Was Häuser erzählen können...

Lassen wir Herzen sprechen

Der Haustürverkäufer gönnt sich eine kurze Pause am Büdchen um die Ecke, muss mal verschnaufen.
Der Besitzer kennt ihn, spendiert ihm einen heißen Tee,hat Mitleid und ein großes Herz. Er weiß, Not treibt diesen Mann zu dem Geschäft dass er trotz seines hohen Alters betreiben muss. Seine Rente reicht kaum für das Nötigste, er ist schwer krank braucht teuere Medikamente, die er zum Teil selbst zahlen muss. Er ist total allein mit sich, seiner Armut, Krankheit, Hilflosigkeit.

Früher hat er die Menschen mit dem Spiel auf seinem Akkordeon begeistert, war beliebt, wurde gern gebucht bei großen Festen.
Müde von dem mühsamen Verkauf von Haus zu Haus erzählt er was ihm schon Häuser verraten: ‚ Ich betrete ein Haus, mich umweht ein Hauch von Wärme, freundliche Menschen empfangen mich, sind offen, herzlich, freundlich. Wenn ich Glück habe, kaufen sie mir eine Kleinigkeit ab, sie kennen mich noch, erinnern sich, lächeln, wechseln ein paar nette Worte, fragen warum ich das machen muss,
z.B. bei einem Wetter, wo man kaum einen Hund rausjagen würde.
Manchmal lese ich Mitleid in den Augen, Betroffenheit, bei großem Glück bekomme ich mal ein Kleidungsstück geschenkt:
‚war schon zurecht gelegt für die Kleidersammlung’, sagt man dann fast etwas verschämt.

‚Ja, die Häuser erzählen viel über ihre Menschen, kenne mich aus,’ seufzt der nette alte Herr und fährt fort: ‚in einem anderen Haus spüre ich deutlich Kälte wenn ich es betrete. Ein unangenehm kühler Hauch streift mich, der schaudern, frösteln, zusammen zucken lässt wie bei Eiseskälte selbst wenn es draußen 40 ° hat. Ich ahne dann schon wie der Empfang ausfallen wird.
Klinge ich an der Tür wird sie oft unwirsch aufgerissen, man mustert mich von oben bis unten herrscht mich an: „Bettler unerwünscht!“
Oft wage ich den zaghaften Einwand nicht mal mehr:‚ich verkaufe günstig Kleinigkeiten... Ich komme kaum dazu, weil die Türe vor meiner Nase zugeknallt, hinter der Tür lautes Schimpfen, Streit hörbar wird. Ich fühle mich unwohl, schleiche davon wie geprügelt, fühle mich gedemütigt, empfinde Scham, zittere vor dem was mich an der nächsten Tür erwarten wird.

Wage wieder einen Versuch, zumindest lässt man mich hier ausreden, aber diese Kälte, oft gar Hass sind deutlich.
Bin doch schuldlos an allem, manchmal mag ich nicht mehr, will einfach nur meine Ruhe. Die Zeiten sind nicht gut sagt er, auch für andere. Ich nehme all die Wut, den Frust der Bevölkerung wahr der sich breit macht überall, mehr und mehr.

Er zieht weiter, der alte Verkäufer, bleibt trotz allem freundlich, menschlich, verständnisvoll für die Situation anderer,
schluckt alles, fast demütig... lauscht aufmerksam dem was Häuser und Menschen erzählen...

Autor:

Evelyn Gossmann aus Mülheim an der Ruhr

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