Nur im Notfall! ArToll-Ausstellung nur noch bis Sonntag 26 September!

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Flaschen auf einem Abtropfbrett. Es sind keine saubere Flaschen. Ein Hämmerchen an einer Kette hängt zwischen zwei der Abtropfstäbchen. Daneben hängen zwei Schilder: auf dem linken steht: „Kees van Raaij“ und rechts: „Nur in Notfall Alleen in geval van nood“.

Es ist die einfachste Präsentation der Kunstausstellung „Chaos“ im Künstlerhaus „ArToll“ der Rheinischen Kliniken, Haus 6. Ein einfaches Kader: Holzquadrat, schräg nach oben laufende Holzstäbchen, Glas rund oder eckig, jedenfalls dreckig und speckig, Kettchen ist ein normales, sauberes Kettchen. Und das Hämmerchen? Sieht aus wie ein Auktionshammer. Schwer ist das Ding und geeignet richtig damit zu hämmern. Und dann gibt es noch Papier, nämlich die Etiketten auf manchen Flaschen. Knoblauch war in einem der Gefäße. Gut zu wissen.

„Nur in Notfall“. Durch solche Schilder wird etwas erlaubt was sonst nicht darf. Aber was?

Im Begleitschreiben steht über dieses Objekt: „Nur im Notfall liefert denjenigen ein Hämmerchen, die das Glas alle dieser Fläschchen und Töpfchen nicht mehr ertragen können“.

In Kees van Raaijs Muttersprache steht es etwas anders. Das Hämmerchen soll sein für diejenigen: „die de materiaalstress in het glas van al die flesjes en potjes niet meer verdragen kunnen“.
So ruhig wie das Glas auch aussieht, es steht tatsächlich immer unter Spannung („Materialstress“), wenn auch nicht sehr viel. Ganz sensible Menschen werden angesprochen, aber die dürfen dann zulangen! Aha! Aber andere nicht!

Das schwere, kleine Hämmerchen ist also der Gegenstand den man betätigen darf. Und das Glas ist das Objekt das leiden muss, damit der Beobachter nicht mehr leidet. Klar! War doch deutlich von Anfang an, oder? So schön ist das Glas nicht, dass es deswegen geschont werden müsste. Der deutsche Text erlaubt sogar schneller diese wunderbare Handlung des Kaputtschlagens. „Materialstress nicht mehr ertragen können“, was soll das! Das ganze Glas hängt mir den Hals heraus. Gelungene Aktion, denke ich. Aber heute kann ich viel ertragen und lauf weiter.

Aber ich komme doch wieder zurück zu diesem Kunstgegenstand. Er stört. Ich fühle sich gefangen. Das vermaledeite Hämmerchen! Aber dann kommt mir der gute Pfarrer von Uddarbo in den Sinn, der immer ein Glas über eine Fliege stülpte die sich in seiner Wohnung verirrte und die er dann so bequem hinausbringen konnte. Ich meine, das wäre doch auch ein Fall der es mir erlauben würde das Kunstwerk anzufassen und zu verändern, oder?

Nachdem ich die Fliege hinausgebracht habe, bringe ich das Glas wieder zurück, versprochen! Aber welches Stäbchen war es auch wieder?
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Autor:

Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau

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