Aktion kämpft gegen Leerstände im Handel

Leerstände sind ein Problem für Städte - der Lüner Anzeiger startet nun eine Aktion. | Foto: Magalski
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Schaufenster ohne Waren sind in Innenstädten ein gewohntes wie trostloses Bild und Leerstände werden in vielen Bereichen zum Problem. Der Lüner Anzeiger startet die Aktion "Wir gegen Leerstand" - ein Projekt für Lünen, Selm und lebendigen Einzelhandel vor Ort.

Horst H. Weischenberg hat zwei Probleme in der Bäckerstraße in Lünen. Das Baggyhouse steht schon seit über zweieinhalb Jahren leer, der Spieleladen Beutebucht zwei Häuser weiter seit sieben Monaten. Weischenberg ist nicht nur Eigentümer der Immobilien, sondern Anwohner der Bäckerstraße. Die Idee der Christdemokraten zum Neubau der Lippebrücke in einer Version nur für Radfahrer und Fußgänger sorgt bei dem Lüner nicht gerade für Begeisterung, beispielsweise aufgrund der höheren Verkehrsbelastung durch Linienbusse in der Bäckerstraße. "Die Aufenthaltsqualität leidet. Die Politik muss aktiv werden, der Brücken-Vorschlag ist kontraproduktiv für eine attraktive Lage", glaubt der Immobilienbesitzer. Anfragen gibt es für die beiden Immobilien von Weischenberg immer wieder, berichtet der mit der Vermittlung beauftragte Immobilienmakler Jochen Meinks von der Immoweb AG in Lünen. Das Problem: Die Geschäftsmodelle passen in vielen Fällen nicht ins Konzept. "Vermietung um jeden Preis ist nicht die Lösung", so Jochen Meinks.

"Wir gegen Leerstand" - ein Gewinn für Vermieter

Tahar Ali von der Interpharm Vermögensverwaltung GmbH ist gleicher Ansicht. Der Laden im Erdgeschoss des Hauses an der Münsterstraße beherbergte über Jahre die Fielmann-Filiale, dann zog die Brillen-Kette in die City ans andere Lippe-Ufer. Matratzengeschäfte oder Billigläden wollten zwar in das leere Ladenlokal einziehen, kassierten aber eine Absage. "Wir wollen unsere Immobilie nicht verramschen", sagt Ali. Leerstände finden sich ohnehin einige zwischen Persiluhr und Kurt-Schumacher-Straße. Die Ex-Räume von Commerzbank, Breitfeld, Friseur La Exotica und Miro Minkus sind ohne Nutzung, der Laden im alten Schlecker scheint ebenfalls Geschichte. Die Bäckerstraße ist Thema für Matthias Rümmler. Der Immobilienmakler der Landesbausparkasse hat hier sein Büro und weniger Meter weiter das ehemalige Ladenlokal von Miss Sporty in der Vermietung im Auftrag einer Privatperson. "Büros oder eine Arztpraxis könnten wir uns hier gut vorstellen, doch leider scheitert es an den Parkplätzen." Städte stärken und Leerstände reduzieren, das ist das Ziel der neuen Aktion des Lüner Anzeigers in Kooperation mit Werbevereinigungen und Immobilienbesitzern. "Wir gegen Leerstand" - so lautet der Titel - soll im ersten Schritt das äußere Erscheinungsbild der leerstehenden Objekte in Lünen und Selm steigern, denn tote Schaufenster machen keinen guten Eindruck. Der Lüner Anzeiger will aus diesem Grund der Schnittpunkt sein zwischen Immobilien-Anbietern und . Der Deal: Die Anbieter stellen Ausstellern wie gemeinnützigen Vereinen, Hobby-Künstlern oder Amateur-Fotografen kostenlos Fläche im Schaufenster zur Verfügung und dürfen im Gegenzug unter der Dachmarke "Wir gegen Leerstand" bis zu drei Fließtext-Anzeigen gratis im Lüner Anzeiger schalten. Der Lüner Anzeiger berichtet natürlich im Verlauf der Aktion über die Entwicklungen.

Bramis erfolgreich mit Schaufenster-Konzept

Ausstellungen in Schaufenstern leerstehender Ladenlokale - die Bramis machen mit dieser Idee bereits seit einiger Zeit gute Erfahrungen. "Die Leerstände konnten wir zumindest vom Aussehen her reduzieren", sagt Michael Ristovitch, Vorsitzender der Brami-Gemeinschaft. Fotografen und Vereine stellen aus und bringen damit Leben ins Schaufenster. Platz ist leider da, denn an Königsheide und Waltroper Straße gibt es im Moment laut Ristovitch neunzehn Leerstände. Dr. Ulrich Seibel, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Lünen-Süd, erzählt von rund dreißig Prozent Leerstand im Ortsteil. Das Schuhhaus, ehemals Mondry, bietet an der Kreuzung der Bahnstraße ein trostloses Bild, in der Nachbarschaft schläft ein ehemaliges Möbelgeschäft den Dornröschenschlaf und die Schlecker-Schließung riss ebenfalls eine Wunde. Das Ladenlokal des ehemaligen Drogeriemarktes in Lünen-Süd ist nach der Pleite vor zwei Jahren noch ohne Nachmieter - ebenso zum Beispiel die Geschäfte in Gahmen und Bork.

Datenbank als Plattform in Selm

Leerstand hat viele Ursachen. Eine Pleite etwa als Ergebnis einer falschen Unternehmenspolitik oder schlicht aus Kundenmangel. "Wenn Bürger die Geschäfte vor Ort bei ihren Einkäufen nicht berücksichtigen, kann es auf Dauer keine große Vielfalt geben", mahnt Thomas Kaim von der Werbegemeinschaft Selm. "Fachgeschäft oder billiger Preis, das ist die Frage." Im Dorf halte sich der Leerstand in Grenzen. Die Stadt Selm arbeitet mit Kiss aktiv gegen Leerstände. Kiss ist die Abkürzung für den Kommunalen ImmoScout Selm, eine städtische Datenbank für Leerstände. Das Projekt listet Angebote und Gesuche rund um Gewerbeimmobilien, Ladenlokale, Gastronomie und städtische Immobilien und vermittelt auf Wunsch - ähnlich wie in der neuen Aktion des Lüner Anzeigers - auch an heimische Künstler für eine Präsentation im Schaufenster.

KONTAKT

Immobilien-Besitzer und an der zeitweisen Nutzung von leerstehenden Ladenlokalen Interessierte melden sich in der Redaktion des Lüner Anzeigers unter Telefon 02306 / 750 44 20, schreiben eine Mail an redaktion@lueneranzeiger.de oder nutzen die Nachrichten-Funktion auf unserer Facebook-Seite.

Thema "Schließung" im Lokalkompass:
>Schlecker-Aus ist beschlossene Sache

Autor:

Daniel Magalski aus Lünen

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