Rathaus-Keller ist das Gedächtnis der Stadt

Die Sammlung alter Schulbücher im Stadtarchiv ist groß. | Foto: Magalski
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Im Rathaus-Keller, hinter einer unscheinbaren Metalltür, verbirgt sich das Gedächtnis der Stadt. Willkommen im Stadtarchiv! Tausende Akten, Bücher, Fotos, Filme, Zeitungsartikel, Siegel und andere spannende Dinge lagern hier.

Die schweren Metallschränke, voll mit Akten bis zur Decke, gleiten auf Schienen auseinander, als Marina Becker das schwarze Rad an der Schrankseite dreht. Sie ist Fachangestellte für Medien und Informationsdienste, Fachbereich Archiv und - zumindest gemessen am Alter der meisten Dinge hier - noch ziemlich jung. Mit 25 Jahren würde man als Dokument eher selten im Archiv landen. "Alt sind Dinge bei uns meistens erst ab 30 Jahren", schmunzelt Marina Becker. Im Laufe der Jahrzehnte ist da einiges zusammen gekommen. Das System der rollenden Schränke macht es erst möglich, die riesigen Mengen hier unter dem Lüner Rathaus zu archivieren. Allein das Verwaltungsarchiv - graue Kartons stapeln sich in den Regalen - umfasst knapp 14.000 Akten. Das alte Archiv reicht vom Mittelalter bis zur Neuzeit, das neue Archiv umfasst häufig Urkunden und Protokollbücher. Insgesamt mögen es wohl um die 100.000 Archivalien sein, aneinander gelegt gut zweieinhalb Kilometer lang. Den Überblick zu behalten, neue Unterlagen einzuordnen, die alten Akten zu pflegen und Anfragen zu beantworten, das sind die Aufgabe des Teams um Archivleiter Fredy Niklowitz, zu dem neben Marina Becker noch Rosmarie Schmidt und ehrenamtliche Helfer gehören. Viele alte Fotos müssen außerdem noch digitalisiert werden, um sie fit für das Computer-Zeitalter zu machen.

Im Tresor liegen die Schätze

Marina Becker schließt den letzten Raum auf. Wieder alte Bücher, in Tierhäute gebunden. Bruchstücke von Worten. Napoleon. Großherzogtum. Die Luft hier unten hat ihren ganz eigenen Geruch. Es riecht nach Alter und Geschichte, bei konstanter Luftfeuchtigkeit um fünfzig bis sechzig Prozent. Das ist wichtig, denn das häufig sensible Archivgut könnte sonst Schaden nehmen. Ein alter Tresor steht an der Wand. Marina Becker steckt den Schlüssel ins Schloss, dreht ihn herum. Es knackt und rattert, als die schweren Schlösser die Tür freigeben. Im Tresor liegen die größten Schätze hier im Stadtarchiv: Die Urkunde zur Verleihung der Stadtrechte durch Graf Adolf von der Mark von 1341, eine von Hand gezeichnete Karte von Lünen von 1761 und das rote Buch, die erste Chronik, die von Pest, Leid und Hochwasser berichtet. Ein Moment, der auch für Marina Becker immer wieder ein besonderer ist. Das Stadtarchiv sorgt dafür, dass zukünftige Generationen diese Faszination ebenfalls erleben dürfen.

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Autor:

Daniel Magalski aus Lünen

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