicht nur durch Diskussionen zwischen den Zuschauern und Paul unterbrochen, der dabei die so genannte „Vierte Wand“ durchbricht: Dieser lässt sich zudem von Rainer Frickhöfer, Vorsitzender der Europa-Union in Dortmund, verschiedene Zusammenhänge erklären. Dabei erfahren die Schüler viel über die Anfänge der EU in den 1950er Jahren, als sechs Staaten die Europäische Gemeinschaft bildeten. Auch die Vor- und Nachteile der Gemeinschaftswährung erklärte Frickhöfer (Umrechnung fällt weg) und die Auswirkungen der europäischen Bürokratie. Frickhöfer räumt auch mit einigen Irrtümern auf: So ist Japan etwa im Bezug auf sein Bruttoinlandsprodukt deutlich höher verschuldet als Griechenland. Und auch Deutschland hat mehr Schulden, als es nach EU-Bestimmungen haben sollte. Auch sei der Euro als Währung stabiler als die oft verklärte Deutsche Mark.

Witzige Aufführung und neue Erkenntnisse

Das Stück sollte ursprünglich in 25 Städten in NRW gezeigt werden. „Mittlerweile haben wir aber viel mehr Termine, unter anderem auch im Landtag“, so Nufer, der oft mit den vier Schauspielern zusammenarbeitet. Für die Wambeler Schüler hat er viel Lob: „Die Europaschüler zeigten sich wach und kompetent, zum Teil mehr als in anderen Städten. Sie haben kluge Fragen gestellt und waren ungewöhnlich rege.“

Auch die Schüler waren zufrieden. „Ich fand das Stück sehr interessant. Ich habe einiges erfahren, was ich aus dem Unterricht noch nicht kannte“, so Leonie aus der 11. Stufe. „Es war witzig und machte Spaß. Dadurch war es für uns interessanter“, ergänzt ihr Stufenkamerad Nichita.

Die Europa-Union ist eine deutschlandweit tätige Nichtregierungsorganisation, die seit 1946 für eine weitreichende europäische Integration eintritt - unabhängig und überparteilich.

Hier gibt es mehr Infos über die Europa-Union.

Autor:

Tobias Weskamp aus Dortmund-Ost

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